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Einigung im Föderalismus-Streit +++ Kopftuch-Verbot im NRW-Landtag +++ Frühstudium immer beliebter +++ Aktion "Fit am Ball" gegen Übergewicht +++ Kostenlose Erziehungsberatung.

Von Armin Himmelrath | 11.11.2005
    Nun haben sie sich also geeinigt, die Union und die SPD. Lange war die zukünftige Kompetenzverteilung zwischen Bund und Ländern in der Bildungspolitik umstritten, jetzt ist klar: Bildung wird Ländersache, der Bund zieht sich aus dem Themenfeld Schule und Erziehung weitgehend zurück. Großprojekte wie das von der alten Bundesregierung ins Leben gerufene Ganztagsschulprogramm wird es damit in Zukunft nicht mehr geben. Und das ist ganz im Sinne der neuen Ministerin Annette Schavan, die sich, das hat sie schon erklärt, in erster Linie als Chefin des Forschungsressorts und nicht etwa als Bildungsministerin sieht. Gewerkschaften wie die GEW oder der Verband Bildungs- und Erziehung kritisierten den Kompetenzverzicht des Bundes scharf und warfen der großen Koalition vor, die Bildungspolitik in einem "faulen Kompromiss zur Staatsreform" geopfert zu haben. Die Einigung sei, gerade vor den Ergebnissen der jüngsten PISA-Studie, ein schlechter Witz, der zu Kleinstaaterei und - wörtlich - zu "einer bildungspolitischen Kastration der Bundesrepublik" führe.

    Streit gibt es auch in Nordrhein-Westfalen. Dort hat die CDU-FDP-Regierung, wie angekündigt, ein Gesetz für ein Kopftuchverbot für muslimische Lehrerinnen in den Landtag eingebracht. Religiöse Kleidungsstücke, die für Intoleranz stehen, könnten in den Schulen nicht geduldet werden, hieß es zur Begründung. Das sehen nicht nur die Oppositionsparteien, sondern sogar die katholische Kirche anders: Fast 200 000 Lehrerinnen gebe es an Rhein und Ruhr, von denen ganze 18 mit einem Kopftuch in den Unterricht kommen, sagen die Gegner des Verbots. Sie wollen im Einzelfall lieber Gespräche führen, als sofort den großen Hammer des Gesetzes zu schwingen.

    Zu einem ganz anderen Thema. Bundesweit steigt die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die schon vor dem Abitur und parallel zu ihrem normalen Unterricht auch Vorlesungen und Seminare an den Hochschulen besuchen. Die Deutsche Telekom-Stiftung hat den Trend zum Frühstudium in einer neuen Studie unter die Lupe genommen. Danach gibt es in Deutschland schon über 30 Universitäten und Fachhochschulen, die besonders begabten Schülern den frühen Einstieg in die akademische Ausbildung ermöglichen. Der Schwerpunkt der Angebote liegt dabei vor allem in den naturwissenschaftlichen Fächern, in Mathematik und Informatik. Aber auch in Ingenieurwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften oder Jura können Schülerinnen und Schüler Vorlesungen besuchen und Leistungsnachweise ablegen. Solche Angebote seien ein wichtiger Eckpfeiler der Exzellenzförderung in Deutschland, lobt die Stiftung die entsprechenden Projekte. Allerdings gebe es große Unterschiede in der Qualität der Angebote: An manchen Unis gebe es regelrechte Begleitprogramme für die jungen Studierenden, an anderen laufen sie ohne besondere Betreuung im normalen Massenbetrieb mit. Die jüngsten der im Moment rund 750 "Schülerstudenten" in Deutschland sind zum Teil noch keine 14 Jahre alt.

    Fit am Ball heißt eine in dieser Woche gestartete Aktion der Deutschen Sporthochschule, die sie ausgerechnet in Zusammenarbeit mit einem Hersteller von Kartoffelchips durchführt. Das Projekt soll dem Trend zum Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen entgegenwirken und 35 000 Kinder an über 1000 Schulen im ganzen Bundesgebiet erreichen. "Fit am Ball" wurde nach wissenschaftlichen Kriterien entwickelt und bereits an etlichen Schulen getestet.

    Zum Schluss noch ein Angebot für die Eltern sozial auffälliger Kinder: Die Universität Köln bietet betroffenen Vätern und Müttern ein kostenloses Kompetenztraining an, bei dem sie lernen können, mit verschiedenen Methoden und Strategien problematische Erziehungssituationen zu entschärfen. Das Training beginnt Mitte kommender Woche. Es muss halt nicht immer die Supernanny aus dem Privatfernsehen sein - Eltern können selber auch ganz schön viel verändern.

    Kontakt: Tel. 0221-470/2155
    E-Mail: kes-elterntraining@gmx.de