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Flugsicherung und Fraport wollen verhandeln

Bislang haben beide Seiten nur die Muskeln spielen lassen. Doch der Druck vor allem auf den Betreiber des Frankfurter Flughafens war offenbar zu groß. Jetzt wollen Fraport und die Gewerkschaft der Flugsicherung wieder miteinander reden.

Von Brigitte Scholtes | 22.02.2012
    Von 22 Uhr an arbeiten die etwa 200 Vorfeldmitarbeiter auf dem Frankfurter Flughafen wieder normal. Das sagten übereinstimmend die Sprecher von Fraport und von der Gewerkschaft der Flugsicherung. Doch wie bei allen Streiks in der Luftfahrt, so wird es auch dieses Mal wieder eine gewisse Zeit dauern, bis der Betrieb völlig normal läuft. Vereinzelt werde es deshalb auch in den nächsten Tagen noch Ausfälle geben. 174 Flüge wurden heute annulliert, 174 von insgesamt 1260 geplanten. Fraport hatte speziell geschulte Aushilfskräfte eingesetzt und so dafür gesorgt, dass der Streik zum großen Teil ins Leere lief. Und das hat die Position des Flughafenbetreibers gestärkt, meint Jochen Rothenbacher, Luftfahrtexperte der Equinet-Bank:

    "Wenn man einfach sieht, wie sukzessive weniger die Ausfälle wurden von Tag zu Tag, habe ich nicht den Eindruck, dass die Fraport da jetzt in Panik geraten ist, sondern eher im Gegenteil, wenn bis Freitag gestreikt worden wäre und es wäre der Fraport weiter gelungen, von Tag zu Tag die Ausfälle zu reduzieren, dann wäre die Verhandlungsmacht der Gewerkschaft ja völlig verloren gegangen. Vielleicht ist jetzt ein guter Zeitpunkt für beide Parteien, eine Lösung in dem Tarifkonflikt zu finden und für beide Parteien, dann eine Gesichtswahrung da zu haben."

    Die Gewerkschaft der Flugsicherung hatte ein schriftliches Gesprächsangebot angenommen. Fraport-Chef Stefan Schulte hatte das am Morgen auch in einer Pressekonferenz erläutert:

    "Ich glaube, wir sind sehr gut beraten, offen, ehrlich, uns aber auch in den Anforderungen an der Sache, an den Berufsbildern orientiert zusammenzusetzen. Da werden wir vorher keine Festlegung auch unsererseits reingeben, wo eine Zahl liegen kann, sondern wir gehen da sehr offen hinein, erwarten das aber auch von der Gegenseite."

    Die Botschaft des Flughafenchefs an die Gewerkschaft ist diesen Worten deutlich zu entnehmen: offen, ohne Vorfestlegung und an Berufsbildern orientiert - damit möchte Fraport weg von der Empfehlung des Schlichters Ole von Beust, der etwa bei der Vorfeldaufsicht ein Gesamtgehaltsplus von 52 Prozent für richtig gehalten hatte. Im Bereich der Vorfeldkontrolle habe man die Forderungen nahezu erfüllt, hatte Schulte am Morgen nochmals gesagt. Aber die Forderungen für die erstmals verhandelte Vorfeldaufsicht und die Verkehrszentrale seien zu hoch gewesen. Zu hoch jedenfalls im Vergleich zur Gehaltsstruktur des Konzerns, meint auch Analyst Rothenbacher:

    "In meinen Augen konnte Fraport hier keinen Präzedenzfall schaffen. Denn wenn sie für einen kleinen Teilbereich der Mitarbeiter derartige Gehaltserhöhungen zulässt, dann werden auch andere Mitarbeitergruppen diesem Präzedenzfall nacheifern wollen. Und das würde intern natürlich massiv Unruhe erzeugen. Von daher gab es für Fraport keine Möglichkeit, auf diese Gehaltsforderungen einzugehen."

    Hauptleidtragender des Streiks war wohl die Deutsche Lufthansa: Sie bestreitet 60 Prozent der Flüge vom Flughafen Frankfurt, der Ausstand habe sie bisher einen hohen zweistelligen Millionenbetrag gekostet, sagte Personalvorstand Stefan Lauer. Fraport dürfte der Streik vielleicht einen mittleren einstelligen Millionenbetrag gekostet haben. Nichts, was die beiden Unternehmen ins Wanken brächte.