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Frankfurter Flughafen
Umstrittener Ausbau

Bis zu 20 Millionen Passagiere jährlich sollen im neuen Terminal 3 in Frankfurt abgefertigt werden, damit erreicht Deutschlands größter Flughafen eine Kapazität von 90 Millionen Passagieren im Jahr. Lärmgeplagte Anwohner protestieren, führende Landespolitiker bleiben der Grundsteinlegung fern.

Von Ludger Fittkau | 29.04.2019
Der Frankfurter Flughafen von oben
Deutschlands größter Flughafen wird ausgebaut: Im neuen Terminal 3 in Frankfurt sollen über 20 Millionen Passgiere mehr pro Jahr abgefertigt werden. (Stefan Rebscher/Fraport AG)
"Schrei, Schrei gegen Terminal 3, in Fraports Tasche sind die Regierungsparteien. Fraport ist schuld an der Quälerei."
Protestaktion in einer Abfertigungshalle des Frankfurter Flughafens gegen den Neubau von Terminal 3. Seit Jahren schon demonstrieren Anwohnerinnen und Anwohner, die unter dem Fluglärm leiden, gegen den Flughafenausbau. Ihre Kritik richtet sich auch gegen Tarek Al Wazir, den hessischen Verkehrsminister von den Grünen. Der sah in der Vergangenheit die Ausbaupläne für das neue, rund vier Milliarden teure Terminal auf der Südseite des Rhein-Main-Flughafens skeptisch - konnte den Ausbau jedoch nicht verhindern.
Im Protestlied wird das thematisiert: "Wenn Al Wazir sagt: Fraport allein bestimmt die Fliegerei, Fraport allein will den Terminal 3."
Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al Wazir wird heute jedoch demonstrativ der Grundsteinlegung fernbleiben. Ein "Affront" sei das, findet die SPD-Opposition im hessischen Landtag – verantwortungslos gegenüber der hessischen Wirtschaft. Doch auch Peter Feldmann, der Frankfurter SPD-Oberbürgermeister, wird nicht beim Festakt dabei sein. Auch er lehnte das Terminal 3 immer ab.
"Sargnagel" für die Region
Hingegen gehört Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier zu den entschiedenen Unterstützerinnen und Unterstützern der Entscheidung, das Terminal 3 zu bauen: "Und von der ich überzeugt bin, sie ist eine der zwingenden Entscheidungen, wenn wir auch in Zukunft ein starkes, ein wohlhabendes und vor allem ein zukunftsfähiges Land haben wollen."
Das regionale Bündnis gegen den Flughafenausbau spricht hingegen von Terminal 3 als einem endgültigen "Sargnagel" für die Region, weil auf Dauer mit bis zu 150.000 Flugbewegungen mehr zu rechnen sei.
Der erste Spatenstich für das neue Terminal "T3" in Frankfurt am Main.
Der erste Spatenstich für das neue Terminal "T3" in Frankfurt am Main - der Ausbau ist umstritten (picture-alliance / dpa / Fredrik von Erichsen)
Flughafenbetreiber Fraport begründet den Bau des neuen Terminals mit einer Kapazität von mehr als 20 Millionen Fluggästen jährlich damit, dass die wachsenden Passagierzahlen und auch größere Maschinen auf Dauer nicht mehr bewältigt werden können.
Fraport-Chef Stefan Schulte: "Unsere Kapazitäten in Terminal 1 und 2 sind zunehmend erschöpft. Und ich freue mich vor allem, das wir Profis am Werk haben, bei uns selbst, aber auch bei unseren Partnern, die dafür sorgen werden, dass dieses Terminal 3 reibungslos im Zeitrahmen gebaut wird."
Der Fraport-Chef will eine Endlosbaustelle wie beim neuen Berliner Flughafen BER unbedingt vermeiden. Der erste Flugsteig für Billigflieger soll am neuen Terminal 3 bereits im Frühjahr 2021 in Betrieb gehen, in vier Jahren soll dann auch das neue Zentralgebäude des Abfertigungskomplexes sowie ein weiterer Flugsteig eingeweiht werden können.
Eigener S-Bahn-Anschluss fehlt
Ein großes Problem für den neuen Terminal 3 des Rhein-Main-Flughafens ist die bisher fehlende Planung eines eigenen S-Bahn-Anschlusses. Dieser wird vom Rhein-Main-Verkehrsverbund sowie von der Stadt Frankfurt am Main seit langem dringend gefordert. Der hessische Verkehrsminister Tarek Al Wazir weist Kritik zurück, er habe die Planung des ÖPNV-Anschlusses für das neue Terminal bisher vernachlässigt.
Die Planungen ohne den S-Bahn-Anschluss seien noch zu Zeiten einer CDU-Alleinregierung entstanden und von SPD und FDP damals abgesegnet worden, so Al Wazir im hessischen Landtag: "Dass man jetzt mich dafür kritisiert, dass ein Planfeststellungsbeschluss, den man selbst unterstützt hat, diese S-Bahn-Anbindung nicht enthält, das finde ich ein bisschen komisch, meine Damen und Herren. Das finde ich ein bisschen komisch."
"Fluglärm und Gestank machen krank." - Auch nach der heutigen Grundsteinlegung wird der Rhein-Main-Flughafen weiter ein Konfliktthema für die Region bleiben. Parallel zum Festakt werden schon heute wieder Protestgesänge zu hören sein. Fraport-Chef Stefan Schulte muss davon ausgehen, dass die Bürgerinitiativen wie bisher einen langen Atem zeigen.