Dienstag, 16. April 2024

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Frankfurter Musikmesse
Instrumente aus dem Schulranzen

Langes, stilles Sitzen am Computer und auf der Schulbank. Das schreit nach körperlichem Ausgleich. Die Frankfurter Musikmesse hat diesen Schrei gehört. Rhythmus-Schulungen aller Art stehen im Vordergrund bei didaktischen Neuheiten, die Musikverlage oder Instrumentenbauer gerade für Schulklassen anbieten.

Von Ludger Fittkau | 18.04.2015
    Gemeinsam mit Juliane Ziegler von der Handwerkskammer Halle trommelt Schlagzeugmacher Markus Meyer am 24.10.2013 in seiner Werkstatt in Halle (Saale) (Sachsen-Anhalt) auf einer Cajon. Als einer von zwei größeren Herstellern in Deutschland fertigt der gebürtige Vogtländer die aus Peru stammende Kistentrommel mit vier Mitarbeitern in seiner Manufaktur. Weit über 1000 Instrumente verlassen die Werkstatt im Jahr unter anderem auch nach Japan und Australien. Den warmen Klang des Cajon schätzen auch immer mehr bekannte Musiker aus den Bereichen Schlager und HipHop.
    Hände trommeln auf Cajons. (picture alliance / dpa / Hendrik Schmidt)
    Ricardo Spinoza hat schon ein wenig wunde Finger. Denn immer wieder schlägt er mit den Händen auf ein Spielbrett.
    "Das ist für Kinder von 3 bis 99 Jahren. Das erste Brettspiel für Trommeln – weltweit."
    Ein Pfeil auf dem Spielbrett kann mit einer Drehscheibe hin und her bewegt werden. Verschiedenfarbige Symbole sind wählbar, etwa Hände in unterschiedlichen Haltungen. Die Symbole stehen für diverse Trommel-Übungen, die man spielerisch ausprobieren kann:
    "Zum Beispiel die blaue Hand, dann die Pause. Klatschen, Schnipsen, dann schneller werden."
    "Das ist jetzt ganz neu auf den Markt gekommen von der Firma Bast. Und das wird jetzt in Deutschland vertrieben, etwa in Schulen."
    Eine Schülerband der Alexander von Humboldt-Schule im Hessischen Aslar ist begeistert von den Rhythmus-Spielen und Schlaginstrumenten, die sie auf der Musikmesse entdeckten:
    "Es gab ziemlich viele Cajons und ziemlich viele Schlagspiele und so. Das ganze Schlagwerk und so. Da gibt es echt viele Sachen, die man benutzen kann. Wir haben schon zwei Cajons in der Schule, aber nicht ein eine so große Auswahl."
    Cajons sind die Stars der diesjährigen Musikmesse – nicht nur bei den Jugendlichen. Cajons sind einfache Trommelkisten, auf die man sich setzen kann. Sie stammen ursprünglich aus Peru. Matthias Phillipsen von der Firma Schlagwerk aus Süddeutschland, die die Cajons in verschiedenen Variationen produziert:
    "Es geht los mit einem Bausatz. Dieser Bausatz wird viel genutzt an Schulen, wo auch Werkunterricht gegeben wird. Da kostet der Bausatz für die Kleinen, für Kinder ab der zweiten bis zur fünften Klasse so 35 Euro und dann 45 Euro für die Großen – 50 Zentimeter."
    An einem anderen Stand demonstrieren zwei Musiker, warum Cajons auf viele Schulklassen während ihres Rundgangs über die Musikmesse so faszinierend wirken:
    "Besonders auch weil man in Gruppen spielen kann. Man kann ja nicht zehn Gitarristen, die nicht spielen können, spielen lassen. Aber zehn Trommler, ist überhaupt kein Problem. Ich habe neben mir noch einen Kollegen sitzen, wir können einfach mal zu zweit was Trommeln. Dann sehen sie, dass das ohne Proben wunderbar klingt."
    Doch auch die Gitarre ist weiterhin ein beliebtes Instrument. Wie es gelingen kann, dass auch Gruppen mit Gitarren zügig harmonieren, zeigt der renommierte Schott-Musikverlag mit einem neuen Handbuch. Karin Hedderich, Redakteurin des Verlages:
    "Mal eine Gitarrenschule, die in erster Linie für den Gruppenunterricht gemacht worden ist und nicht nur für den Einzelunterricht. Die berücksichtigt von Anfang an, dass man in einer kleinen Gruppe ist- vielleicht drei oder vier. Und sie berücksichtigt auch von Anfang an, dass man auch mehrstimmig Musik machen könnte."
    Beim österreichischen Helbing-Verlag gibt es ein neues Buch, das zeigt, wie man mit den Sachen, die man in einem Schulranzen findet, Musik machen kann:
    "Sie nehmen das Lineal, einen Radiergummi, einen Bleistift, ein entsprechendes Buch und sie können damit toll musizieren. Damit können sie diesen Rhythmus aus der Schultasche in das Klassenzimmer transportieren."
    "Haben sie schon böse Anrufe von Lehrern bekommen?"
    "Nein, es ging noch kein einziges Lineal zu Bruch und die Bleistifte haben nicht nur mathematischen Einsatz, sondern auch musikalischen Einsatz erlebt."
    Uriel Massauder von einer Schweizerischen Jugendband ist besonders interessiert an Neuheiten im Bereich der Blasinstrumente.
    "Ich spiele Saxofon, ich bin so am Schauen."
    "Entdeckt man was Neues?"
    "Ja, die Plastikinstrumente, die man hier sieht, sehr interessant. Auch Kollegen, die das hier ausprobiert haben, sagen: Es ist schon erstaunlich, wie sehr man mit dem richtigen Mundstück an ein einen guten Klang herankommt."
    Christian Schlatka ist Saxofonist aus dem pfälzischen Frankenthal. Er stellt auf der Musikmesse sein neues Buch vor. Es bietet die Möglichkeit, mit einer zusätzlichen Daten-CD mehrere hundert Playback-Varianten für das autodidaktische Lernen mit dem Alt-Saxofon einzuspielen:
    "Das Buch ist eben so aufgebaut, dass eben die CD das elementare Tool dieser didaktischen Methode ist, so würde ich es beschreiben. Man kann also die Zuweisungen der Printausgabe immer sehr schön auf dem Laptop, oder wo immer man die CD abspielt, sehr schön nachvollziehen."
    Klassisches Lernen mit Buch oder Notenheft in Verbindung mit digitalen Hilfsmitteln – das ist ein weiterer Trend auf der Musikmesse. Trotz Computer-Programmen oder Rhythmus-Hockern: Notenhefte und Musikbücher bleiben wichtig.
    "Ein Schulbuch, ein klassisches Buch kann nie einen Akku verlieren oder nie blind werden. Und sie werden sich, wenn es nicht ins Wasser oder Feuer geschmissen wird, lange daran erfreuen."