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Flugzeugunglück nahe Teheran
Drei Deutsche unter Absturzopfern im Iran

Bei dem Flugzeugcrash im Iran sollen auch drei deutsche Passagiere ums Leben gekommen sein. Insgesamt sind bei dem Absturz der ukrainischen Maschine 176 Menschen getötet worden. Als Unglücksursache gaben die iranischen Behörden einen technischen Defekt an.

Von Florian Kellermann | 08.01.2020
Ein metallenes Wrackteil liegt auf losem Untergrund
Unglücksursache könnte ein Defekt am Triebwerk sein (dpa/AP/Mohammad Nasiri)
Das Flugzeug hatte schon drei Minuten nach dem Start Feuer gefangen und war in der Nähe der Stadt Parand abgestürzt, in der viele Mitarbeiter des Teheraner Flughafens wohnen. Ein im Internet verbreitetes Video zeigt die noch brennenden, weit verstreuten Trümmer der Maschine.
Zur Unglücksursache gibt es bisher nur die Aussage der iranischen Behörden. Demnach habe es sich um einen technischen Defekt gehandelt. Das iranische Transportministerium sprach von Problemen am Motor. Entgegen Spekulationen im Internet sei die Maschine nicht von einer Rakete getroffen worden, so das Ministerium. Sonst wäre das Flugzeug bereits in der Luft zerborsten, erklärte ein Vertreter der Regierung.
Spekulationen über Unglücksursache
Die ukrainische Botschaft in Teheran wiederholte diese Angabe der Unglücksursache zunächst, nahm dies jedoch später zurück. In Kiew sagte ein Sprecher des Katastrophenministeriums:
"Unsere Botschaft im Iran beschäftigt sich zunächst mit der Identifizierung der Leichen. Wir geben im Moment keine mögliche Version des Unfallhergangs bekannt."
Der Vize-Vorstandsvorsitzende der betroffenen ukrainischen Fluglinie MAU, Ihor Sosnowskyj, sagte vor Journalisten, das betroffene Flugzeug sei eines der, so wörtlich, besten in der Flotte des Unternehmens gewesen. Auch das Bordpersonal sei gut ausgebildet gewesen:
"Wir wissen, dass Teheran kein einfacher Flughafen ist. Deshalb führen wir alle Trainingseinheiten für die Crews an dieser Maschine vom Typ 737 seit einigen Jahren genau dort durch. So sollen sich die Piloten auch in brenzligen Situationen zurechtfinden. Nachdem das Flugzeug schon auf einer Höhe von 2.400 Metern war, halte ich die Wahrscheinlichkeit für einen Fehler der Crew für minimal."
Das Flugzeug vom Typ Boeing 737-800 war dreieinhalb Jahre alt. Es wurde von der ukrainischen Fluggesellschaft MAU auf verschiedenen Strecken eingesetzt. In den vergangenen Tagen war es unter anderem zum Flughafen Mailand-Malpensa und nach Jerewan in Armenien geflogen.
Teheran-Flüge vorerst eingestellt
Die Fluggesellschaft MAU ist von Boeing zertifiziert und darf selbst auch komplizierte Wartungsarbeiten durchführen. Das Unternehmen ist seit neun Jahren in Privatbesitz. Es gehört zum Firmengeflecht des ukrainischen Milliardärs Ihor Kolomojykyj.
MAU ist die größte ukrainische Fluggesellschaft mit hohen Zuwachsraten. 2018 stieg die Zahl der Passagiere um 15 Prozent, im vergangenen Jahr um acht Prozent. Dabei schrieb das Unternehmen in den vergangenen drei Jahren allerdings Verluste. Als einen Grund gab das Management an, dass es die von Russland annektierte Halbinsel Krim und das Kriegsgebiet in der Ostukraine umfliegen müsse. Das Unternehmen gab heute bekannt, dass es vorerst alle Flüge nach Teheran einstelle.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj unterbrach seinen Staatsbesuch im Oman und kehrt heute in die Ukraine zurück. Er sprach den Angehörigen der Passagiere und der Crew seine Anteilnahme aus. Selenskyj gab außerdem dem Generalstaatsanwalt den Auftrag, die gesamte Passagierflugzeug-Flotte aller ukrainischer Linien zu überprüfen.