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Fluglärm
Steiler landen mit weniger Krach

Störender Fluglärm entsteht vor allem beim Starten und Landen, wenn die Flugzeuge in geringer Höhe fliegen. Ein wenig Entlastung könnte ein steilerer Landeanflug bringen. Ob moderne Flugzeuge damit klarkommen, haben Ingenieure in Braunschweig untersucht.

Von Sönke Gäthke | 11.12.2013
    "Ja - dauert noch einen Moment, wir bleiben jetzt erst mal in unserer Höhe von - 3000 Metern, ziemlich genau, fliegen an das Funkfeuer Leine heran und von dort beginnen wir dann unseren Anflug."
    Vilmar Mollwitz von der Abteilung Pilotenassistenz beim DLR Braunschweig blickt auf seine Instrumente im Cockpit, greift zu einem kurzen Hebel:
    "Wir fliegen jetzt mit 200 Knoten, also 360 km/h etwa. Und jetzt reduzieren wir schon mal die Geschwindigkeit - auf 170 Knoten - und fahren auch schon mal die Landeklappen ein bisschen aus."
    Grundsätzlich, erklärt Abteilungsleiter Bernd Korn, gebe es zwei Möglichkeiten, den Lärm beim Landeanflug zu mindern:
    "Einfach leiser zu sein oder den Lärm weiter weg zu bringen. Von den Leuten. Und hier haben wir den zweiten Ansatz gewählt, wir sind einfach länger höher, da sind wir weiter weg, müssen dadurch ja steiler runter, weil wir ja irgendwie auf die Landebahn runter kommen wollen, und hoffen, dass das Lärm mindernd wirkt."
    Vilmar Mollwitz blickt, während er spricht, auf die Fenster des Flugsimulatorcockpits: Monitore, die den Flug fast perfekt simulieren - unten zieht die Landschaft vorbei, oben wölbt sich der blaue Himmel, in der Ferne der Horizont. Vor allem deshalb wirken Kurven oder Sinkflüge so real wie im echten Flugzeug, erklärt er:
    "Wenn wir steiler anfliegen, muss das Flugzeug stärker bremsen. Das heißt, wie mit dem Fahrrad, wenn der Berg steiler ist, den sie herabfahren, müssen sie stärker bremsen."
    Bernd Korn: "Jetzt ist es so, man ist sehr konservativ, zu recht in der Luftfahrt, man möchte ja auf jeden Fall sicher sein."
    Vilmar Mollwitz: "Und da die Flugzeuge aber für drei Grad ausgelegt wurden, ursprünglich, war niemandem klar, ob sie vier einhalb Grad tatsächlich halten können - oder ob sie dabei zu schnell werden."
    Und sie daher zusätzliche Bremsen bräuchten, einfach gesagt. Die Braunschweiger Forscher haben daher erst einmal jahrelang an der Idee gearbeitet, diskutiert, den Anflug programmiert, in Computern und Flugsimulatoren getestet, bis sie sicher waren: Es geht. Fast alle modernen Flugzeuge können das. Unterdessen beginnt der Flugsimulator mit dem Landeanflug.
    Bernd Korn: "Also wir sind an einer Stelle, an der man normalerweise schon geradeaus auf den Flughafen zufliegt. Das heißt, wir haben hier auch den Weg verkürzt, nutzen dort eine Fähigkeit von modernen Flugzeugen, eine Kurve perfekt abfliegen zu können."
    Vilmar Mollwitz: "Und wie sie sehen, führt die Kurve auch noch exakt über die A7 zwischen den Siedlungen Kirchhorst hindurch, also - noch schöner kann man das nicht legen, um möglichst kein Wohngebiet zu überfliegen."
    Für Hannover haben die beiden Forscher also eine Flugroute entwickelt und programmiert, die Lärm auf zwei Weisen reduziert: Zum einen bleibt das Flugzeug länger in einer größeren Höhe als heute. Dadurch wirkt es am Boden leiser. Zum anderen kurvt es dank verbesserter Technik elegant um Wohngebiete herum. Bernd Korn:
    "Dieses Verfahren hat die TUI jetzt im sogenannten Probebetrieb, in sehr enger Abstimmung auch mit der Deutschen Flugsicherung, und wir werden in Kürze auch entsprechende Messmikrofone auch unterhalb dieses Anflugweges installieren, um dann auch eine Langzeitmessung durchführen zu können, um wirklich sagen zu können, was bringt es denn tatsächlich."