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Flughafen an Flughafen

Die Flughäfen in und um Saarbrücken herum liefern sich einen ambitionierten Wettbewerb: Denn schließlich konkurriert man nicht nur mit den Regionalflughäfen in Rheinland-Pfalz, sondern auch mit Metz-Nancy, Straßburg und Luxemburg.

Von Tonia Koch | 10.04.2012
    Die meisten Passagiere am Flughafen Saarbrücken sind geschäftlich unterwegs und wissen die kurzen Wege zu schätzen.

    "Für mich ist es ideal, ich wohne 20 Kilometer von hier, besser geht es nicht. Ausschließlich dienstlich, schnelle Abfertigung, nur ein halbe Stunde vorher da, es ist perfekt. Als Geschäftsreisende, ausschließlich, aber ich möchte gerne dass es bleibt, wie es ist."

    Wenn es so bleiben soll, muss der Flughafen die Passagierzahlen steigern. Im vergangen Jahr flogen lediglich 453.000 Fluggäste ab Saarbrücken, das ist zu wenig, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Das Land schießt deshalb etwa fünf bis acht Millionen Euro jährlich zu, um den Flugbetrieb zu garantieren. Die Landesregierung rechtfertigt die Finanzhilfen damit, dass der Flughafen für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes unverzichtbar sei. Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer.

    "Deswegen sind das Zuführungen aus dem Landeshaushalt, die aus meiner Sicht einen sehr stark wirtschaftsfördernden Charakter haben und die deshalb auch vertretbar sind."

    Der Flughafen Saarbrücken sieht sich einer besonderen Wettbewerbssituation gegenüber. In Reichweite mit Anfahrtswegen von etwa einer Stunde liegen die ausländischen Flughäfen Metz/Nancy, Straßburg und Luxemburg sowie die beiden rheinland-pfälzischen Airports Hahn und Zweibrücken. Die beiden Flughäfen auf rheinland-pfälzischer Seite sind auf Konversionsflächen entstanden. Das Militär ging, es blieb ein Rollfeld zurück und darauf wurden Landeplätze eingerichtet. Dem nur 40 Kilometer entfernten Zweibrücken wurde mit Hilfe finanzieller Unterstützung der rheinland-pfälzischen Landesregierung erst vor zehn Jahren Leben eingehaucht. Daraus resultierte ein ruinöser Konkurrenzkampf um die Gunst von Kunden und Fluglinien, der nun beendet werden soll. Eine Kooperation zwischen Saarbrücken und Zweibrücken steht kurz vor dem Abschluss. Annegret Kramp-Karrenbauer.

    "Wir wollen beide Standorte in Zukunft erhalten und wir können durch eine gemeinsame Geschäftsführung und eine gemeinsame Vermarktung hier einen großen Schritt machen zur Sicherung der überregionalen Verkehrsanbindung auf dem Luftweg."

    Die Konkurrenzsituation der beiden Flughäfen hat auch den Argwohn der Europäischen Kommission geweckt. Diese hat sowohl gegen Saarbrücken als auch gegen Zweibrücken ein Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet und prüft etwaige Betriebsbeihilfen sowie Rabatte, die den Fluggesellschaften gewährt wurden. Der zuständige saarländische Finanzstaatssekretär Gerhard Wack ist jedoch zuversichtlich, dass die EU letztendlich keinen Verstoß gegen europäisches Beihilferecht feststellen wird.

    "Wir sind der Auffassung, dass das, was wir an Möglichkeiten der Unterstützung an Fluglinien eingegangen sind, dass das EU-konform ist, also nicht zu Wettbewerbsverzerrungen geführt hat und die EU auf den Plan rufen wird."

    Die EU hat dann nichts gegen Beihilfen im Luftverkehr einzuwenden, wenn diese eine dem Gemeinwohl dienende Zielsetzung verfolgen und den Binnenmarkt nicht ungebührlich beeinträchtigen. Die saarländische Landesregierung hofft, dass die EU-Kommission die Dinge auf diese Weise betrachten möge.