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Frankreich
Ein Traum aus Glas

Wenn einer der wohlhabendsten Franzosen sich ein Zuhause für seine Kunstsammlung gönnt, dann nur mit einem Dach der Superlative. Also hat Bernard Arnault den Architekten Frank Gehry beauftragt - und der hat eine Glaskonstruktion entworfen, an der sich Computerspezialisten die Finger wundgerechnet haben.

Von Ursula Welter | 18.10.2014
    Das neue Gebäude der Louis-Vuitton-Stiftung im Bois de Boulogne
    Das neue Gebäude der Louis-Vuitton-Stiftung im Bois de Boulogne (picture-alliance / dpa / Alain Delpey)
    Bernard Arnault ist ein reicher Mann. Es heißt, der reichste Frankreichs. Er ist Mehrheitsaktionär und Vorstandsvorsitzender des Luxusgüterkonzerns LVMH, er besitzt eine Zeitung, und nun auch ein Denkmal in Paris. Bernard Arnault hatte einen Traum, ein Haus für seine Kunstsammlung, einen Ort für kulturelle Begegnungen, ein Dach für die "Louis Vuitton Stiftung" - und natürlich nicht irgendein Dach. Seinen Traum träumte der Milliardär gemeinsam mit dem amerikanisch-kanadischen Architekten und Designer Frank Gehry:
    "Seit wir, Bernard und ich, darüber sprachen, war uns klar: das Gebäude sollte einen Bezug zum Park, zu den Bäumen haben."
    Ein Bau der Superlative im Bois de Boulogne, der grünen Lunge der französischen Hauptstadt , in unmittelbarer Nachbarschaft zum "Jardin d'Acclimatation", der seit 150 Jahren DER Vergnügungspark der Pariser ist, mit seiner Botanik, seinen Tieren, seinen Karussells.
    "Wir wussten vor allem, dass ein Gebäude in diesem Park eine Art 'Grand Palais' sein musste, etwas mit Glas, mit einer Gartenstruktur. Das Dach ein Garten und über dem Garten ein Glasdach".
    Enorme Herausforderung für die Konstrukteure
    Was der Stararchitekt so leicht dahin sagt, stellte die Konstrukteure vor eine enorme Herausforderung. Dem Gesamt-Werk des Architekten Frank Gehry ist derzeit eine große Retrospektive in "Centre Pompidou "gewidmet, viele spektakuläre Gebäude weltweit gehen auf sein Konto. Das Modell für den Sitz der "Louis Vuitton Stiftung" ist eines von vielen. Um diesen Entwurf hat sich die Spitze des Baukonzerns Vinci versammelt.
    "Ich habe mir gesagt, niemals nehmen wir das in Angriff, das schien mir zu kompliziert für uns."
    Erinnert sich Jean Rossi, der Chef der Bausparte von "Vinci" an die Anfänge des Projekts – sein Bauleiter, Manuel Esteve, zögerte damals, vor fünf Jahren, kaum weniger:
    "Bei der Übernahme hatte ich Angst."
    Diese Angst von einst kleidet Esteve in die Zahlen von heute:
    "150 Meter lang, 50 Meter breit, 48 Meter hoch. Ein Gebäude mit enormem Volumen. Wir haben Räume mit sehr großer Höhe geschaffen. Eine Baustelle bei der es viel leeren Raum gab, Leere zu schaffen ist für den Konstrukteur das größte Problem. Es gibt einen Saal, der vom Boden aus gemessen 21 Meter hoch ist."
    Galerien, Auditorium, Blick auf Eiffelturm
    Elf Galerien vor allem für zeitgenössische Kunst, Dauer- und Wechselausstellungen, "alle großen Namen" würden vorkommen, heißt es bei der Stiftung ein wenig geheimnisvoll. Ein zum Wasserfall hin geöffnetes Auditorium mit 400 Plätzen, mit Blick auf Bäume, das Finanzzentrum La Defense dahinter, den Eiffelturm auf der anderen Seite. Das "Schiff in Bewegung " wie der Architekt , Frank Gehry, es nennt:
    "Almost like a floating ship..."
    12 gewölbte Glassegel, jedes Segel aus Glasplatten, 1 Meter 50 mal drei Meter groß, 13.500 Quadratmeter Glas insgesamt. Wie magisch fließen die großen Flächen ineinander, ein schwerer Bau mit majestätischer Leichtigkeit, der binnen fünf Jahren in den Himmel von Paris gewachsen ist. Allein 1,5 Millionen Arbeitsstunden verbrachten die Konstrukteure an Computern, um zu prüfen, was geht und was nicht, um die Architektenwünsche und den Traum des Bauherrn umzusetzen.
    "Alle Überlegungen dienten dazu, dieses Gebäude für mindestens 100 Jahre haltbar zu machen."
    In 50 Jahren soll das neue Kunst-und Kulturzentrum der Stadt gehören. "Ein Geschenk für Frankreich" sagte Bernard Arnault zuletzt in einem Zeitungsinterview. Dass sich an diesem Ort vieles begegnen soll - Architektur, Baugeni, Ingenieurskunst , zeitgenössische Werke ,Musik und Mode, hat die "Fondation Louis Vuitton" schon vor der offiziellen Eröffnung deutlich gemacht. Zur Überraschung vieler wurde der Laufsteg für die Models mit Handtaschen, Highheels und kurzen Röcken bei der diesjährigen Modewoche unter den Glas- Segeln des neuen Palastes aufgebaut. Offizielle Eröffnung des neuen Prachtbaus in Paris ist am Montag. Mit Staatspräsident.