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Frankreich
Drohnen über Atomkraftwerken gesichtet

In Frankreich sorgen über Atomkraftwerken gesichtete Drohnen für Unsicherheit. Obwohl das Überfliegen von Kraftwerken verboten ist, bestünde keine Bedrohungslage, heißt es aus dem Verteidigungsministerium. Greenpeace warnte indes davor, die Drohnenflüge zu unterschätzen.

Ursula Welter | 04.11.2014
    Atomkraftwerk Nogent-sur-Seine in Frankreich
    Bis heute ist nicht bekannt, wer und was hinter den Drohnen steckt. (dpa/picture alliance/Matthieu De Martignac)
    Das Rätselraten geht weiter. Erneut wurde eine Drohne über einem Kernkraftwerk gesichtet, am Sonntagabend. Zum zweiten Mal war das Atomkraftwerk von Dampierre-en-Burly in Zentralfrankreich betroffen. Das melden, übereinstimmend, französische Medien und beziehen sich auf die mit den Untersuchungen vertrauten Kreise. Die Anlage von Dampierre war bereits am vergangenen Freitagabend überflogen worden, nicht als Einzige, über mehr als fünf Akws kreisten zwischen 19 Uhr und Mitternacht unbemannte Fluggeräte.
    Betroffen waren, unter anderen, das Atomkraftwerk in Penly im Nordosten, Flamanville am Ärmelkanal und Fessenheim im Oberelsass. Insgesamt wird von nunmehr 14 Zwischenfällen dieser Art binnen eines Monats ausgegangen. Aber bis heute ist nicht bekannt, wer und was dahinter steckt.
    "In der Tat melden immer mehr Augenzeugen, dass Drohnen gesichtet wurden," räumte zum Wochenende der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Colonel Breton, ein.
    Für den Moment sei aber keine verschärfte Bedrohungslage zu erkennen, auch würden keine zusätzlichen Maßnahmen, über die bestehenden hinaus, ergriffen. Hieß es. Innenminister Bernard Cazeneuve deutete an, dass die Drohnen neutralisiert werden könnten. Diese Möglichkeit bestehe bereits. Wie das genau gehe, werde er nicht sagen, das sei nicht seine Sache.
    Umweltministerin ruft zur Gelassenheit auf
    Die Zeitung "Le Parisien" berichtete heute, die Sicherheitskräfte an den Atomanlagen seien befugt, die Drohnen mit Waffeneinsatz zu neutralisieren, allerdings werfe dies die Schwierigkeit auf, dass allenfalls in die Luft, nicht aber Richtung Gebäude und Atomanlagen geschossen werden dürfe.
    "Alle Mittel würden mobil gemacht", erklärte der zuständige Sicherheits- und Verteidigungsstab, der dem Premierminister unterstellt ist, Gendarmen und private Einheiten, sowie die Luftaufklärung seien mobilisiert, um die Urheber ausfindig zu machen.
    Innenminister Bernard Cazeneuve riet zu Zurückhaltung, die rätselhaften Flüge von Drohnen über den Kernkraftwerken ließen sich am besten "in aller Diskretion" aufklären. Frankreichs Medien beschäftigten sich derweil mit allerlei Szenarien, etwa welche Art von Flugzeugabsturz die Atommeiler schadlos aushalten könnten.
    Umweltministerin Royal rief zur Gelassenheit auf, es gebe keinen Grund die Sache klein zu reden, aber auch keinen Grund, sie zu dramatisieren. Greenpeace Frankreich hatte am Samstag die Politik gewarnt, die mysteriösen Vorfälle zu unterschätzen.
    Der Markt für zivile Drohnen wächst in Frankreich rapide. 42 Hersteller sind registriert, allein einer der führenden Anbieter meldet 500tausend verkaufte Exemplare für die vergangenen drei Jahre. Beliebt sind vor allem die Drohnen, die sich per Handy und per Tablet steuern lassen. Der Verkauf im Internet boomt. Das Überfliegen von Kernkraftwerken mittels Drohnen ist indes verboten, es gilt eine Sperrzone von fünf Kilometern Umkreis und 1.000 Metern Höhe. Bei Zuwiderhandlung drohen den Tätern ein Jahr Freiheitsentzug und 75.000 Euro Strafe, vorausgesetzt, sie werden gefasst.