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Forum-PISA-Informationen

Berlin und Brandenburg wollen den Bildungsnotstand gemeinsam bekämpfen. Bei den bisherigen Pisa-Studien mussten sich beide Bundesländer mit schlechten Plätzen begnügen. Am Dienstag beschloss das Kabinett in Potsdam deshalb die Gründung eines gemeinsamen Instituts für Schulqualität. Ab 1. Januar soll das ISQ seine Arbeit aufnehmen. Ziel ist die systematische Entwicklung von Bildungsstandards, betonte der Berliner Senator Klaus Böger. Priorität soll die Beratung von Schulen und Schulverwaltungen haben. Außerdem ist die Entwicklung von effizienteren Unterrichtskonzepten und bildungspolitischen Strategien geplant.

Von Agnes Steinbauer | 16.12.2005
    Das kann nur im Sinne der neuen Bundesbildungsministerin Annette Schavan sein. Denn die CDU-Politikerin setzt wieder verstärkt auf die Eigeninitiative Länder bei der Schulpolitik. Gestern begrüßte sie das "Ja" der Ministerpräsidenten zur geplanten Föderalismusreform, die unter anderem die Bildungshoheit der Länder betont. Für den Ausbildungspakt wünschte sich die Ministerin diese Woche in Berlin "neue Dynamik". Und die ist bitter nötig angesichts der Zahlen, die das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) am Dienstag in Berlin veröffentlichte. Zwischen Oktober 2004 und September diesen Jahres wurden bundesweit 550.000 neue Ausbildungsverträge geschlossen – Fast 23.000 weniger als im Vorjahr.

    Zufrieden ist auch der Deutsche Sportbund nicht. "Die Sportlehrerausbildung muss besser werden", forderte der DSB-Vorsitzende Ingo Weiss am Montag in Karlsruhe. Künftige Lehrer müssten lernen, wie man Kinder und Jugendliche für Sport und Bewegung begeistere und vor allem, wie man das Fach Sport lehre, kritisierte Weiss. In den Instituten werde geforscht und an Studien gearbeitet, darüber dürfe aber die Ausbildung der Lehrer nicht vergessen werden. Im Schulunterricht müssten mindestens zwei bis drei Sportstunden pro Woche angeboten werden, forderte Weiss und beklagte die zunehmende Bewegungsarmut von Kindern, die bei der Einschulung oft nicht mehr auf einem Bein stehen oder rückwärts gehen könnten. Die Eltern seien oft nicht ganz unschuldig daran. Man tue den Kindern keinen Gefallen, wenn man sie überall mit dem Auto hinfahre. Auch für die Spitzensport-Förderung sehe es in Deutschland düster aus, kritisierte der DSB. Im Sportunterricht müsse viel gezielter auf Talente geachtet werden, die dann an Sporteliteschulen gefördert werden könnten. Bei den Olympischen Spielen in Athen seien zum Beispiel rund 32 Prozent der deutschen Mannschaft aus Sportelite-Schulen gekommen… Bessere Begabungsförderung soll hat sich auch das Land Brandenburg vorgenommen. Am Montag startete es in Potsdam zusammen mit dem Konzern IBM das erste Pilotprojekt zur Förderung von besonders klugen Schüler-Köpfen. "Reinventing Education" heißt die Online-Plattform, über die Lehrer ihre Erfahrungen bei der individuellen Begabtenförderung austauschen und Kompetenzen entwickeln können. Das Programm läuft bereits in zwölf Ländern von Australien über China und die USA. Brandenburg ist der erste Partner in Deutschland und beteiligt sich mit 20 Schulen.

    Und zum Schluss noch eine Rüge für die "sprachfaulen" Briten – die erteilte der scheidende deutsche Botschafter Thomas Mattusek in diese Woche in London. In der Zeitung "The Independent" kritisierte der Diplomat, dass immer weniger britische Schüler Fremdsprachen lernten. Laut Statistiken sank allein in diesem Jahr die Zahl der Sprachen lernenden britischen Jugendlichen um 64.000. Dass sie für die 14- bis 16-Jährigen seit diesem Jahr lediglich freiwilliges Zusatzfach seien, empörte Mattusek. Sprachen seien viel mehr, als schmückendes Beiwerk, betonte der Diplomat. Das müsse auch in einem Land verstanden werden, in dem die Weltsprache Englisch gesprochen werde.