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Freiwilligendienste
Bufdis sollen digitaler werden

Das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) gibt es schon jetzt in einer digitalen Variante. Bald sollen auch Bufdis mit Computern und digitalen Medien arbeiten. Im Bundesfreiwilligendienst könnten sie dann etwa Senioren Videoschnitt oder Realschülern das Programmieren beibringen.

Von Anke Petermann | 25.06.2018
    Der Begriff Bufdi ist am 29.06.2013 im neuen Duden des Jahres 2013 zu sehen. Das Wort gehört zu den Neuaufnahmen in der 26. Auflage des Wörterbuches der deutschen Sprache.
    Der Bundesfreiwilligendienst (Bufdi) soll um eine digitale Variante erweitert werden (Jens Kalaene, dpa picture-alliance)
    Die Radio-AG der 1c experimentiert mit ihrem neuen Mini-Digital-Mikrofon. Wie es funktioniert?
    "Ich weiß es schon!"
    Furkan hat es sich gemerkt und drückt den richtigen Knopf.
    "Rot."
    Larissa Schneider leitet die Radio-AG der Schule am Rothenberg, einer Sprachförderschule im Westerwald. Die 20-Jährige hat ihr Freiwilliges Soziales Jahr, kurz FSJ digital, im vergangenen Spätsommer begonnen.
    "Und wie können wir aufnehmen? Und dann müssen wir warten, bis der…"
    "Knopf rot ist."
    Schülerradio – das hatte Larissa Schneider zuvor in einem Praktikum kennengelernt. Sie schlug das Konzept für ihr FSJ digital an der Hachenburger Sprachförderschule vor – und profitierte von einer fünftägigen Fortbildung.
    "Ich war ein paar Tage im Audio-Workshop, konnte für mich viel mitnehmen, für die Schule ein paar neue Ideen sammeln. Wir haben programmiert, 3D-Druck – und das auszuprobieren zu dürfen, Fehler zu machen, daraus zu lernen – das war eine große Herausforderung, aber auch eine große Freude."
    Freiwillige sollen eigene Ideen umsetzen
    Die Begeisterung der FSJler überträgt sich auf die Einsatzstellen, beobachtet Marten Gerdnun vom Kulturbüro Rheinland-Pfalz. Insbesondere Bildungseinrichtungen mit digitalem Nachholbedarf profitierten davon.
    "Die Idee soll von den Freiwilligen selber kommen, weil wir davon ausgehen, dass die Freiwilligen eine andere Selbstverständlichkeit im Umgang mit Medien mitbringen. Dann kann man da so einen Transfer schaffen, der ganz sinnvoll ist."
    Beim altersoffenen Bundesfreiwilligendienst sind eigene Ideen für digitale Projekte willkommen, aber nicht Bedingung. Sich bei einer Einsatzstelle bewerben, ein Vorhaben abstimmen – das alles ist ab sofort möglich, aber die konkreten Fristen hängen vom jeweiligen Einsatzort ab. Fest steht, so Marten Gerdnun, dass die Fortbildungen im Herbst beginnen. Mehr Details weiß der Koordinator beim Kulturbüro Rheinland-Pfalz, wenn das Gesamtkonzept - abgestimmt mit der Bundesregierung - steht:
    "Wir müssen das Konzept ja ein bisschen anpassen, einfach weil wir auch die ältere Generation im Bundesfreiwilligendienst dabei haben wollen und können."
    Denkbar sind ähnliche Projekte wie im FSJ digital: eine Senioren-Fernsehredaktion im Offenen Kanal, ein Programmier-Kurs an einer Realschule, ein virtueller Rundgang durch einen Landtag. Oder eben: Schülerradio in einer Sprachförderschule.
    Radio machen motiviert Schüler
    "Es sind 20 bis 25 Grad." "Es ist sonnig."
    Die Sechs- und Siebenjährigen wechseln sich beim Moderieren ab. Das stärkt ihre Kommunikationsfreude, beobachtet Kerstin Schlemper als Klassenlehrerin der 1c. Ausgestrahlt werden die kurzen Sendungen über die Lautsprecheranlage der Schule. Das motiviere die Schüler zusätzlich.
    "Die dürfen sich das selbst zuerst noch mal anhören, selbst entscheiden, das finde ich gut, oder das möchte ich noch einmal machen. Das hat die Kinder total ermutigt, mitzumachen und an ihrer Sprache, an ihren Schwierigkeiten und Baustellen zu arbeiten."
    Damit hatten die Erstklässler reichlich zu tun, findet Larissa Schneider. Deshalb hat die FSJlerin die Radiobeiträge am Laptop selbst bearbeitet.
    "Aber ich gehe davon aus, wenn man das mit denselben Kindern drei, vier Monate macht, dass man mit denen das Schneiden locker ohne große Probleme hinbekommen kann."
    "Larissa war so nett, im Rahmen einer Gesamt-Konferenz das Projekt und die Materialien, mit denen sie arbeitet, vorzustellen und so auch das ganze Kollegium fit zu machen."
    "Und von daher wurde schon einstimmig beschlossen, dass das Schulradio zukünftig ein fester Bestandteil in unserem Konzept bleibt."
    Schulleiter Hans-Peter Augel freut sich schon auf die nächsten Freiwilligen, die dann wieder andere Ideen einbringen. Bei Larissa Schneider hat das auslaufende FSJ die Entscheidung gefestigt, Förderpädagogik zu studieren. Digitale Lern- und Lehrmethoden behält sie ab jetzt im Blick.