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Französische Präsidentschaftskandidatur
Fillon stemmt sich gegen zunehmenden Druck

Sieben von zehn Franzosen finden es einer aktuellen Umfrage nach falsch, dass der konservative Präsidentschaftskandidat François Fillon trotz einer Scheinbeschäftigungsaffäre weitermachen will. Zahlreiche Parteifreunde haben sich bereits von ihm abgewandt. Der frühere Premierminister Alain Juppé könnte wohl einspringen.

Von Anne Raith | 03.03.2017
    François Fillon
    Der Rückhalt im eigenen Lager bröckelt: François Fillon, konservativer Präsidentschaftskandidat. (dpa / picture-alliance / Thomas Padilla / MAXPPP)
    "Mes amis, vous avez devant vous un combattant."
    "Meine Freunde, ihr habt einen Kämpfer vor euch", ruft François Fillon der Menge zu und die jubelt zurück. Für den konservativen Präsidentschaftskandidaten geht der Wahlkampf weiter. Während in Paris seine Wohnung durchsucht wird, wirbt er am Abend im südfranzösischen Nîmes um Stimmen.
    "Ich habe nicht die Absicht, klein beizugeben und ich spreche nicht nur für mich, sondern auch für sie, denn ihnen gehört die Demokratie!"
    In Paris stellt sich derweil die Frage, für wen François Fillon noch spricht. Denn seit seiner Ankündigung, an seiner Kandidatur festhalten zu wollen, obwohl ihm ein Ermittlungsverfahren droht, bröckelt der Rückhalt im eigenen Lager. Nun hat auch noch sein Sprecher Thierry Solère seinen Rücktritt erklärt. Inzwischen haben Fillon über 60 Abgeordnete, Bürgermeister, Angestellte der Wahlkampfzentrale ihre Unterstützung aufgekündigt. Aus dem Lager von Bruno Le Maire, aber auch von Nicolas Sarkozy und am Ende vor allem: aus dem Lager von Alain Juppé. Jenem Mann, gegen den sich François Fillon in den republikanischen Vorwahlen durchsetzen konnte.
    "Als Bürgermeister sage ich den Leuten, dass man die Institutionen achten muss. Wie soll man die Autorität des Staates wiederherstellen, wenn man die Justiz dieses Landes kritisiert?", fragt sich etwa der republikanische Abgeordnete Franck Riester. Er hat in den sozialen Netzwerken dazu aufgerufen, Unterschriften für Alain Juppé zu sammeln – jene 500 Unterschriften von Paten, die ein jeder bis zum 17. März benötigt, um kandidieren zu können. Und er ist nicht der einzige.
    Und Alain Juppé? Der stets beteuert hatte, nicht zur Verfügung zu stehen? Der würde es machen, glaubt seine ehemalige Sprecherin Fabienne Keller. Die Entscheidung aber müsse Fillon treffen und sie müsse von einer Mehrheit getragen werden. Das ist auch aus Juppés Umfeld zu hören. Die Zeitung "Le Parisien" berichtet unter Berufung auf einen Juppé-Vertrauten, dass dem Bürgermeister von Bordeaux übel geworden sei, als er gehört habe, wie François Fillon die Unabhängigkeit der französischen Justiz angezweifelt hat. Er würde sich also nicht drücken, heißt es.
    "Die Basis hält zu Fillon"
    Doch auch im Lager François Fillons sollen die Reihen wieder geschlossen werden, mit einer Großveranstaltung am kommenden Sonntag. Zehntausende sollen aus ganz Frankreich zusammengetrommelt werden, sagt die Abgeordnete Valérie Boyer:
    "Wir möchten uns würdevoll versammeln, um François Fillon und sein Programm zu unterstützen. Die Basis hält zu ihm. Bei der Wahl geht es um das Aufeinandertreffen eines Mannes mit den Franzosen."
    Doch es wächst die Sorge, dass diese Veranstaltung zu einer Veranstaltung gegen die Institutionen, gegen Polizei und Justiz werden könnte. Der amtierende Präsident François Hollande hat sich bereits entsprechend geäußert. Valérie Boyer kontert:
    "Hollande hat nichts unternommen, als die Vorstädte brannten oder gegen die Polizei demonstriert wurde. Es kann nicht sein, dass man am Ende die Wahl zwischen Emmanuel Macron und Marine Le Pen hat."
    Doch im Moment sieht es ohnehin danach aus, denn glaubt man den aktuellen Umfragen, würde François Fillon nicht in die Stichwahl einziehen. 7 von 10 Franzosen finden es falsch, dass er weitermachen will.