Donnerstag, 28. März 2024

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Französischer Filmpreis César
"Gegen Gewalt an jedem!"

In Paris wurde am Abend der französische Filmpreis César verliehen. Auch hier prägten die Debatte um sexuelle Gewalt und Machtmissbrauch in der Filmbranche die Preisverleihung. "Maintenant on agit" – jetzt handeln wir, hieß es. Dann gab es aber trotzdem vor allem Preise für Männer.

Von Marcel Wagner | 03.03.2018
    Die spanische Schauspielerin Penelope Cruz nimmt den Ehren-Cesar aus den Händen von Regisseur Pedro Aldomovar entgegen.
    Eine von wenigen beim Filmpreis César bedachten Frauen: Penelope Cruz (Foto: Michel Euler/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++)
    Ein singender Moderator Manu Payet inmitten von Tänzerinnen und Tänzern in überdimensionierten goldenen César-Filmpreis-Kostümen. Als der Abend im Pariser Salle Pleyel ganz im Stile des seichten Cabarets begann, schien es, als wollten die Macher ganz bewusst etwas Leichtigkeit auf die Bühne zaubern. Dabei war wohl selten eine César-Verleihung im Vorfeld so voll ernster Diskussionen gewesen, die – bei aller Leichtigkeit – sichtbare Spuren hinterließen:
    "Ich trage heute Abend diese weiße Schleife, wie viele andere hier, zum Zeichen der Unterstützung des Kampfes gegen Gewalt an Frauen – und, selbstverständlich, gegen Gewalt an jedem!"
    Eine weiße Schleife als Zeichen der Solidarität
    Erklärte Sängerin und Schauspielerin Vanessa Paradis, die symbolisch den Abend eröffnete. Kaum ein Gast, kaum eine Nominierte, kaum Preisträgerinnen oder Preisträger, die nicht dem Aufruf gefolgt waren, zum Zeichen der Solidarität mit Opfern sexueller Gewalt eine weiße Schleife zu tragen. Dabei fand die Weinstein-Problematik durchaus auch humoristisch Einzug in die Preisverleihung, wenn auch tiefschwarz humoristisch:
    "Die Produzenten dürfen keine Schauspielerinnen mehr vergewaltigen. Aber ich glaube wir müssen klären, ob wir noch das Recht haben, für eine Rolle mit jemandem zu schlafen. Wenn nicht, dann müssten wir ja Texte lernen, Castings machen und wir haben dafür keine Zeit."
    Das Lachen blieb einigen im Halse stecken
    Scherzte Schauspielerin und Kabarettistin Blanche Gardin, dass so manchem im Saal das Lachen im Halse stecken blieb. Doch trotz aller düsteren Anklänge, blieb die César-Verleihung ein Fest, eine Hommage an den französischen Film. Abräumer des Abends waren – wie erwartet – die Favoriten. Für seine Romanverfilmung "Au revoir là-haut" konnte Regisseur Albert Dupontel gleich fünf Césars einstreichen, darunter für die beste Regie. Die Krone für den besten Film durfte sich aber ein anderer Favorit aufsetzen: 120 Battements par minute, 120 Schläge pro Minute.
    Der Film von Robin Campillo, der den Kampf von Aids-Aktivisten im Frankreich der 90er-Jahre um mehr Anerkennung in Szene setzt, wurde nicht nur als bester Film ausgezeichnet, sondern gewann insgesamt in sechs Kategorien. Bester ausländischer Film durfte sich "Loveless" des russischen Regisseurs Andrei Zvyagintsev nennen, eine Koproduktion, an der auch Arte und der WDR beteiligt waren.
    Und wieder räumten Männer ab
    Bei aller Freude hinterließ der Abend am Ende doch auch einen faden Beigeschmack, denn wieder einmal waren es ausschließlich Männer, die die großen Césars abräumten. Die Kategorie "beste Regie" etwa wurde damit in 43 Jahren César weiterhin nur ein einziges Mal an eine Frau verliehen. Auch das hatte im Vorfeld für Diskussionen gesorgt. Am Ausgang aber offensichtlich wenig geändert.