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Frauenmagazin "Monda"
Fluide Rollenbilder

Das neue Online-Magazin "Monda" will sich von gängigen Lifestyle-Vorgaben und Rollenbildern der Konkurrenz absetzen. Noch gelingt das den Macherinnen nicht immer. Dennoch könnte "Monda" schon bald eine spannende Alternative auf dem Markt der Frauenmagazine darstellen.

von Silke Ballweg | 01.08.2018
    Jana Ahrens
    Jana Ahrens, Chefredakteurin des Online-Magazins "Monda" (Foto von Mareice Kaiser)
    Ganz in schwarz gekleidet sitzt Jana Ahrens vor einem großen Computerbildschirm. Mit ihrer Kollegin Claudia in Hamburg geht sie per Schaltkonferenz übers Internet die Themen und Texte für die kommenden Tage durch.
    Ahrens sitzt in einem Büroraum im Berliner Stadtteil Neukölln. Den teilt sich die 37-Jährige mit zwei anderen freischaffenden Publizistinnen. Auf einem von der Decke baumelnden Regal ranken Grünpflanzen. An einer Wand ein graues Sofa. Als Chefredakteurin arbeitet Ahrens von hier aus für "Monda", das seit knapp einem halben Jahr online ist.
    Nicht vor dem Urlaub noch schnell zum Crossfit-Training
    "Wir sind ein Magazin, das sich primär an Frauen richtet, wir möchten nicht sexistisch sein in einem Bereich, der sich so Lifestyle-Magazin nennt. Was tatsächlich in Deutschland noch ein Alleinstellungsmerkmal ist."
    Ahrens und ihre fünf Kolleginnen stören sich an den Themen und an der Haltung der Texte in den gängigen Frauenmagazinen. Meist ginge es darum, vor dem Urlaub schnell noch drei Kilo loszuwerden. In welchen Outfits man möglichst gut aussehe. Wie man mit Yoga und Detox einen strahlenden Teint bekommen könne. Monda sucht einen anderen Zugang.
    "Das heißt nicht, dass wir jetzt die ganze Zeit uns um das Thema Sexismus drehen, sondern wir sind der Überzeugung, man kann kluge Texte schreiben, die sich trotzdem mit Themen wie Mode, Beauty oder Lebensratgebern befassen. Wenn wir solche Artikel schreiben z.B. über Fitness-Trends, dann werden die von der Tonalität so aufgebaut, dass die Frauen nicht am Ende des Artikels denken, verdammt nochmal, jetzt muss ich diese Jahr auch noch Crossfit und das und das machen, weil sonst kann ich nicht mithalten."
    Optimierung im geistigen Sinne
    In Vorbereitung auf ihr Projekt haben die Journalistinnen vor ein paar Monaten die Sprache der gängigen Lifestyle-Magazine, die sich gezielt an Frauen und Männer richten, analysiert. Mit einem Computerprogramm konnten sie die Texte in den Zeitschriften durchforsten und die Wörter herausfiltern, die besonders oft vorkamen. In den Magazinen für Frauen und jenen für Männer waren dies oft die gleichen Wörter. Doch Bedeutung und Kontext unterschieden sich teils fundamental.
    Beispiel: das Wort Körper.

    "Bei den Frauen war es, was mute ich meinem Körper zu, was kann er schaffen. Und bei den Männern war es, wie bearbeite ich ihn so und forme ihn so, dass er meine Männlichkeit ausdrückt."
    Wissenschaftlich war die Untersuchung zwar nicht untermauert. Ahrens meint, man könne dennoch daraus ablesen:
    "Die Welt von Frauen wird beschrieben als ein Bereich in dem es sehr viel um Optimierung im geistigen Sinne geht, meine Einstellung zu mir, meine Einstellung zu meinem Partner, auch, was kann ich meinem Partner geben. Die Welt der Männer wird sehr viel mehr beschrieben als eine, in der ich dem gerecht werden muss, was mir qua meiner Rolle als Mann mitgegeben wurde. Ich bin der Mann, ich bin stark, ich habe diese Muskeln und muss sie zeigen, ich muss Halt geben. Das sind sehr traditionelle Werte, die da vermittelt werden."
    Neue Perspektiven auf Alltag und Beruf
    "Monda" will mit diesen Geschlechterbildern brechen und anderen Vorstellungen Raum geben. So diskutiert ein Artikel ganz meinungsfrei die Frage, was Paare nach einer Geburt mit dem Mutterkuchen anfangen können. In Interviews erzählen Unternehmerinnen, wie sie ihre fordernden Berufe und ihre Familie unter einen Hut bekommen.
    Eine Redakteurin schreibt subjektiv über die Dinge, die sie in ihrem Alltag bewegen, etwa wie sie sich von ihrer besten Freundin getrennt hat oder ob sie sich die Augen lasern lassen soll. Die Texte richten sich an Leserinnen in ihren zwanziger und dreißiger Jahren und wollen neue Perspektiven auf Alltag und Beruf eröffnen. Diese Vielfalt will Ahrens in den kommenden Monaten auch noch erweitern.
    Diversere Rollenvorbilder
    "Wir suchen Frauen, die anderen Leuten erklären, wie man einen Reifen wechselt, wir suchen Frauen, die sich mit Finanzen auskennen, wir möchten einfach sehr viel diversere Rollenvorbilder zeigen als bisher. Wir möchten auch zeigen, dass man nicht politisch in eine Richtung tendieren muss, wenn man Bock hat, Autos zu reparieren als Frau."

    Noch schaffen es die Journalistinnen nicht immer, ihrem Anspruch gerecht zu werden. Da wird ein Artikel über Liebe in der Großstadt schon mal mit rosa Herzchen bebildert. Und viele Trends und Themen ähneln jenen in herkömmlichen Lifestyle-Zeitschriften, etwa über Yoga in der Mittagspause oder dem bewussten Abschalten des eigenen Smartphones. Dennoch könnte "Monda" schon bald eine spannende Alternative zu den herkömmlichen Magazinen darstellen.