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Fremdenfeindliche Äußerungen
Ärger um Lübecker Honorarprofessor

Der Honorarprofessor und Unternehmer Winfried Stöcker sorgte mit fremdenfeindlichen Äußerungen für Schlagzeilen. Sein Arbeitgeber, die Universität Lübeck, zeigte sich entsetzt. Gespräche scheiterten. Nun hat Stöcker seinerseits die Zusammenarbeit mit der Universität aufgekündigt. Doch es droht ein juristisches Nachspiel.

Von Thorsten Philipps | 16.03.2015
    Der Unternehmer Winfried Stöcker steht am 21.09.2012 in Lübeck vor dem Flughafen.
    Winfried Stöcker: "Zum Beispiel wenn ich das Wort Neger benutze, dann ist das für mich kein Schimpfwort." (picture-alliance / dpa / Markus Scholz)
    "Ich bin ja aufgrund des Interviews, was ich da im Dezember der 'Sächsischen Zeitung' gegeben habe, etwas ungerecht behandelt worden, an und für sich bin ich ja kein Rechter und ich bin kein Rassist. Ich habe einige Dinge überspitzt formuliert, weil ich ja einen bestimmten Inhalt transportieren wollte."
    So lässt es sich Winfried Stöcker zum Beispiel nicht nehmen, das Un-Wort "Neger" zu benutzen, das spätestens seit den 80er-Jahren nicht mehr verwendet wird.
    "Zum Beispiel wenn ich das Wort Neger benutze, dann ist das für mich kein Schimpfwort. Ich habe das auch früher so in der Schule gelernt."
    Damit könne man ihn nicht als Rassist in die Ecke stellen, so Stöcker. Doch das sah der neue Präsident der Universität Lübeck Hendrik Lehnert anders, nach dem Interview von Winfried Stöcker war er entsetzt über den Honorarprofessor und sagte wörtlich: "Toleranz, Weltoffenheit und ein klares Bekenntnis zu multikulturellem Denken und Handeln sind unveräußerliche Werte unserer Campus-Kultur. Von dem Gedankengut, das Professor Winfried Stöcker in der 'Sächsischen Zeitung' geäußert hat, distanzieren wir uns auf das Nachdrücklichste."
    Dazu der Kanzler der Universität Oliver Grundei:
    "Es ändert nichts an unserer Überzeugung, die unser Präsident zum Ausdruck gebracht hat, auch völlig richtig zum Ausdruck gebracht hat, wir haben uns bemüht mit ihm zu sprechen, damit er von seinen Äußerungen, wie er selbst sagt missverständlichen Äußerungen, Abstand nimmt."
    Auf den Schlips getreten
    Aber der Mediziner und Chef von 2.000 Mitarbeitern der Firma Euroimmun denkt gar nicht daran, sondern fühlt sich von solchen Äußerungen derart auf den Schlips getreten, dass er die Zusammenarbeit mit der Universität Lübeck aufkündigt.
    "Der Präsident kennt meine Grundhaltung ganz genau, und trotzdem stört er sich an meinen Worten, wenn ich Neger sage bedeutet das nichts Böses und dann kann er das auch akzeptieren und dann soll er das seinen Studenten vermitteln, aber wenn er das nicht kann, dann muss ich mich auch zur Wehr setzen."
    Winfried Stöcker hat deshalb das Tischtuch endgültig zerschnitten, verbunden mit: die Streichung von finanziellen Zuwendungen in Höhe von rund einer Million Euro.
    "Diese Geschichte hat nun jetzt hier ihren traurigen Höhepunkt erreicht. Wir werden aber auch in Zukunft uns nicht von den Geldern einer Person abhängig machen."
    Und der Kanzler der Universität versteht die Ankündigung Stöckers so, dass der damit auch seine Honorarprofessur zurück gibt.
    "Ich denke gar nicht daran, die habe ich wegen meiner wissenschaftlichen Verdienste bekommen und die lasse ich mir nicht nehmen."
    Juristisches Nachspiel
    Die AStA-Vorsitzende Birte Stoeter hatte die Aberkennung gefordert, aber dafür gebe es keine rechtliche Grundlage, so der Kanzler der Uni Lübeck. Man blicke auf die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in Sachsen – da ist nun die Staatsanwaltschaft Görlitz wegen möglicher Volksverhetzung aktiv.
    "Natürlich ist das alles bedauerlich, weil wir auch nicht glauben, dass das die Meinung der Firma Euroimmun in Gänze ist, aber wir müssen das am Ende akzeptieren und Herr Stöcker hat erklärt, dass die Zusammenarbeit nicht aufrechtzuerhalten ist und wir müssen das so akzeptieren."