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Frankfurter Buchmesse 2018
Deutscher Buchpreis 2018 für Inger-Maria Mahlke

Der Startschuss der Frankfurter Buchmessenwoche: Im Frankfurter Römer wurde der mit 25.000 Euro dotierte Deutsche Buchpreis vergeben. In diesem Jahr geht er an Inger-Maria Mahlke und ihren Roman "Archipel".

Hubert Winkels im Gespräch mit Jürgen Zurheide | 08.10.2018
    Die Autorin Inger-Maria Mahlke bei der Buchpreisverleihung 2018
    Die Autorin Inger-Maria Mahlke bei der Buchpreisverleihung 2018 (dpa/Anne Dedert)
    Von den sechs Nominierten der diesjährigen Shortlist konnte die Berliner Schriftstellerin Inger-Maria Mahlkes mit ihrem Roman "Archipel" die Jury des Deutschen Buchpreises überzeugen. Im Vergleich zu Autoren und Autorinnen wie Maxim Biller oder Nino Haratischwili, die schon sehr erfolgreiche Bücher geschrieben hätten, sei Mahlke eine Außenseiterin auf der Liste der Nominierten gewesen, sagte Literaturredakteur Hubert Winkels im Gespräch.
    "Doch, dass die Jury des Buchpreises so exzentrisch und so selbstbewusst wählt, gegen die Erwartung des Buchhandels – das ist ja ein Preis der vom Börsenverein des deutschen Buchhandels, also von den Verlagen und Buchhandlungen, gestiftet wird – und ein Buch wegen seiner künstlerischen Qualität auszeichnen und nicht weil sie glauben, dass findet 200.000, 300.000 Käufer ohne Probleme, das finde ich schon sehr gut."
    Schauplatz des Romans ist die Insel Teneriffa, auf der sich – chronologisch rückwärts erzählt – ein Sittengemälde dreier kanarischer Familien von 1919 bis in die Gegenwart entfaltet. Die Erzählung verdichte die Kolonialgeschichte sowie die Geschichte der europäischen Diktaturen des 20. Jahrhundert, hieß es in der Begründung der Jury. Weiter hieß es: "Inger-Maria Mahlke erzählt auf genaue und stimmige Weise von der Gegenwart bis zurück ins Jahr 1919. Faszinierend ist der Blick der Autorin für die feinen Verästelungen in familiären und sozialen Beziehungen."
    "Sie kennt die Insel aus dem FF"
    Inger-Maria Mahlkes Mutter ist Kanarin, weshalb die 1977 in Hamburg geborene Autorin einen Teil ihrer Jugend auf Teneriffa verbacht hat. "Sie kennt die Insel aus dem FF – und das merkt man", so Hubert Winkels.
    "Eine Besonderheit, die allen sofort positiv auffällt, ist, dass sie mikroskopiert. Sie geht sofot mit dem ersten Satz in eine ganz konkrete Situation. Damit kann sie sich 20, 30 Seiten aufhalten – das ist faszinierend, exakt und genau. Wir erfahren nebenbei übrigens die Lokalgeschichte der kanarischen Inseln, wie es in einem Roman noch nie der Fall war. Und dieses Verhältnis von Mikroskopieren und Verständnis für die gesamte spanische Geschichte des 20. Jahrhunderts, das ist so noch nicht gemacht worden und das macht es so besonders."
    Shortlist des Deutschen Buchpreises 2018:

    María Cecilia Barbetta: Nachtleuchten (S. Fischer, August 2018)

    Maxim Biller: Sechs Koffer (Kiepenheuer & Witsch, September 2018)

    Nino Haratischwili: Die Katze und der General (Frankfurter Verlagsanstalt, August 2018)

    Inger-Maria Mahlke: Archipel (Rowohlt, August 2018)

    Susanne Röckel: Der Vogelgott (Jung und Jung, Februar 2018)

    Stephan Thome: Gott der Barbaren (Suhrkamp, September 2018)