Donnerstag, 18. April 2024

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Frankreich
Starker Anstieg der Corona-Neuinfektionen

Anders als noch im März und April setzt Frankreich nun auf eine dezentrale Strategie, um die Virus-Ausbreitung zu bekämpfen. Maßnahmen wie eine generelle Maskenpflicht unter freiem Himmel werden fortan regional beschlossen.

29.08.2020
Ein Polizist mit Maske patroulliert auf der Promenade. Im Vordergrund legt ein junger Radfahrer in Badeshorts einen Mundschutz an.
Maskenkontrolle auf der Promenade. Vor allem große Partys mit bis zu Tausenden Teilnehmern werden in Frankreich als schneller Multiplikator des Corona-Virus betrachtet. (AFP/Valery Hache)
Mehr als 7.000 Corona-Neuinfektionen binnen 24 Stunden werden heute aus Frankreich gemeldet. Das entspricht ungefähr der Größenordnung, die es in Deutschland zu Spitzenzeiten im Frühjahr gab. Zusätzlich zur gerissenen Siebentausender-Marke gesellt sich die Tatsache, dass das französische Gesundheitsministerium von einer exponentiellen Dynamik spricht, also genau jener Entwicklung, die Infektiologen für besonders gefährlich halten.

Wie ist die aktuelle Situation in französischen Krankenhäusern?

Einerseits steigt die Zahl der Patienten in Krankenhäusern und Intensivstationen an. Jedoch sind diese Steigerungsraten längst nicht so gravierend wie die der täglichen Neuinfektionen. Zudem weisen die Gesundheitsbehörden verstärkt darauf hin, dass die jetzige Situation in Krankenhäusern keineswegs mit der dramatischen Lage im März und April verglichen werden könne. Damals waren insbesondere die Intensivstationen völlig überlastet. Darüber hinaus fehlte es an Material und Personal.

Wie können die massiven Anstiege erklärt werden?

Wie in Deutschland, werden auch in Frankreich Partygäste und Reiserückkehrer als Gründe angeführt – wobei der Akzent hauptsächlich auf den Feiernden liegt. So wurde beispielsweise von Open-Air-Partys in Südfrankreich mit bis zu Tausenden Teilnehmern berichtet. Das Land hat wochenlange Ferien hinter sich. Rund 30 Prozent der jetzt neu Infizierten werden der Altersgruppe zwischen 15 und 44 Jahren zugeschrieben.
Coronavirus
Übersicht zum Thema Coronavirus (imago / Rob Engelaar / Hollandse Hoogte)

Welche Maßnahmen ergreift die Regierung?

Schon seit Wochen mahnt die Regierung die Bevölkerung zur Vorsicht und warnt vor steigenden Infektionsraten. Als die Zahlen tatsächlich stiegen, wurden bereits bestehende Schutzmaßnahmen nach und nach verschärft. So gilt nun zum Beispiel eine generelle Maskenpflicht unter freiem Himmel in ganz Paris und den angrenzenden Departements.
Insgesamt gelten derzeit 21 französische Departements als sogenannte rote Zone. Diese höchste Corona-Warnstufe ermächtigt dazu, auch regionale Maßnahmen zu treffen. Ein Beispiel: Marseille. Hier besteht ebenfalls Maskenpflicht unter freiem Himmel. Bars und Restaurants müssen um 23 Uhr schließen.
Seit heute gilt auch im Département Bas-Rhin, das an Deutschland grenzt, öffentliche Maskenpflicht in Gemeinden mit mehr als 10.000 Einwohnern. Ebenso in Straßburg. Durch regionales Reagieren will Frankreich aus möglichen Fehlern lernen, die im März und April gemacht worden sind. Damals wurden die meisten Maßnahmen zentral aus Paris gesteuert und das gesamte Land heruntergefahren. Nun hingegen sollen Gebiete mit hohen Infektionsraten identifiziert und regional gegen die Virusausbreitung vorgegangen werden.
(Quelle: Jürgen König, Sandra Schulz, Online-Redaktion)