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Frankreich
Konservative heißen jetzt "Die Republikaner"

Der Name UMP ist Geschichte, ab sofort gibt es "Republikaner" auch in Frankreich: Die skandalbeladene Oppositionspartei versucht es mit neuer Verpackung, doch der Machtkampf zwischen Sarkozy, Juppé und weiteren ambitionierten Konservativen ist ungelöst.

Von Ursula Welter | 30.05.2015
    Das Logo der Partei UMP zeigt die Umrisse eines Baums und darunter die Buchstaben UMP
    Das Logo der Partei UMP ist nun Geschichte. (imago, J.B. Autissier)
    Die Parteianhänger bahnten sich ihren Weg ins Kongresszentrum vorbei an den vielen Obdachlosen, die es in diesem Stadtteil im Norden von Paris gibt. Die Organisatoren hatten diese Halle gemietet, weil sie aufs Geld schauen müssen, Frankreichs größte Oppositionspartei ist mit fast 70 Millionen Euro verschuldet. Vor der Halle eine junge Frau, die Fähnchen verteilte:
    "Ich bin sehr zufrieden. Es gab manche, die nicht wollten, dass sich die UMP in ‚Die Republikaner' umtauft, aber jetzt ist es entschieden und ich bin froh, dass es akzeptiert wurde."
    Mit etwas mehr als 83 Prozent hatten die Parteimitglieder für die Umbenennung gestimmt. Allerdings nahm weniger als die Hälfte der 213.000 Mitglieder an der Abstimmung teil.
    Dennoch Jubel für Parteichef Sarkozy, der den Neuanfang wollte, neuen Namen, neue Statuten, ein erweitertes Politbüro mit 120 Mitgliedern, damit alle Strömungen unter dem Dach der "Republikaner" Platz finden.
    In der ersten Reihe Fans im T-Shirt mit den Buchstaben N und S für Nicolas Sarkozy. An der Tür ein Stand mit T-Shirts, die den neuen Parteinamen tragen, in den Farben Frankreichs. Clemens, 20 Jahre ist wie viele hier in Aufbruchstimmung:
    "Sicher, der Name UMP verschwindet, aber wir brauchen von Zeit zu Zeit und vor allem nach den Wahlniederlagen und den Geschichten innerhalb der Partei, die Streitereien, brauchen wir einen Neuanfang. Wir schlagen eine Seite um, das ist sehr gut."
    Die Streitereien des Führungspersonals hatten die Konservativen nach der Wahlniederlage 2012 gelähmt und gespalten. Sarkozy ist als Parteichef angetreten, die Gräben zuzuschütten und mit dem neuen Parteiapparat seine Präsidentschaftskandidatur vorzubereiten.
    Die Gegenspieler sind Fillon, Juppé und Le Maire
    Aber andere in der Partei haben die gleichen Ambitionen: Sein Ex-Premier, François Fillon, der kritisch forderte, dieser Gründungskongress dürfe kein Kongress der Schönfärberei, die Partei nicht nur ein Apparat zur Wahl des Staatspräsidenten sein.
    Ungetrübt auch nicht der Auftritt von Alain Juppé, auch er steht mit Sarkozy im Wettbewerb um die Präsidentschaftskandidatur. Pfiffe, als Juppé an das Rednerpult trat. Das tue ihm weh, sagte Juppé, der Sarkozys Kurs kritisch sieht, sich heute aber loyal gab:
    "Ich habe die UMP geliebt und ich werde die Republikaner lieben."
    Der dritte starke Gegenspieler für Sarkozy ist Bruno le Maire. Als er den Saal betrat, drängte es viele, ihm die Hand zu schütteln. Im Wettbewerb um die Parteispitze im vergangenen Jahr musste Le Maire Sarkozy noch den Vortritt lassen, aber seine Sympathiewerte in der konservativen Wählerschaft wachsen stetig.
    Ob Juppé, Fillon, Le Maire, all diese Namen machten den Reichtum der Partei "Die Republikaner" aus, sagte Sarkozy. "Ich bin nicht allein", rief er in den Saal, "denn ihr gehört dazu".
    An seinem T-Shirt-Stand gibt sich Clemens diplomatisch: Wer am Ende für die neue Partei an die Staatsspitze strebt, interessiert ihn heute noch nicht.