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Forschungsinvestitionen
Bill Gates fördert grüne Start-Ups

In die Erforschung erneuerbarer Energien wird weltweit zu wenig investiert. Das möchte Bill Gates jetzt ändern und die technologische Entwicklung vorantreiben, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Einige seiner Investitionen, etwa in Geo-Engineering und Atomkraft, sind jedoch höchst umstritten.

Von Heike Wipperfürth | 07.08.2015
    Bill Gates spricht auf einer Pressekonferenz in Berlin.
    Bill Gates erntet für seine Investitionsvorhaben nicht nur Zuspruch (picture alliance / dpa / Bernd von Jutrczenka)
    Trotz aller Warnungen vor hohen Folgekosten in den nächsten Jahrzehnten: In Forschung gegen die Klimaerwärmung wird weltweit relativ wenig investiert. Der Einsatz fossiler Brennstoffe wird laut der Internationalen Energieagentur immer noch mit mehr als 540 Milliarden US-Dollar pro Jahr subventioniert, für Erneuerbare Energien sind es 100 Milliarden Dollar, aber für die Erforschung weiterer neuer Technologien stehen nur 6 Milliarden Dollar zur Verfügung. Viel zu wenig, warnt Jane Long, Klimaforscherin an der Berkeley-Universität in Kalifornien und ehemals Leiterin der Energie- und Umweltabteilung des Lawrence Livermore National Laboratory, einem Forschungslabor der US Regierung. "Es fehlen gute Technologien, die uns beim Kampf gegen den Klimawandel unterstützen. Es kann so weit kommen, dass wir die Erde am Ende dieses Jahrhunderts künstlich abkühlen müssen."
    Microsoftgründer Bill Gates - heute Vorsitzender der gleichnamigen, größten privaten Stiftung der Welt - will das ändern. Die Gates-Stiftung wird ihre Investitionen in riskante, innovative grüne Start-Ups in den nächsten fünf Jahren verdoppeln – auf zwei Milliarden US-Dollar. Denn Gates ist sich sicher: "Innovationen haben oft das Potential, Dinge zu verbessern. Der Klimawandel ist ein großes Problem, aber wenn wir die Forschung und technologische Entwicklung auf die richtige Weise vorantreiben, dann können wir die negativen Auswirkungen der Erderwärmung vermeiden."
    Forschung gegen Klimaerwärmung
    Gates will den großen Wurf nicht verpassen, deshalb fördert er Innovationen unterschiedlichster Art: Neue Batterien, die Solar- und Windstrom speichern. Fliegende Windkraftwerke, die vom Jetstream angetrieben werden sollen, also den natürlichen Starkwindbändern in der oberen Troposphäre. Wasserstoff als Treibstoff für Autos, der mit Hilfe von Sonnenlicht erzeugt wird, ähnlich wie Pflanzen ihre Energie mittels Photosynthese gewinnen. Und Gates will auch die Abscheidung und Speicherung von CO2 direkt aus der Luft, die wir einatmen, erforschen lassen. Gut so, sagt Klimawissenschaftlerin Jane Long. "Die meisten Forscher wollen CO2 aus Kohlekraftwerken abscheiden und speichern. Es direkt aus der Luft abzuscheiden wird jedoch immer wichtiger, seit die CO2-Konzentration in der Atmosphäre neue Rekordwerte erreicht."
    Gates investiert auch in das sogenannte Geo-Engineering, also in Eingriffe in den Klimakreislauf. Zum Beispiel soll Schwefeldioxid in der Stratosphäre freigesetzt werden, um das Sonnenlicht ins Weltall zurück zu reflektieren und die Temperatur auf der Erde zu senken. Kernkraft zählt ebenfalls zum Programm: Gates lässt Mini-Atomkraftmeiler erforschen, die jahrelang mit einer Ladung von Brennelementen auskommen und kaum Wartung benötigen sollen. Klimawissenschaftlerin Jane Long hofft auf den großen Durchbruch. "Ich glaube, neue Atommeiler sind die beste Antwort auf den Klimawandel, aber die Öffentlichkeit will das wahrscheinlich nicht.
    Geo-Engineering
    Einen anderen Ansatz hat eine Gruppe hochrangiger britischer Experten gewählt, darunter David King, der frühere Chefwissenschaftsberater der britischen Regierung, Ex-BP-Chef John Browne und der Klimafolgenforscher Nicholas Stern. Aus eigenem Antrieb starteten sie kürzlich das sogenannte „Apollo" –Projekt. Es soll international koordiniert werden und sich bei seinen Forschungen auf die Erneuerbaren Energien konzentrieren. Ziel ist, den Einsatz von Wind und Solarenergie auszubauen, sowohl durch Kostensenkungen als auch durch neue Speichermöglichkeiten und Stromnetze. Staaten, die dem Forschungsprogramm beitreten wollen, müssen sich verpflichten, 0,02 Prozent ihres Bruttoinlandproduktes einzuzahlen. So hoffen die Wissenschaftler, 15 Milliarden Dollar pro Jahr für ihre Arbeit zu erhalten – und das zehn Jahre lang.
    Gates Engagement im Bereich Atomkraft und Geo-Engineering ist wiederum ähnlich umstritten wie sein Einsatz für die Grüne Gentechnik zur Hungerbekämpfung. Rich Rosen, Energieexperte am Tellus Institute, einer grünen Denkfabrik in Boston, hält den Ansatz der britischen Wissenschaftlergruppe jedenfalls für vielversprechender als den der Gates-Stiftung. "Bill Gates kann einfach nicht akzeptieren, dass Technologien wie Wind und Solar völlig ausreichen, um die Klimakatastrophe zu verhindern. Die Nuklearenergie und das Geo-Engineering sind viel zu gefährlich."