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Folgen der Corona-Pandemie
Neues Hilfspaket für Frankreichs Wirtschaft

Mit 100 Milliarden Euro will die französische Regierung die Wirtschaft im Land ankurbeln. Die hat durch die Coronakrise stark gelitten und wird dieses Jahr einbrechen. Die Maßnahmen im Überblick.

Martin Bohne im Gespräch mit Frederik Rother | 03.09.2020
Paris: Touristen mit Schutzmasken spazieren auf der Prachtstraße Champs-Elysees, im Hintergrund steht der Arc de Triomphe.
Mehr ausländische Besucher gewünscht: Die Folgen der Corona-Pandemie sind in der französischen Tourismusbranche zu spüren (AP/Kamil Zihnioglu)

Was sind die Maßnahmen des Hilfspakets?

Arbeitsplätze schaffen, angeschlagene Unternehmen retten und das Land aus der schwersten Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg führen – das ist das Ziel des Rettungspakets, das die französische Regierung heute im Ministerrat verabschieden will. Einige Details hat Premierminster Jean Castex bereits vorgestellt.
Der Umfang der Maßnahmen soll etwa 100 Milliarden Euro betragen, verteilt auf drei Bereiche. Etwa ein Drittel des Geldes ist für die ökologische Umgestaltung des Landes vorgesehen, ein weiteres Drittel für die Stärkung der Industrie und ein Drittel für Bildung und den sozialen Zusammenhalt. Damit will die Regierung im nächsten Jahr 160.000 Jobs schaffen und das Wirtschaftswachstum ankurbeln – für 2020 wird ein Rückgang des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um etwa zehn Prozent erwartet.
Frankreich setzt aber nicht darauf, durch Steuersenkungen die Nachfrageseite zu stärken. Bewusst soll langfristig die industrielle Basis des Landes unterstützt werden, um Schlüsselindustrien, die abgewandert sind, wieder ins Land zu holen und "ökonomische Souveränität" herzustellen.

Welche Rolle spielt der Klimaschutz?

Das Thema Klimaschutz hat in den letzten Jahren politisch und gesellschaftlich an Bedeutung gewonnen – auch in Frankreich. Die Regierung fördert mit ihrem Rettungsplan die ökologische Transformation der Wirtschaft. Konkret sollen Techniken für sauberere Flugzeuge und PKW unterstützt werden. Den Fahrradverkehr will die Politik auch stärken, bis hin zur Unterstützung von Fahrradreparaturen.
Wasserstoff als Energieträger soll weiter an Bedeutung gewinnen. Allerdings sind in dem Rettungsplan der französischen Regierung auch 400 Millionen Euro für die Nuklearindustrie vorgesehen, die bei Umweltschützern als unsauber und gefährlich gilt. Frankreich setzt nach wie vor stark auf Atomkraft.

Wie stark wurde Frankreich von der Corona-Pandemie getroffen?

Frankreich ist von der Coronakrise stärker betroffen als die meisten anderen EU-Staaten. Bisher sind etwa 30.000 Menschen am Coronavirus gestorben – rund dreimal so viel wie in Deutschland.
Aber auch wirtschaftlich sind die Folgen spürbar. Durch die Krise ist etwa der Tourismussektor stark in Mitleidenschaft gezogen worden, ausländische Touristen kommen kaum mehr ins Land. Die Flugzeugindustrie, in der Frankreich eine weltweit führende Rolle einnimmt, ist auch stark von der Corona-Pandemie betroffen. Beide Industrie- und Wirtschaftszweige haben für die französische Wirtschaft eine überdurchschnittlich große Bedeutung. Erschwerend hinzu kommt: Frankreich hat im Frühjahr strenge Beschränkungen zur Bekämpfung der Pandemie erlassen. Das hat die Wirtschaft belastet, ebenso wie den Haushalt des Landes, denn vielen Menschen wurde der Lohnausfall fast vollständig ersetzt.
Die Corona-Schutzmaßnahmen werden von den meisten Französinnen und Franzosen weiterhin unterstützt. Allerdings kommt das den Beliebtheitswerten von Präsident Macron und der Regierung kaum zugute.