Fremdenfeindlichkeit, Klischees und Vorurteile

Dreck

Ein Rosenverkäufer in Kalkutta am Vorabend des Valentinstags.
Ein Rosenverkäufer © imago/Hindustan Times
Hörspiel von Robert Schneider · 21.03.2017
Er nennt sich Sad und kommt aus Basra. Abend für Abend zieht der junge Iraker durch die Lokale, um seine hundert Rosen zu verkaufen. Ein Kellerloch mit einem Stuhl ist sein Zuhause. Er will sterben und gleichzeitig leben.
Zwar ist er endlich in dem Land, in dem man seine geliebte deutsche Sprache spricht, aber er ist als Illegaler da. Wie ein "Stück Scheiße" kommt er sich vor, weil man ihm zu verstehen gibt, dass man ihn nicht haben will, und einem "dreckigen verlogenen Araber" wie Sad sollte man übrigens wirklich kein Wort glauben. Alle femden- und araberfeindlichen Klischees und Vorurteile macht sich Sad unterwürfig zu eigen und richtet die ohnmächtige Wut und Aggression mit großer Bitterkeit gegen sich selbst.
Regie: Norbert Schaeffer
Mit Steve Karier

Produktion: WDR/ORB 1993
Länge: 43'45

Robert Schneider, geboren 1961, lebt in Meschach, einem Bergbauerndorf in Vorarlberg, studierte Komposition, Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte in Wien. Veröffentlichte Romane, Theaterstücke, Sein Debütroman "Schlafes Bruder" (1992) erhielt zahlreiche in- und ausländische Preise. Widmete sich später dem Dokumentarfilm als Möglichkeit Geschichten neu und anders zu erzählen.