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Forschung gegen Rechts

Die Universität Jena will die Forschung zum Rechtsextremismus in einem Kompetenzzentrum zusammenführen. Ab Juni 2012 sollen Wissenschaftler und Studierende die Möglichkeit haben, fachübergreifend an Projekten der Extremismus-, Demokratie- und Bildungsforschung zu arbeiten.

Von Blanka Weber | 16.02.2012
    Das Kompetenzzentrum gegen Rechtsextremismus soll Ergebnisse bündeln, denn an allen Ecken und Enden werde derzeit geforscht, so der Rektor der Universität, Klaus Dicke. Die Extremismusforschung sei nur ein Bereich, in dem nachgewiesen wurde, dass Jugendliche mit mehr politischer Bildung weniger zu extremistischen Einstellungen tendieren.

    Die Universität Jena plant ab dem nächsten Wintersemester eine Ringvorlesung zum Thema "Demokratie und Rechtsextremismus", sagt Axel Burchardt, Sprecher der Universität:

    "Denn man will ganz bewusst hier diese Erkenntnisse in die Politik und Gesellschaft weiter tragen, um Aktivitäten gegen Rechtsextremismus entwickeln zu können und zu unterstützen."

    Es gibt allein in Jena eine Vielzahl von Projekten, die sich mit Jugendbildung, Demokratie und gegen Rechts beschäftigen. Genannt werden etwa 30. Die Erfahrung der vergangenen Jahre hat ergeben, dass all diese Initiativen zwar an einem Thema arbeiten, doch nicht immer an einem Strang ziehen und sich manchmal sogar gegenseitig behindern. Zudem geht es – wie bei allen öffentlich geförderten Projekten – um Gelder, die meist nur befristet und auch kurzfristig für einzelne Mitarbeiter gezahlt werden. Die Wissenschaft könnte nun mit ihrer Forschung Ansätze liefern, um allein bei der Lehrerfortbildung mehr Menschen zu erreichen.

    Das Interesse sei da, sagt Axel Burchardt, wohl wissend, dass eine Uni-Stadt auch schnell ihren Ruf verspielen kann, wenn nicht offensiv genug gegen Rechts gehandelt wird.

    "Jena muss bunt sein. Internationalität spielt eine riesige Rolle. Und wir wollen das. Je mehr Fremde nach Jena kommen, umso bunter wird es und umso mehr ist der Gewinn für die Universität dabei."

    Das Aufdecken des Neonazi-Umfeldes der Terrorgruppe um Beate Zschäpe hat auch Jena Sympathien gekostet. Nicht nur das Trio stammt von hier, auch etliche mutmaßliche Helfer. Nun also die Frage – in dem Falle von der Wissenschaft –, wie diese Strukturen entstehen konnten und was sie Ende der 90er Jahre bis heute stark gemacht hat. Das Problem an sich, sei kein typisch ostdeutsches – sagt Axel Burchardt:

    "Gerade beim Thema Rechtsextremismus wird sehr viel mit Klischees gearbeitet, und dann kommen Dinge hoch wie Hoyerswerda und der böse Osten und dann gibt’s den Beitrag 20 Sekunden, auch im Westen gibt’s so was. Da ist das Thema Vermittlung ein großes Problem, um es angemessen darzustellen. Auch darüber wird an der Friedrich-Schiller-Universität im Rahmen der Kommunikationswissenschaft intensiv geforscht.""

    Was nun verstärkt in den Fokus der Wissenschaftler rückt, ist die Frage: Wie sah es mit dem Rechtsextremismus während der DDR-Zeit aus? Wie viele Sympathisanten gab es und was wusste die Staatssicherheit und es hat es toleriert? Roland Jahn, der Leiter der Stasi-Unterlagenbehörde, hat das Thema wieder angestoßen, kein Zufall, sagt Axel Burchardt von der Uni Jena:

    "Und das genaue Betrachten des Gesamten, da hat Roland Jahn explizit fantastische Aspekte gesetzt, weil man nicht alles so einfach abtun kann. Genau dieses Reflektieren ist etwas, was man der Wissenschaft sehr nahe ist. Und Roland Jahn ist der Schiller-Universität sehr nah, weil früher von ihr geext – inzwischen schon längst von ihr wieder sehr hoch geschätzt. Man freut sich in Jena auf die Zusammenarbeit mit ihm gerade unter diesen Aspekten."

    Ab Juni will das Kompetenzzentrum Rechtsextremismus die Arbeit an der Universität aufnehmen.