Donnerstag, 18. April 2024

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Frankfurter Buchmesse 2018
Weniger Leser lesen mehr Bücher

Pro Jahr werden immer mehr Bücher produziert, dabei gibt es 6,5 Millionen weniger Käufer - so eine Studie des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Was diese Entwicklung für den Buchmarkt bedeutet, diskutierten Iris Radisch von der "Zeit" und Felix Stephan von der "Süddeutschen Zeitung".

Iris Radisch und Felix Stephan im Gespräch mit Hubert Winkels | 10.10.2018
    Iris Radisch und Felix Stephan im Gespräch mit Hubert Winkels auf der DLF-Buchmessenbühne
    Welche gesellschaftliche Aufgabe hat das Buch - und was bedeuten rückläufige Umsätze für die Branche? (Deutschlandradio / David Kohlruss)
    Die 70. Frankfurter Buchmesse hat ihre Tore geöffnet. Über 7.100 Aussteller aus über 100 Ländern sind dort versammelt und stellen ungefähr 400.000 Titel vor, derer sich die erwarteten 300.000 Besucher annehmen können. Bei dieser Zahlenflut ist es kaum vorstellbar, dass es laut einer Studie in den letzten fünf Jahren 6,5 Millionen weniger Käufer von Büchern gab. Welche Rolle spielt die Literaturkritik darin? Und haftet dem Buch eine aufklärerische Idee an?
    Iris Radisch, Leiterin des Literaturressorts der "Zeit" dazu im Gespräch: "Für mich ist das Buch das Medium der Selbstverständigung." Sowohl für sie selber wie auch gesellschaftspolitisch. Sie denkt, dass es auch nach wie vor so sei, dass sich Gesellschaften über das Buch verständigten. "Es hat die Sprache, es hat diese große Fläche, es hat die Möglichkeit, in die Vergangenheit zurück zu gehen, es hat die Möglichkeit, andere Rollen einzunehmen."
    Medienwandel in der Literatur angekommen
    Felix Stephan, Leiter des Literaturressorts der "Süddeutschen Zeitung" stört sich an dem Begriff "Buch" in der Debatte um die vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels in Auftrag gegebene Studie.
    "Den halte ich in diesem Fall für einen ein bisschen gefährlichen Begriff, weil er nicht unbedingt Literatur meint oder Gesellschaftsanalysen, sondern alles, was ein Verlag herstellt, druckt, bindet, verkauft." Darunter fielen auch Reiseführer, die mittlerweile von Apps ersetzt würden oder Computerhandbücher, die durch das Internet oder die einfachere Bedienung überflüssig gemacht würden. "Da überrascht es mich nicht, dass durch den Medienwandel, der die Musik oder die Filmindustrie schon sehr viel härter und sehr viel früher getroffen hat, jetzt hier auch ankommt und natürlich auch Geschäftsfelder wegbrechen."
    Dafür täten sich aber verschiedene andere Geschäftsfelder auf, die sich lange unter dem Radar der Literaturbranche bewegt hätten.