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Frauen in die Führungsetage
Der Onlinehändler und die Geschlechterquote

Im Vorstand des Onlinehändlers Zalando sitzen fünf Männer, aber keine Frau. Das soll sich nun ändern: Bis Ende 2023 soll ein ausgewogenes Verhältnis von Frauen und Männern erreicht werden, mithilfe einer Quote.

Von Brigitte Scholtes | 15.10.2019
Das Logo vom Onlinehändler Zalando auf dem Firmensitz in der Mühlenstraße in Berlin
18.04.2018, Berlin: Das Logo vom Onlinehändler Zalando auf dem Firmensitz in der Mühlenstraße in Berlin (picture alliance / Jens Kalaene)
Bisher hatten die Mitarbeiterinnen beim Modeversand Zalando nicht unbedingt Grund, vor Glück zu schreien. Denn obwohl die Hälfte der Beschäftigten weiblich ist, ist Vorstandsarbeit dort reine Männersache. Bis jetzt, denn das soll in Zukunft anders werden: Bis Ende 2023 sollen zwischen 40 und 60 Prozent der Führungskräfte in den oberen sechs Managementebenen weiblich sein. Ein gutes Signal, sagt Wiebke Ankersen, Geschäftsführerin der schwedisch-deutschen Allbright-Stiftung, Die Stiftung analysiert in jährlichen Studien, wie sich der Frauenanteil im Management der börsennotierten Unternehmen entwickelt.
Keine Frauen im Vorstand von Zalando
"Wenn man bedenkt: Xing und Zalando haben bis jetzt jahrelang mit vollem Ernst als Ziel für den Frauenanteil im Vorstand null Prozent sich in den Geschäftsbericht geschrieben. Das heißt für diese Unternehmen ist es jetzt wirklich eine Wende und ein wichtiges Signal. Das Ziel null Prozent war immer schon unverständlich, denn es gibt ja viele Frauen in diesen Unternehmen, aber jetzt hat sich eben gezeigt, es geht auch nicht mehr. Es ist für ein Unternehmen, das sich als Vorreiter versteht, und das tut Zalando und das tut auch Xing, völlig unmöglich geworden, da eine reine Männermannschaft zu präsentieren."
Das Karrierenetzwerk Xing ist immerhin schon einen Schritt weiter und hat vor einigen Wochen eine Frau, Petra von Strombeck, zur Vorstandschefin berufen - wenn auch erst für Ende Mai nächsten Jahres. Und schließlich hat auch der Softwarekonzern SAP letzten Freitag eine Frau zur Co-Chefin gekürt: Die Amerikanerin Jennifer Morgen teilt sich den Job mit einem männlichen Kollegen. Sie ist damit die erste Vorstandschefin eines DAX-Unternehmens. In den 160 Unternehmen des DAX, des MDax und des kleineren SDax aber beträgt die Frauenquote nur gut neun Prozent.
Bliebe es beim bisherigen Tempo, würde erst 2040 eine Quote von einem Drittel Frauen in den Vorständen erreicht, sagt Markus Heinen, Experte der Unternehmensberatung EY - ein Drittel, das ist auch die gesetzlich vorgeschriebene Frauenquote für den Aufsichtsrat:
"Dadurch, dass es keine gesetzliche Vorgabe gibt, Vorstandsquoten zu haben, haben wir noch nicht so eine Höhe in der Quote, wie das vielleicht in Aufsichtsräten der Fall ist. Nichtsdestotrotz sehen wir eine Verbesserung in der Quote für die Frauen in Vorstandspositionen."
Firmen geben an, dass es nicht genug qualifizierte Frauen gebe
Dass es nicht schneller geht, das begründen die Firmen oft damit, dass es nicht genügend qualifizierte Frauen gebe, ein Argument, das Wiebke Ankersen von der Allbright-Stiftung nicht gelten lassen will:
"Ausgebildet sind sie, da sind sie auch, und wie man sieht: Unternehmen die wollen, wie es jetzt SAP und Xing finden sie auch. Bei der Rekrutierung wird in Deutschland immer noch sehr häufig eine gängige vermeintliche altbewährte Schablone angewandt, nämlich männlich, Mitte 50, Wirtschaftswissenschaftler oder Ingenieur, westdeutsch, Ostdeutsche fallen ja da auch fast ganz durch Raster. Wenn man etwas mehr Fantasie an den Tag legt, sieht man auch die qualifizierten Frauen."
Denn Studien machen auch deutlich: Unternehmen, in denen mehr Frauen im Management vertreten sind, sind erfolgreicher. Werden die deutschen, aber auch andere mitteleuropäische Unternehmen da nicht ehrgeiziger, dann dürfte Deutschland bald abgehängt werden.