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Flugzeugunglück in Südfrankreich
150 Menschen sterben bei Absturz

Beim Absturz einer Germanwings-Maschine in Südfrankreich sind laut Polizei alle 150 Menschen an Bord ums Leben gekommen. Auch 67 Deutsche sind unter dem Opfern. Das Flugzeug war auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf.

24.03.2015
    Trümmerteile des in Südfrankreich verunglückten Germanwings-Fluges.
    Trümmerteile des in Südfrankreich verunglückten Germanwings-Fluges. (picture alliance / Maxppp / Stehpane Duclet)
    Bei dem Absturz von Flug 4U 9525 in Südfrankreich hat es nach Angaben der französischen Polizei keine Überlebenden gegeben. Premierminister Manuel Valls sagte, ein Hubschrauber habe an der Unglücksstelle landen können. Dabei sei festgestellt worden, dass es keine Überlebenden gebe. Die Bergung der Leichen aus unwegsamen Gelände wird nach Angaben der Einsatzkräfte Tage dauern. Ein Flugdatenschreiber sei geortet worden, teilte Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve am frühen Abend mit.
    Laut Germanwings waren 67 Deutsche in der Maschine. Darunter waren nach Angaben der nordrhein-westfälischen Schulministerin Sylvia Löhrmann auch 16 Schüler und zwei Lehrerinnen aus Haltern. Sie seien auf dem Rückweg von einem Austausch in der Nähe von Barcelona gewesen.
    Angela Merkel sprach den Angehörigen ebenso wie viele andere nationale und internationale Politiker ihr Mitgefühl aus. Sie will morgen nach Südfrankreich fliegen. Zudem waren nach französischen Angaben auch viele Spanier an Bord der Maschine.
    Unglück nahe Meolans-Revel
    Experten von Germanwings, Lufthansa und Airbus sind auf dem Weg zur Unglücksstelle. Sie liegt in der Nähe des Ortes Barcelonnette - in einer entlegenen und verschneiten Bergregion, die sich nach Angaben der französischen Regierung nur aus der Luft erreichen lässt. Der Ratspräsident des Départements Alpes des Haute Provence, Gilbert Sauvan, sagte der Zeitung "Les Echos", der Airbus sei auseinandergebrochen. "Das größteTrümmerteil hat die Größe eines Autos", wurde er zitiert. Flugzeugteile seien über eine Fläche von 100 bis 200 Metern verstreut. 500 Polizisten und Feuerwehrleute seien in dem Gebiet.
    French emergency services workers gather in Seyne, south-eastern France, on March 24, 2015, near the site where a Germanwings Airbus A320 crashed in the French Alps. A German airliner crashed near a ski resort in the French Alps on March 24, killing all 150 people on board, in the worst plane disaster in mainland France in four decades. AFP PHOTO / BORIS HORVAT
    Französische Rettungskräfte in Seyne, nahe der Stelle des Absturzes des Germanwings Fluges (AFP / Boris Horvat)
    Germanwings zufolge war das Flugzeug um 10.01 Uhr in Barcelona gestartet und hatte um 10.45 Uhr seine reguläre Flughöhe von 12.000 Metern erreicht. Etwa eine Minute später habe es diese verlassen und sei in den Sinkflug übergegangen. Die Piloten hätten bei der Flugsicherung nicht beantragt, die Flughöhe verlassen zu dürfen. Entgegen erster Angaben hat die Besatzung der Maschine vor dem Absturz kein Notsignal abgesetzt.
    Das Alter des Flugzeugs von 24 Jahren stellt nach Angaben von Germanwings kein Problem dar. Viele vergleichbare Airbusse seien sicher unterwegs. Der Airbus sei zuletzt am Montag einem Routinecheck unterzogen worden und am Dienstagmorgen mit 122 Passagieren von Düsseldorf nach Barcelona geflogen. Das Unternehmen betonte zudem, der Kapitän des abgestürzten Flugzeugs habe seit mehr als zehn Jahren für Germanwings und Lufthansa gearbeitet. Auf dem Modell Airbus habe er über 6000 Flugstunden absolviert.
    Der Luftfahrtsexperte Elmar Giemulla sagte im Deutschlandfunk, acht Minuten sei eine sehr lange Zeit für einen Sinkflug. Deshalb sei es rätselhaft, dass die beiden Piloten weder einen Notruf absetzten noch versuchten, das Flugzeug aus den Alpen zu lenken. Das Vorgehen lasse darauf schließen, dass die Piloten nicht mehr Herr über ihr eigenes Verhalten gewesen seien. Giemulla betonte, es sei nicht von einem völligen technischen Versagen der Maschine auszugehen. Immerhin sei das Flugzeug nicht abgestürzt, sondern im Sinkflug gewesen, die Triebwerke hätten also noch gearbeitet.
    Zentral sei deshalb die "völlige Passivität der beiden Piloten." Derzeit könne man nur spekulieren, was den Sinkflug ausgelöst habe. "Und man kann sicherlich einen Sinkflug aufhalten oder versuchen zu drehen, aus den Alpen rauszukommen, und das ist nicht mal besonders versucht worden", sagte Giemulla. Über den Ablauf des Unglücks könne der Stimmenrekorder aus dem Cockpit aufklären.
    Krisenhotlines
    Das Auswärtige Amt hat einen Krisenstab eingerichtet. Angehörige könnten sich unter der Krisenhotline 030 - 5000 3000 informieren. Der Düsseldorfer Flughafen richtete eine Telefonhotline unter 0800/7766350 ein. Angehörige erhalten zudem bei Germanwings unter der Nummer 0800/11335577 Auskunft.
    (fwa/hba/bor/tön)