Freitag, 19. April 2024

Archiv

Frankfurter Buchmesse
Schau der Bücher ohne Publikum

Keine Ausstellerinnen und Aussteller, kein Austausch zwischen Verlegern und Schriftstellerinnen. Die größte Buchmesse der Welt in Frankfurt am Main findet in diesem Jahr fast nur virtuell statt. Ein herber Schlag für Verlage, Autorinnen und Autoren und die Besucher. Immerhin wird der Deutsche Buchpreis verliehen.

Von Ludger Fittkau | 08.09.2020
Blick in eine Ausstellungshalle der Frankfurter Buchmesse 2019, die Gänge sind voller Menschen, die zwischen den Ständen der Verlagen laufen und diese betrachten.
Gedränge und Geschäfte - davon können die Veranstalter der Frankfurter Buchmesse in diesem Jahr nur träumen, denn die Hallen werden leer bleiben (Picture Alliance / dpa / Wolfgang Minich)
Die Nachricht der Frankfurter Buchmesse 2020 von heute Nachmittag ist im üblichen Werbesprech gehalten, sie strotzt vor Optimismus, betont das umfangreiche Live-Programm auf der ARD-Buchmessenbühne in der Festhalle, die vielen Veranstaltungen von BOOKFEST city und das illustre digitale Line-up rund um die Messe. Auch der Deutsche Buchpreis und der Friedenspreis werden vergeben. Die Nachricht selbst klingt dürr, ist aber ein Hammer: "Die klassische Hallenausstellung wird in diesem Jahr pandemiebedingt ausgesetzt." Es sind die Reisebeschränkungen und Quarantänebestimmungen, die – so die Begründung – die Teilnahme von europäischen Ausstellerinnen und Ausstellern nahezu unmöglich machen.
Trauriger Tag
Die Buchmesse ohne Messe, das ist jetzt schon die schlechteste Nachricht dieses Herbstes für die gesamte Branche und für Jürgen Boos, den langjährigen Chef der Frankfurter Buchmesse, einer der traurigsten Tage seines Berufslebens. Denn "wir arbeiten eigentlich ein Jahr lang auf diesen Moment hin. Auf den Moment, dass wir die Menschen zusammenbringen können." Diesen Moment wird es nicht geben, denn die Bücherschau findet nicht statt. Zumindest wird es keine Stände in den Hallen geben.
"Das ist eine Entscheidung, die uns sehr, sehr schwer gefallen ist. Und das wird natürlich jetzt bedeuten, dass der physische Auftritt der Bücher nicht stattfindet und damit ein Teil der öffentlichen Präsenz der Bücher nicht vorhanden ist", ergänzte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Buchhandels Alexander Skipis im Dlf.
Frühe Skepsis
Viele Verlage sagten ihre Teilnahme an der Buchmesse in Frankfurt am Main ohnehin früh ab. Nur rund 800 Aussteller wären in die Hallen gekommen, nur etwa ein Zehntel der Verlage aus den vergangenen Jahren. Schon lange mehrten sich die skeptischen Stimmen, es schien manchen nur eine Frage der Zeit, wann die Messe ganz abgesagt wird. Haben die Veranstalter zu lange gezögert? Nein, sagte Börsengeschäftsführer Alexander Skipis:
"Weil wir ja ein Gesundheitskonzept mit dem Gesundheitsamt und den öffentlichen Behörden bereits entworfen haben, das so akzeptiert worden ist. Die Messe wäre auch weiterhin durchführbar. Allerdings mit den neuen Entwicklungen und mit dem Infektionsgeschehen und vor allen Dingen mit den Reisebeschränkungen, die jetzt damit verbunden sind bis hin zu Quarantänevorschriften, wenn man aus Risikogebieten einreist, ist das letztendlich dann nicht mehr durchführbar, weil einfach niemand kommen kann."
Digitale Ersatzangebote
Das Geld, das bereits von Kulturstaatsministerin Monika Grütters für die Durchführung der Frankfurter Buchmesse bereitgestellt wurde, soll nun in digitale Angebote fließen, so Buchmessenchef Jürgen Boos: "Dem Ministerium und insbesondere Frau Grütters ist die Buchmesse wahnsinnig wichtig. Sie will ja auch zur Eröffnung kommen, die wird ja stattfinden. Und das Geld fließt ins virtuelle Angebot und es fließt zum Teil auch in die Veranstaltungen, die wir hier in der Stadt haben." Die ARD-Bühne bleibt bestehen und auch der Deutsche Buchpreis wird verliehen, Prominente wie Jan Weiler, Elisabeth Gilbert und Harald Welzer treten vor Ort auf oder sind digital zu sehen und zu hören. Auch das Gastland Kanada hat einen groß angelegten Digitalauftritt, die physische Präsenz wird wie so vieles in kommende Jahr verlegt.