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Fluggesellschaft
Air Berlin soll um die Hälfte schrumpfen

Die zweitgrößte Fluggesellschaft Deutschlands Air Berlin will sich laut Medienberichten "gesund schrumpfen". Dafür will sie möglicherweise die Hälfte der Flugzeuge an andere Fluggesellschaften abtreten. Auch Arbeitsplätze sind demnach in Gefahr.

Von Dieter Nürnberger | 26.09.2016
    Ein Flugzeug der Fluggesellschaft "Air Berlin" startet am 26.09.2016 vom Flughafen Tegel in Berlin.
    Einige Luftfahrtexperten würden es begrüßen, wenn die Pläne umgesetzt würden. (picture alliance / dpa - Jannis Mattar)
    In den vergangenen drei Jahren musste Air Berlin insgesamt knapp 1,2 Milliarden Euro Verluste vermelden. Und stets waren die roten Zahlen Anlass für weitere Sparmaßnahmen und Spekulationen. Aus der Unternehmenszentrale von Deutschlands zweitgrößter Fluggesellschaft hieß es dann immer "Wir beteiligen uns nicht an Marktspekulationen." So ist es auch diesmal: "Kein Kommentar."
    Laut "Süddeutscher Zeitung" soll Air Berlin kräftig schrumpfen. Am Ende dieses Prozesses würde die Airline dann lediglich noch 70 Maschinen betreiben, das wäre rund die Hälfte des derzeitigen Angebots. Zudem sollen etwa 1.000 von 8.600 Arbeitsplätzen wegfallen, überwiegend in der Verwaltung.
    Schon vor ein paar Wochen wurde bekannt, dass Air Berlin rund 40 Maschinen an Eurowings, den Billiganbieter der Lufthansa, vermieten will. Weitere Maschinen sollen in einer neu zu gründenden Gesellschaft mit dem Touristikkonzern Tui zusammengelegt werden.
    Bislang günstige Flüge und Parnter für Geschäftsflüge
    Für viele Luftfahrtexperten wäre die Umsetzung dieser Pläne zumindest ein Schritt in die richtige Richtung. Das Geschäftsmodell von Air Berlin sei zu unübersichtlich gewesen, sagen viele: Zum einen eine Art Billiganbieter, zum anderen auch Partner für Geschäftsflüge – Fernstrecken und innerdeutsche Verbindungen nebeneinander.
    Es gehe jetzt darum, Verluste zu begrenzen und sich eindeutiger zu positionieren, sagt beispielsweise der Hamburger Luftfahrtexperte Cordt Schellenberg. "Das würde Air Berlin sicherlich auch finanziell entlasten, weil die Flugzeuge Eurowings gegen Geld zur Verfügung gestellt werden. Man ist also nur noch der Transporteur, muss aber nicht das wirtschaftliche Risiko tragen."
    Air Berlin konnte seit dem Börsengang 2006 nur ein einziges Mal Gewinn ausweisen. Hauptaktionär Etihad Airways musste deshalb in den vergangenen Jahren mehr als eine Milliarde Euro in das defizitäre Unternehmen stecken. Wie lange die nationale Fluggesellschaft aus den Vereinten Arabische Emiraten noch geduldig mit dem Verlustbringer bleibt, ist offen. Beobachter gehen davon aus, dass es Etihad bei der Beteiligung an Air Berlin vor allem darum geht, strategisch ein Standbein auf dem deutschen Markt zu haben, trotz vorhandener Beschränkungen durch internationale Laufverkehrsabkommen. Zudem gehe es um eine Stärkung des internationalen Drehkreuzes in Abu Dhabi und Air Berlin gilt hier als wichtiger Zubringer.
    Wenig Veränderung für Kunden
    Für die Kunden von Air Berlin würde sich durch die Ausgliederungspläne recht wenig ändern, sagt Luftfahrtexperte Cordt Schellenberg. Wer schon lange vorab gebucht habe, werde auch transportiert.
    "Üblicherweise wird so verfahren, dass den Fluggästen mitgeteilt wird, dass sie umgebucht werden - wenn ein Flug beispielsweise nicht mehr unter einer Air-Berlin-Flugnummer durchgeführt wird, sondern unter einer von Eurowings. Oft sind auch Flugzeiten nahe bei dem, was man schon gebucht hat."
    Werde ein Flug gestrichen, bekämen die Kunden ihr Geld zurück. Wobei die Fluggesellschaften auch stets bemüht seien, den Kunden lieber einen ähnlichen Flug zu ähnlichen Preisen anzubieten.
    Allerdings ist es noch nicht ausgemacht, wie die Pläne einer Zusammenarbeit zwischen Air Berlin und der Lufthansa-Tochter Eurowings konkret aussehen. Eine erste Antwort könnte es am Mittwoch geben. Denn dann tagt turnusgemäß der Lufthansa-Aufsichtsrat.