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Freie Software auf dem Vormarsch

Sie sollten wissen, dass der Hauptgrund, warum die Leute ein bisschen gegen Microsoft sind, das Verhalten von Microsoft ist. Die benehmen sich halt wie ein Rüpel. Und wenn sie einen brutalen Kerl in ihrer Nachbarschaft haben, dann weichen Sie dem aus und machen ihre Geschäfte mit jemand anderem.

Von Anja Arp und Manfred Kloiber | 18.03.2004
    Bruce Perens, Chef-Ideologe der Open-Source-Bewegung – die Alternative zu Microsoft und ihrem Chef Bill Gates. Der ist nicht nur der reichste Mann der Welt – viele halten den Microsoft-Gründer auch für den mächtigsten Mann der Welt. Denn das Microsoft Betriebssystem regiert nahezu alle Computer rund um den Globus.
    "Noch" - muss man wohl sagen. Denn der Gigant bekommt zunehmend Konkurrenz durch Open-Source, der so genannten offenen Software. Beispiel Betriebssysteme – die Software-Grundausstattung für den PC: Im Gegensatz zu Windows, dem Betriebssystem von Microsoft, ist bei dem Open-Source-Betriebssystem Linux der Quell-Code, also der eigentliche Programmtext und Konstruktionsplan, für alle öffentlich zugänglich. Bei Microsoft ist dies das zentrale Betriebsgeheimnis. Außerdem ist Open-Source-Software für Anwender häufig die preiswerte Alternative, zum Beispiel mit Linux, dem Open-Source-Pendant zu Windows. Immer öfter heißt es deshalb: "Microsoft versus Linux". Noch einmal Bruce Perens aus Berkeley

    Wir sind da überhaupt nicht religiös, ich habe sogar einen Windows-Computer zu Hause neben sieben Linux-Computern. Es sind Geschäftsleute, Studenten, Menschen, die einfach nur zum Spaß programmieren, die bessere Software wollen und mehr Kontrolle über ihre Software. Wir haben gesehen, dass die Technologie einen falschen Weg eingeschlagen hat. Und deshalb wollen wir die Sache selbst in die Hand nehmen.
    Der Amerikaner Richard Stallman ist der eigentliche Vater der Open-Source-Bewegung. Der langhaarige, intellektuelle Exot wird von vielen als Anarchist eingestuft. Gemeinsam mit seiner Fan-Gemeinde, zu der auch Bruce Perens gehört, haben sie die Rahmenbedingung für die offene, frei zugängliche Software formuliert. Thomas Hoeren, Jurist und Professor an der Universität Münster, findet die Idee interessant:

    Man darf die Software ganz frei weitergeben. Man darf sie nutzen, aber man unterschreibt sozusagen, dass man, wenn man selber was mit der Software macht, dass sie immer frei bleibt, also auch Neuanwendungen müssen dann entsprechend frei zirkulieren können.
    Normalerweise kaufen Software-Nutzer Lizenzen. Das ist bei Open-Source-Software anders. Dort heißt das bekannteste Produkt Linux. Es wurde von dem finnischen Studenten Linus Torvalds entwickelt und gemeinsam mit anderen Kommilitonen fortgeführt als Internet-Projekt. Inzwischen wird das Betriebssystem Linux professionell von spezialisierten Firmen vertrieben. Und zwar als komplett zusammengestelltes und geprüftes Paket. An dieser Dienstleistung verdienen sie und nicht etwa wie Microsoft an den Nutzungsrechten. An dem Grundsatz der freien Zugänglichkeit hat sich durch dieses Geschäftsmodell nichts geändert. Diesen Open-Source-Grundsatz hält der Jurist Thomas Hoeren für den deutschen Markt für ungewöhnlich:

    Das ist ein sehr amerikanisches Produkt und das merkt man daran, dass viele Klauseln der entsprechenden Lizenzen nach deutschem Verständnis nichtig sind. Zum Beispiel steht drin, dass man für die Software keine Gewährleistung übernimmt, dass heißt über Mängel kann man nicht klagen. Das ist nach deutschem Verständnis klar nichtig, aber auch die Weitergabe der Software soll an bestimmte Bedingungen geknüpft sein, auch das verstößt gegen elementare Grundsätze des Urheberrechts, also das ist juristisch ein hochgradig dubioses Dokument, was da zu Grunde gelegt wird.
    Die Grundregeln der Open-Source-Bewegung lauten: Offen zugänglicher Quellcode und jeder, der daran etwas verändert, muss diese Veränderung wiederum offen legen. Und anders als bei der herkömmlicher geschlossener Software fallen in der Regel auch keine Lizenz-Gebühren an. Open-Source-Guru Bruce Perens plädiert dafür, dass Anwender eine "echte Wahl" also eine Alternative zu Microsoft haben. Er wünscht sich:

    Dass ein großes Unternehmen oder eine Behörde mehr auf die zukünftigen Kosten achtet, wenn sie ein Produkt kaufen. Sie sollten darauf achten, dass die Dateiformate öffentlich dokumentiert sind. Ebenso wie die verwendeten Kommunikationsprotokolle. Damit jeder Erweiterungen dafür machen kann, ohne Lizenzkosten oder Patentgebühren zahlen zu müssen. Und wenn Sie als Einkäufer danach fragen, dann sind sie später auch nicht an den Hersteller gekettet.
    Denn Microsoft, so das Argument der Kritiker, zwinge die Kunden durch seine Geschäftspolitik immer bei Microsoft-Produkten zu bleiben, weil sie nicht mit anderen Produkten kompatibel sind und ihre Funktionsweise von Microsoft geheim gehalten wird.

    Das klassische Beispiel dafür ist "Microsoft Outlook" und der "Microsoft Exchange Server". Wenn Sie einen "Exchange Server" kaufen, um damit Emails und Termine für ihr Geschäft zu organisieren, dann müssen Sie auch Outlook und nichts anderes auf jeden einzelnen Arbeitsplatz-Computer installieren, damit das funktioniert. So - sie haben also 80.000 Arbeitsplatzrechner mit Outlook in ihrer Firma - und jetzt wollen sie einen einzigen Server mit einem anderem Produkt laufen lassen. Sie müssen auf allen 80.000 Desktops die Software wechseln. Und es kommt vor, dass Microsoft diese gewollte Inkompatibilität benutzt, um brutal den Markt zu beherrschen.
    Starke Geschütze. Doch Alfons Stärk, Chefvertriebs-Ingenieur von Microsoft Deutschland nimmt die Konkurrenz sportlich:

    Open-Source ist auf jeden Fall eine Alternative zu der Microsoft-Plattform. Ich denke, so muss man das mal sehen, es wird natürlich auch als Konkurrenz gesehen, das ist ganz klar. Aber ich persönlich glaube, dass es auch gar nicht so schlecht ist, da Alternativen zu haben, denn das spornt jeden Marktteilnehmer dazu an, Höchstleistungen zu bringen, insofern sehe ich das eigentlich positiv.
    Immer mehr Unternehmen und Behörden entscheiden sich neuerdings für die Software-Alternative: Der Deutsche Bundestag und die Stadtverwaltung München haben sich inzwischen für Linux entschieden, ebenso wie Schwäbisch Hall oder die Stadtverwaltung von Rom. Die britischen Behörden setzen dagegen nach wie vor auf Microsoft. Den einen, wie Bruce Perence, geht es dabei um die Philosophie. Sie wollen sich nicht abhängig machen von einem Unternehmen, das in ihren Augen einseitig die Geschäftsbedingungen diktiert. Den anderen geht es schlichtweg ums Geld.
    So haben die Behörden beispielsweise in Großbritannien nur damit gedroht, auf Linux um zu steigen. Die Lizenzbedingungen, die an der Benutzung der Software hängen, belasteten ihre Budgets zu sehr, so das Argument. Microsoft ließ sich herunterhandeln. Rund 186 Millionen Dollar könnten die Behörden nun sparen, jubelte das Office of Government Commerce kürzlich.
    Hierzulande hat vor allem die Pro-Linux-Entscheidung der Stadt München für öffentlichen Wirbel gesorgt. Alle Arbeitsplätze und Zentral-Computer der Stadtverwaltung sollen mit Linux ausgestattet werden. Das geht an dem ehemaligen Monopolisten natürlich nicht ganz spurlos vorbei. Alfons Stärk von Microsoft Deutschland:

    Das tut mir natürlich weh. Mir tut aber vor allem weh, wie das diskutiert wird, das ist eigentlich das, was schade ist. Wenn man schaut: Im öffentlichen Bereich gibt es eigentlich viel mehr Entscheidungen für Microsoft als gegen Microsoft. Die Stadt München ist so ein Beispiel, das sehr prominent immer behandelt wird, wobei man hier ganz klar sehen muss, dass es erst mal nur um eine Grundsatz-Entscheidung geht. Man geht jetzt in die Projekt-Feinplanung und man kann jetzt auch so Stück für Stück lesen, dass das eben auch nicht alles so einfach ist, wie man sich das vorgestellt hat. Leider ist das - wie gesagt - so, dass man im Moment immer nur die eine Seite der Medaille sieht, dass die andere Seite, die Stadt Frankfurt zum Beispiel oder auch das Land Nordrhein-Westfalen überhaupt nicht diskutiert wird.
    Die Stadt München wollte mit ihrer Entscheidung für Linux ganz klar auch ein politisches Signal setzen. Das gilt wohl auch für die Entscheidung der Bundesregierung, künftig auf Open-Source-Software zu setzen. Mit der Bund-Online-2005 Kampagne will die Regierung einen Schritt in Richtung moderne Kommunikations-Gesellschaft gehen. Ziel der Kampagne: Sämtliche Dienstleistungen und Informationen des Bundes sollen bis zum Jahr 2005 vollständig über das Internet verfügbar sein. Für die technische Umsetzung verwenden die meisten Ämter Linux. Bekommt Microsoft die Konkurrenz inzwischen auch wirtschaftlich zu spüren?

    Ich spür das natürlich oft, wenn ich die Zeitung aufschlage. Da merke ich das, aber wirtschaftlich nicht wirklich. Und auch wenn man auf Zahlen schaut, von Tec-Consult zum Beispiel, sieht man, dass die Verbreitung von Windows-Plattformen sehr, sehr stabil ist, dass derzeit Windows NT 4 Systeme abgelöst werden durch Windows 2000 oder Windows XP beziehungsweise Windows 2003. Das Linux aber vor allem an zwei Stellen ein Thema ist bei Firmen, einmal bei den abgestuften Sicherheitssystemen, also ganz spezielle Server, wo dann Linux eingesetzt wird. Und das andere die Emigration klassischer Unix-Systeme, also ältere Unix-Systeme, die teilweise sehr teuer sind im Unterhalt, werden auf das kostengünstigere Linux im wesentlichen wegen der kostengünstigeren Hardware-Plattform emigriert.
    Der Außenseiter Linux mit dem Pinguin als Maskottchen hat sich im IT-Markt etabliert. In Sachen Kosten, Qualität und Sicherheit ist er für Microsoft eine ernst zu nehmende Konkurrenz geworden. Denn immer mehr entscheiden sich für Open-Source-Software, kurz OSS. Benedikt Georgi, Mitglied der Geschäftsleitung von Siemens Business Services Deutschland, die für große Kunden IT-Projekte plant und umsetzt:

    Selbstverständlich ist das für uns immer eine Alternative. Wir sind hersteller-neutral und damit eben auch offen gegenüber Open-Source-Angeboten. Wichtig ist, glaube ich, in beiden Bereichen, dass man vernünftige Partnerschaften sowohl mit Produktherstellern hat, als auch mit den wesentlichen Firmen und Playern im OSS-Bereich um sicher zu stellen dass man sowohl das Thema Sicherheit als auch Qualität gegenüber dem Kunden sicherstellen kann.
    Siemens selbst hat sich in einem großen Bereich für Linux entschieden. Das Projekt "Colorado" läuft mit Open-Source-Software:


    Das ist die Personalabrechnung für das Haus Siemens wo 170.000 Mitarbeiter abgerechnet werden, eine riesige SAP-Anwendung, die wir sowohl gestaltet haben, entwickelt haben, implementiert haben und jetzt auch operativ betreiben und dieses wird mit Linux betrieben und wir können nach anderthalb Jahren sagen, dass sowohl die Stabilität als auch die Kostenführerschaft hier sich wirklich bewährt hat.

    Nach einer gründlichen Kosten-Nutzen-Rechnung, so Beneditk Georgi, hat sich Siemens für die kostengünstigere Linux-Variante entschieden. Gab es dabei keine Bedenken was den Support, also Service und Wartung, Haftungsfragen oder die Sicherheit angeht?

    Ich denke, dass das heutzutage eigentlich mehr ein mentales Problem ist, diesen Weg zu gehen, eine gewisse Unsicherheit, aber sie können sicher sein, wenn sich das Haus Siemens gerade im Personalbereich, wo wir als größter privater Arbeitgeber eine besonders dominante Rolle in der deutschen Wirtschaft spielen, dass wir hier keine Sicherheitsrisiken eingegangen sind.

    Für den Siemens-Manager haben drei Dinge bei der Entscheidung für Open-Source den Ausschlag gegeben:


    Einmal, dass es im Betrieb sehr kostengünstig ist, weil es eben sehr schlank ist. Das zweite ist: Es hat eine hohe Qualität erreicht, eine Qualität, die man vorher vielleicht nicht erwartet hätte, bei einer so heterogenen Entwicklungsgeschichte und das dritte ist eine Innovationsgeschwindigkeit, die deutlich höher ist als bei dem ein oder anderen, wo also quasi Top-Down ein Produkt geplant wird, ist hier eine höhere Geschwindigkeit da und die kann man nutzen.
    Tatsächlich sind inzwischen viele auf den Open-Source-Zug aufgesprungen. Auch das Bundesamt der Finanzen in Bonn gehört im Rahmen der Bund-Online-2005-Initiative dazu. An das Rechenzentrum sind mehr als 120.000 User angeschlossen. Neben den Mitarbeitern der Behörde gehören dazu alle Oberfinanzdirektionen und etwa 700 Finanzämter aus ganz Deutschland. Das Amt wickelt unter anderem die gesamte Besoldung der Bundesbeamten ab. Jetzt läuft der komplette Intranet- und Internet-Betrieb des Bundesamtes über einen Linux-Rechner. Armin Arbinger, Systemprogrammierer beim Bundesamt:

    Wir haben seit 1996 angefangen uns mit Linux zu beschäftigen und in der Zeit bis jetzt sind sehr viele Rechner unter Linux installiert worden. Und wir sind dann an einen Punkt angelangt, wo man sagen musste, die Betreuung der einzelnen Systeme wird zu aufwendig, wir müssen eine Konsolidierung durchführen. Da passte es recht gut, dass IBM mit den neuen Z-Maschinen halt eine entsprechend gut skalierbare Lösung angeboten hat, wo wir unsere bis Dato um die 30 Systeme halt dann auf eine Maschine konsolidieren konnten.
    Die Großen der Branche wie IBM und Intel setzen natürlich nach wie vor in erster Linie auf die so genannte proprietäre Software, also auf geschlossene Lösungen wie Windows von Microsoft. Dennoch sehen sie in der Open-Source-Alternative auch eine Chance, sich aus der Abhängigkeit von Microsoft zu befreien. Prof. Dodo zu Knyphausen-Aufseß von der Universität Bamberg:

    IBM gehört zu den größten Software-Firmen der Welt, ein wesentlicher Teil des Umsatzes wird mit Software gemacht und die sind natürlich gleichzeitig in einem starken Konkurrenz-Kampf insbesondere mit Microsoft. Und es ist sicherlich so, dass die Möglichkeit die Linux-Konzeption zu unterstützen eine Chance bietet, auch Microsoft Paroli zu bieten. Und ich denke, das ist ein wesentliches Motiv warum IBM und Novell und andere Firmen in diesen Markt so reindrängen. Aber es ist im Grunde deswegen noch lange kein Modell, was man für sich genommen als Maschine zum Geldverdienen benutzen kann.

    Darin sind sich alle Experten einig: Mit Open-Source ist zumindest momentan noch nicht das dicke Geschäft zu machen. Das liegt unter anderem daran, dass zum Beispiel das lohnende Lizenz-Geschäft wegfällt. Dass die großen wie IBM inzwischen auch auf den Open-Source-Zug aufgesprungen sind, sieht man bei Microsoft deshalb offenbar auch ganz gelassen. Alfons Stärk:

    Ich glaub das ist in erster Linie ganz einfach eine geschäftspolitische Entscheidung. Linux ist ein Thema, das im Moment groß diskutiert wird, es ist ein Hype und wenn man sich mit dem Thema assoziieren kann, dann kann man zumindest schon mal sicherstellen, dass der Name in der Presse ist. Insofern, ich würde das sicherlich genauso machen anstelle dieser Player, einfach solange das Thema heiß ist, muss man versuchen den eigenen Firmennamen damit zu assoziieren und dann die entsprechende Presse-Couverage zu bekommen.
    Dennoch, der ehemalige Monopolist Microsoft gerät zunehmend unter Druck. Dazu gehören auch die vielen Angriffe mit Viren und Würmern, die Hacker speziell für Microsoft-Produkte programmieren. Man denke nur an Mydoom, Blaster oder Beagle. Alfons Stärk von Microsoft Deutschland zu diesen gezielten Hack-Versuche auf Windows-Rechner:

    Das war das, was man noch beobachten konnte vor einem Jahr. Mittlerweile, wenn man so in die Statistiken schaut muss man sagen, das Linux-Systeme genauso interessant in Anführungsstrichen geworden sind, das heißt genauso oft angegriffen worden sind. Teilweise kann man sogar schon beobachten, dass mehr erfolgreiche Angriffe auf Linux-Systeme durchgeführt wurden, weil sich dort die Leute manchmal in so einer trügerischen Sicherheit fühlten und eben die Systeme auch nicht aktuell hielten. Also ich fürchte das Thema mit der Angriffsfläche wird nicht mehr lange helfen.
    Laut Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, kurz BSI, verursachen Computer-Viren allein hierzulande jährlich Schäden in dreistelliger Millionenhöhe. Udo Helmbrecht, Präsident des BSI, auf einer Pressekonferenz zum Thema "Open-Source" in München:

    Ich glaube man kann in Summe sagen, durch die Diskussion Open Source und dadurch, dass Microsoft eine marktbeherrschende Firma ist, eine Diskussion in Gang gekommen ist, die die Sicherheit in der IT insgesamt erhöht hat, weil wir diskutieren gerade derzeit auf der Ebene der Bundesregierung, Innenministerium mit Microsoft und bei uns über die Sicherheitsthemen, die Möglichkeit Early-Warning-Systeme einzurichten, um dort zu vertraglichen Vereinbarungen zu kommen. Solche Diskussionen wären vor zwei Jahren sicherlich nicht möglich gewesen und am Ende erhöht das auch die Sicherheit von Microsoft-Produkten.
    Dennoch halten viele Experten Open-Source-Software für wesentlich sicherer als geschlossene Systeme. Weil der Quellcode komplett öffentlich einsehbar ist, können Software-Entwickler demnach Sicherheitslöcher weltweit in kürzester Zeit entdecken und beheben.
    Das Thema Sicherheit wird in der ganzen IT-Branche groß geschrieben. Denn die Kunden sind auf zuverlässige Systeme, die auch gut vor Häckern geschützt sind angewiesen. Das gilt natürlich ganz besonders für öffentliche Behörden. Armin Arbinger vom Bundesamt für Finanzen:

    Das Thema Sicherheit hat schon immer eine wichtige Rolle gespielt. Als Amt waren wir da halt auch immer an den Forderungen oder auch Vorgaben vom BSI gebunden und Linux hat von jeher eigentlich einen recht guten Ruf, was die Sicherheit anbelangt, so dass das eigentlich nur bestätigte, was wir halt vorher schon immer gemacht haben. Es stellte sich da nicht weniger die Frage, machen wir es aufgrund der Sicherheit, sondern können wir weiter machen aufgrund der Anforderungen, die die Sicherheit an die Systeme stellt und das konnte man halt eindeutig bejahen.
    Open-Source ist für das Bundesamt offenbar eine sichere und vor allem preiswerte Lösung, weil zum Beispiel die Lizenz-Gebühren wegfallen. Gerade bei Internet-Anwendungen können solche Kosten ganz erheblich sein. Einen weiterer Vorteil sieht Armin Arbinger darin, dass sich Fehler leichter beheben lassen als in geschlossenen Systemen. Denn im offen gelegten Quell-Codes können gleichzeitig viele Anwender auf Fehlersuche gehen.

    Und deswegen kommt es im offenen Software-Bereich halt wesentlich schneller zu einer Programmlösung oder zu einer Fehlerlösung. Im geschlossenen Bereich muss so ein Fehlerbehebungspatch dann halt auch entsprechend noch die Release-Zyklen durchlaufen und das dauert dann oft auch etwas länger. Bei der freien Software wird halt ein Patch dann veröffentlicht, wenn er fertig ist und halt dann auch wieder von allen möglichen Leuten halt wieder ausgetestet. Und die Vergangenheit hat das halt auch schon gezeigt, dass es im freien Umfeld halt öfter mal schneller Fehlerbehebungen für ähnliche Probleme gab, als das im geschlossenen Software-Bereich der Fall war.
    Keine Frage also Open-Source-Software macht Microsoft zunehmend Konkurrenz, resümiert Dodo zu Knyphausen-Aufseß:

    Es geht natürlich um Kostenvorteile, es geht um Qualitäts- und Sicherheitsfragen und unter all diesen Gesichtspunkten ist die Bewertung inzwischen recht positiv geworden. Aber es ist sicherlich so, dass Linux aufgeholt hat.

    Und Microsoft nimmt die Herausforderung offenbar an:

    Es ist gut, Alternativen zu haben, weil es jeden anspornt. Und wir sehen, wenn man auf unsere Produkte schaut, dass wir hier schon noch eine ganze Menge Vorteile haben, was Innovation betrifft, was Integration der Lösungen betrifft und was unterm Strich auch Kosten betrifft. Und da wollen wir einfach weiterhin die besseren bleiben.

    Mal sehen, ob dies gelingt, ob Bill Gates weiterhin der reichste und der mächtigste Mann bleiben wird. Oder ob er durch die offene Software ernsthafte Konkurrenz bekommt.