Freitag, 29. März 2024

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Football Leaks
EU-Justizbehörde untersucht Pinto-Enthüllungen

Die Ermittler mehrerer EU-Länder haben sich in Den Haag mit den Enthüllungen von Football Leaks beschäftigt. Die Frage, ob der festgenommene Informant Rui Pinto als krimineller Hacker oder als Whistleblower gelte, habe dabei keine Rolle gespielt, erklärte Journalist Thomas Kistner im Dlf.

Thomas Kistner im Gespräch mit Marina Schweizer | 19.02.2019
    Die Internetseite Football-Leaks. Foto: Hendrik Schmidt/dpa | Verwendung weltweit
    Interessant für Ermittler aus mehreren EU-Ländern: Daten der Enthüllungsplattform Football Leaks (dpa/Hendrik Schmidt)
    Seit Jahren gab es unter dem Stichwort Football-Leaks immer wieder Enthüllungen über kriminelles Finanzgebaren im Fußball. Ermittler mehrerer EU-Länder bei der EU-Justizbehörde Eurojust haben sich in Den Haag getroffen und über den Umgang mit Football-Leaks-Dokumenten und Erkenntnissen beraten. Man gibt sich sehr interessiert an den Daten des Informanten Rui Pinto, der seit Mitte Januar in Budapest unter Hausarrest steht und eine Auslieferung nach Portugal zu fürchten hat, von den dortigen Ermittlungsbehörden wird ihm "unzulässige Aneignung und Verbreitung von Daten sowie versuchte Erpressung" vorgeworfen.
    Kein Bezug zu den Ermittlungen in Portugal
    Die brennende Frage, ob Pinto als krimineller Hacker eingestuft wird oder als Whistleblower, der den besonderen Schutz für Informanten durch den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Anspruch nehmen könnte, spielte für die Ermittler in Den Haag aber keine Rolle, erklärte Investigativjournalist Thomas Kistner von der Süddeutschen Zeitung im Deutschlandfunk.
    Die Ermittler aus Portugal, aber auch aus Frankreich, hätten klar gemacht, dass sie allein die Frage interessiere, ob sich aus den Football-Leaks-Daten Verbindungen zu anderen Ermittlungen herleiten lassen oder Geld von Steuertricksern einsammeln lässt.
    Die bei Eurojust versammelten Staatsanwälte hätten betont, dass sie nur mit den Daten arbeiten, aber nichts mit den in Portugal laufenden Strafermittlungen gegen den Informanten Pinto zu tun haben wollten. Deshalb, so Kistner, wurden in Den Haag auch die freiwilligen Umstände der Kooperation betont. Eine Vereinbarung zum Vorteil des Datenlieferanten habe es nicht gegeben.
    Staatsanwälte: "Pinto eher kein Whistleblower"
    Selbst die Staatsanwälte, die von Pintos Material profitieren, so Kistners Einschätzung, seien eher nicht der Ansicht, dass es sich bei ihm um einen klassischen Whistleblower handele. Das Wort habe in Den Haag auch keiner der Ermittler in den Mund genommen. Stattdessen hätten sie betont, den portugiesischen Kollegen nicht in den Auslieferungsfall hineinpfuschen zu wollen.
    Einen Vergleich mit Whistleblowern wie Edward Snowden, der die Überwachung der Zivilgesellschaft durch US-Geheimdienste offenbart hat, habe Pinto aus Sicht der Strafverfolger offenbar eher nicht standhalten können. Snowden und andere verdiente Whistleblower hätten zudem nie unter dem Verdacht der Selbstbereicherung oder der Erpressung gestanden, wie das bei Pinto der Fall sei. Pinto sei in Den Haag überhaupt nur von Journalisten thematisiert worden. Die Frage, wie relevant Pintos Daten am Ende tatsächlich sind, sei weiterhin ungeklärt.