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Forschungsolymp für Europa

Forschungspolitik. - Das Massachusetts Institute of Technology im amerikanischen Cambridge gilt weltweit als Eliteuniversität im Bereich technologischer Forschung und Lehre, mit einer langen Liste an Nobelpreisträgern. Seit einigen Jahren gibt es nun Pläne in der Europäischen Union, es den Amerikanern gleich zu tun und ein Europäisches Institut für Technologie zu gründen. Heute wurde in Luxemburg beraten und entschieden. Annette Schavan, Bundesministerin für Bildung und Forschung, erläuterte im Gespräch mit Monika Seynsche, was dabei genau entschieden wurde.

25.06.2007
    Annette Schavan: Es ist entschieden worden, dass es in Europa ein Europäisches Technologieinstitut EIT geben wird. Natürlich lässt sich EIT nicht auf der grünen Wiese bauen, es geht um einen eigenen Weg in Europa. Wir wollen exzellente Innovationsgemeinschaften gründen, das heißt enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern aus Universitäten und auch aus außeruniversitären Forschungseinrichtungen auf der einen Seite und europäischen Unternehmen auf der anderen Seite.

    Monika Seynsche: Das heißt ja, dass das an verschiedenen Standorten stattfinden soll?

    Schavan: Genauso ist es. Der europäische Weg ist in vielem ein Weg der Vielfalt. Vor allen Dingen wissen wir, dass es eine Vielzahl an herausragenden wissenschaftlichen Regionen in Europa gibt: also nicht ein Standort, sondern Netzwerke an ganz unterschiedlichen Stellen - da, wo Exzellenz ist.

    Seynsche: Aber jetzt gibt es ja mehrfach schon die Aussagen von Forschern, die am Massachusetts Institute of Technology arbeiten, die sagen, dass der große Vorteil ihres Institutes ist, dass sie wirklich während des Mittagessens oder beim Kaffee andere Forscher treffen können und ganz zwanglos auch Kooperationen et cetera angehen können. Diesen Vorteil rauben sie sich in Europa aber, wenn es an verschiedenen Standorten stattfindet?

    Schavan: Da, wo eine exzellente Innovationsgemeinschaft entsteht, gibt es natürlich genau das auch. Das sind Regionen in Europa, in denen es vermutlich auch jetzt schon tausende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gibt. Das, was MIT bedeutet, wird möglicherweise im Laufe der Jahre auch an dieser oder jener Stelle entstehen, aber auch MIT ist nicht per Beschluss einer Regierung entstanden, sondern über viele Generationen gewachsen und das muss auch an Entwicklung in Europa möglich gemacht werden.

    Seynsche: Wie groß soll denn der Etat des Europäischen Institutes für Technologie sein?

    Schavan: Wir haben einen Finanzrahmen bis zum Jahr 2013 von 308 Millionen Euro heute vorgeschlagen. Und wenn ich sage, es sind 308 Millionen Euro, dann sind das die öffentlichen Mittel. Aber natürlich ist wichtig, dass mehr Mitteln aus europäischen Unternehmen für Forschung und Entwicklung mobilisiert werden, also mindestens noch einmal die gleiche Summe aus europäischen Unternehmen dazukommt. Der Vorschlag der deutschen Präsidentschaft war dieser erste Schritt bis 2013 und von da aufbauend dann natürlich auch eine Weiterentwicklung, die dann in den künftigen finanziellen Rahmenplan der Europäischen Union eingebaut werden kann.

    Seynsche: Reicht das denn aus? Wenn wie jetzt wieder das MIT zum Vergleich heranziehen, dort ist das Budget im Bereich von mehreren Milliarden Euro.

    Schavan: Das ist der Beginn, die ersten Jahre, hinzukommt ja, dass wir ja in Europa auch eine Reihe anderer Initiativen gerade laufen haben. Das siebte Forschungsrahmenprogramm umfasst insgesamt 54 Milliarden Euro. Das ist übrigens das größte Forschungsprogramm weltweit. Das, worüber wir heute sprechen, das Europäische Technologieinstitut, ist ja nur ein Segment. Und ganz gewiss, wenn es eine langfristig gesehen Erfolgsgeschichte werden soll, dann muss es natürlich auch in die Milliarden gehen.