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Frank Sinatra
Ein Pop-Innovator mit enormem Einfluss

Im Amerika der 40er-Jahre war "Frankie Boy" allgegenwärtig und seine Live-Auftritte riefen eine ähnliche Hysterie bei den weiblichen Teenagern hervor wie sie später Elvis Presley und die Beatles in den USA erlebten - nicht nur als Sänger, sondern auch als gefragter Schauspieler. Sinatra war eine nationale Ikone Amerikas. Vor 100 Jahren wurde er geboren.

Von Karl Lippegaus | 12.12.2015
    Frank Sinatra und Sammy Davies jr. am 25. Januar 1965 nach einer Filmpremiere in New York.
    Frank Sinatra und Sammy Davies jr. 1965 in New York (v.r.) (picture alliance / dpa / UPI)
    "You are listening to the songs of Frank Sinatra. "
    Die Szene spielt in dem Film "Der Pate" von Francis Ford Coppola. Ein italo-amerikanischer Sänger, hinter dem alle Welt Frank Sinatra vermutete, will in Hollywood als Schauspieler eine zweite Karriere starten. Weil sich die Filmfirma weigert ihn anzuheuern, schaltet sich die Mafia ein.
    Es ist eines der berühmten Beispiele für die immer wieder vermuteten Beziehungen Sinatras zur Unterwelt. Am Anfang seines kometenhaften Aufstiegs war der 1915 in Hoboken, New Jersey geborene Künstler mit der Tommy Dorsey Band unterwegs.
    "Well, kids, you must know, I was born on the 12th day of the 12th month. I spent twelve years in the kindergarten. "
    Als er sie verlassen wollte, um eine Solokarriere zu starten, pochte sein Arbeitgeber Dorsey darauf, von Frankie Boy bis ans Ende seiner Tage 30 Prozent sämtlicher Einkünfte zu bekommen. Auch hier sollen – laut einiger Quellen – Freunde Sinatras aus der Unterwelt aufgetaucht sein; man habe Tommy Dorsey eine Pistole an den Kopf gesetzt und ihn gezwungen, gegen Zahlung von 1.000 Dollar Sinatra freizugeben.
    "Has anybody got a match? Thanks. Now I can light an Old Gold and listen to Frank Sinatra."
    "Ich hab mir immer gesagt: Nächstes Jahr muss ich wieder ein Stück höher klettern. Ich schaute genau auf den Kalender: Was könnte ich in sechs Monaten schaffen? Wie weit könnte ich gehen?"
    Sinatra und die Mafia
    Fest steht, dass zahllose Autorinnen und Autoren danach trachteten, sich durch das Thema "Sinatra und die Mafia" einen Namen zu machen. Und was konnte mehr Stoff zum Träumen liefern als seine kurze Ehe mit der (Zitat Francois Truffaut) "schönsten Frau, die uns Hollywood geschenkt hat", der Schauspielerin Ava Gardner.
    Frank war das einzige Kind von Anthony und Dolly Sinatra; er kam aus Sizilien, sie stammte aus Norditalien. Von Dolly wurde der Junge abwechselnd verhätschelt und tyrannisiert.
    "Meine Mutter Dolly hat mir eine Höllenangst eingejagt. Nie wusste ich, was sie als Nächstes wieder hassen würde an mir."
    Dean Martin, Sammy Davis Jr. und Frank Sinatra (v.l.) während eines Konzerts am 14. März 1988 in Oakland.
    Dean Martin, Sammy Davis Jr. und Frank Sinatra (v.lks.) (picture alliance / dpa / James Mccluskey)
    In den USA nannte man seine vielen weiblichen Fans die Bobby Sock-Brigaden: wegen der an den Knöcheln umgeschlagenen weißen Socken. Alle waren völlig hingerissen von diesem charmanten Typen mit den blauen Augen und dem entwaffnenden Lächeln.
    Übers Radio eroberte der junge Frank Sinatra in den 40er Jahren Amerika.
    "Hier war jemand aus der rauesten Macho-Umgebung, die man sich nur vorstellen kann. Ein Künstler, der sich darauf verlegte, die Schüchternheit auszudrücken, die auch im angeberischsten Herzen verborgen ist. ... Was Sinatra zu suggerieren wagte ist: Das Kind im Manne - verängstigt und wimmernd in der Dunkelheit."
    Harold Hobson, ein britischer Journalist.
    Ehe mit Ava Gardner wurde zum Albtraum
    Als sich sein Haupthaar lichtete, erfand er den Trick mit dem Hut, der ihm hervorragend stand. Das viele Geld, das er verdiente, gab er schneller aus als es hereinkam. Das FBI bespitzelte sogar seinen Zahnarzt. Seine Ehe mit Ava Gardner wurde zum Albtraum.
    "Wir waren einfach zwei Menschen, die sehr verliebt waren, und die Welt ließ uns keine Sekunde allein."
    Mit dem Film "Verdammt in alle Ewigkeit" (From Here to Eternity) hatte er 1953 seinen größten Leinwanderfolg. Die Nebenrolle des Maggio passte ihm wie ein Handschuh.
    "Als Sänger probe und plane ich genau, was ich tun werde. Aber als Schauspieler, nein, da kann ich das nicht."
    "Sinatra der Rowdy, Sinatra das Genie, der wundervolle Daddy - so viele Gesichter für unzählige Bücher und Erinnerungen. Natürlich konnte er all das auch sein", schreibt James Kaplan, "aber er war auch noch viel mehr". Tief drinnen saß, umzäunt, das Enigma - ein Leben, in das er nur wenigen Einblick gewährte. Frank Sinatra starb 1998 in West Hollywood.
    "There goes one of the big man of this country. Yes, Sir!"