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Flughafen Parchim in Mecklemburg-Vorpommern
Viel Geld, viele Ideen und dennoch kein Neuanfang

Internationales Drehkreuz für Warenverkehr zwischen Europa, Asien und Afrika, Industriepark, Marken-Tempel: Der chinesische Investor Jonathan Pang hatte schon viele Ideen, wie er den ehemaligen Militärflughafen Parchim in Mecklenburg-Vorpommern zu neuem Glanz verhelfen könnte. Geklappt hat bisher nichts von alledem, aufgeben will Herr Pang seinen Traum aber nicht.

Von Silke Hasselmann | 06.06.2016
    Der chinesische Flughafen-Investor Jonathan Pang auf dem Flugplatz Parchim
    Der chinesische Investor Jonathan Pang träumt weiter von seinem Erfolgsprojekt Parchim. (dpa / Jens Büttner)
    "I'm a Parchimer."
    Tatsächlich ist Herr Pang ein chinesischer Logistikunternehmer, der den vereinbarten Kaufpreis von 30 Millionen Euro doch nicht vollständig überweisen konnte. Der Landkreis erließ ihm irgendwann den Rest.
    Immerhin zahlt Pang bis heute zuverlässig die laufenden Kosten von circa 30.000 Euro monatlich. Geld, das der klamme Landkreis nicht mehr aufbringen muss, weshalb man dort froh ist über das Engagement des Chinesen. Zugleich ist in Parchim eine gewisse Müdigkeit eingekehrt, was an der für ein internationales Drehkreuz China-Europa ungewöhnlichen Ruhe über dem Flughafengelände liegt.
    Dabei ging es 2008 verheißungsvoll los - mit dem feierlichen Durchschneiden eines roten Bandes über dem Rollfeld.
    Viele Konzepte für einen Traum
    Der mehrfach preisgekrönte NDR-Dokumentarfilm "Parchim International" erzählt ganz wunderbar die Geschichte von Herrn Pang und seinem Parchim-Traum. Konzept Nr. 1: Der Airport Parchim werde zu einem internationalen Drehkreuz entwickelt, vor allem für Warentransporte zwischen Europa, Asien und Afrika. Gern auch für Passagiere. Konzept Nr. 2: ein Industriepark mit einem Investitionsvolumen von 100 Millionen Euro.
    Die jüngste Idee: Der Flughafen in der mecklenburgischen Provinz soll zu einem "Airport Village" werden, sprich: zu einem Marken-Tempel. Die Leute würden nur mit dem Ziel nach Parchim fliegen, die Duty-free- Zone nie zu verlassen, sondern auf dem weiten Gelände bei bis zu 7000 Händlern steuer- und visumsfrei einkaufen gehen zu können.
    Der Film zeigt, wie Jonathan Pang immer wieder Millionären und Milliardären in Hongkong und Peking die Vorzüge eines solchen Investments schmackhaft machen möchte. Man bekommt den Eindruck: Der Mann denkt visionär und in anderen Zeitabschnitten als die Einheimischen. Die wiederum sind nach neun Jahren ohne nennenswerten Flugbetrieb skeptisch, was Pangs neueste Idee angeht:
    "Schön wäre es ja, wenn alle Seiten etwas davon hätten." - "Wenn es Arbeitsplätze bringen sollte, dann ja. Aber ich glaub's nicht." - "Herr Pang hat immer noch nicht begriffen, dass es in Deutschland anders läuft."
    Aufgeben kommt nicht infrage
    Tatsächlich meint der chinesische Investor inzwischen, dass er auch dann nicht aufgeben werde, wenn das Projekt einige Jahrzehnte in Anspruch nimmt. Die Einheimischen wiederum glaubten noch nie daran, dass der Flughafen Parchim dereinst hunderttausende Arbeitsplätze nach sich ziehen würde wie einst von Pang in Aussicht gestellt. Doch im Gespräch mit den Bürgern blieb Jonathan Pang dabei: Die Leute hier hätten keine Erfahrung mit solchen Visionen und großen Projekten wie dem Einkaufstempel, aber in Parchim werde richtig etwas passieren.
    Flughafen als Übungsplatz
    Natürlich fragt sich manch einer, wer hinter Jonathan Pang steht und wer ein Interesse daran hat, langfristig eine große Fläche zu sichern, die strategisch günstig zwischen Berlin, Hamburg und Ostseeküste liegt. Ein Chinese als Eigentümer von Infrastruktur - kann das gut gehen? Landkreis und Landesregierung denken im Moment eher finanziell, und da gilt Pang zumindest als verlässlicher Zahler der laufenden Kosten. Er investierte in die Erneuerung des früher kaputtsanierten Rollfeldes und ließ einen neuen Tower errichten. Ganz nutzlos ist der nicht: Parchim Airport wird durchaus angeflogen. Diverse Fluggesellschaften lassen hier das Landen und Starten üben.