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Fremdwährung als Alternative

In der Krise ist der Euro nicht nur gegenüber dem US-Dollar unter Druck geraten. Anleger können gezielt in eine Fremdwährung investieren und darauf spekulieren, dass sie gegenüber dem Euro an Wert gewinnt. Doch das hat Risiken.

Von Felix Lincke | 01.08.2012
    Nichts scheint naheliegender zu sein für Anleger, als in der Eurokrise einfach die Währung zu wechseln. Sollte es wegen der ausufernden Staatsverschuldung im Euroraum zur großen Inflation kommen – und das befürchten einige - dann scheint gewappnet, wer seine Geldanlagen eben nicht nur in Euro hält. Anleger haben zwei Optionen: Entweder sie investieren direkt in eine Währung, tauschen ihre Euros also etwa gegen US-Dollars ein. Oder sie investieren in Finanzprodukte, die das Geld ihrerseits auf fremde Länder und damit auch Währungen verteilen.

    Das können etwa Aktienfonds oder Rentenfonds sein. Die Investition in andere Währungen ist aber kein Selbstzweck. Experten raten ab, einfach so aus dem Euro zu fliehen. Wie etwa Eugen Keller vom Bankhaus Metzler:

    "Wir würden da eher abraten. Stichwort 'Schicksalsgemeinschaft': Es sieht in anderen Ländern eher noch schlechter aus in Sachen Verschuldung. Das heißt, die Angst vor Inflationierung ist vielleicht sogar in den USA größer – unseres Erachtens – als in der Eurozone. Wenn man unter den großen Industrienationen G10 sich umschaut, dann haben alle das gleiche Problem."

    US-Dollar, Schweizer Franken und britisches Pfund sind die gängigsten Alternativen für deutsche Anleger. Am einfachsten bekommt man sie durch die Einzahlung von Euro auf ein Fremdwährungskonto, das bei vielen Banken günstig zu haben ist.

    Was spricht dafür, in Fremdwährungen zu investieren?

    Die Risiken werden breiter gestreut. Ein Beispiel: In der Krise ist der Euro nicht nur gegenüber dem US-Dollar unter Druck geraten. Devisen, Guthaben bei Banken und Investments in Euro sind im internationalen Vergleich also weniger wert. Wer sein Geld in verschiedenen Währungen anlegt, reduziert das Risiko von starken Schwankungen. Anleger können natürlich auch gezielt in eine Fremdwährung investieren und darauf spekulieren, dass sie gegenüber dem Euro an Wert gewinnt.

    Und was spricht dagegen?

    Anleger müssen immer auch auf das Wechselkursrisiko achten. Durch starke Schwankungen kann sich die Investition in eine Fremdwährung plötzlich zu einer schlechten Investition entwickeln.

    Die Faustregel: Das Risiko darf nicht höher sein als die zusätzliche Rendite, die eine Geldanlage in fremden Währungen mir verspricht. Ähnlich wie bei Aktienkursen, sollte man bei Wechselkursen möglichst tief einsteigen und nicht zum Höchststand verkaufen müssen.

    Ein weiterer Nachteil für Kleinanleger: Das Geschäft mit Währungen ist kompliziert. Die politische Situation eines Landes, der Zustand der Wirtschaft und vor allem die Wechselwirkung der fremden Währung mit dem Euro – all das müssen Investoren mit einkalkulieren. Privatanleger kann das überfordern, meint Brigitte Mayer von der Verbraucherzentrale Hessen:

    "Ob ich jetzt in Dollar, in Pfund oder in Yen anlege: es gibt einen Wechselkurs zwischen diesen Währungen, und der kann extrem schwanken. Wenn ich jetzt also eine Geldanlage in Dollar tätige, von mir aus eine Staatsanleihe der USA und die ist besser verzinst wie eine vergleichbare deutsche Anlage und der Wechselkurs zwischen Dollar und Euro verändert sich negativ für mich, kann ich im Ergebnis eine Minusrendite haben."
    Eine Investition in eine fremde Währung ist immer auch ein Umweg. Bevor das Geld wieder in Euro ausgegeben werden kann, muss es zurückgetauscht werden.

    Wer zusätzliche Verluste in fremden Währungen vermeiden will, muss über den eigenen Tellerrand hinaus schauen können. Eine Eurokrise hat möglicherweise auch Auswirkungen auf eine Dollarkrise oder eine Schwäche der japanischen Wirtschaft. Und die Schweizer Nationalbank hat sich entschieden, ihren Franken gegenüber dem Euro nicht einfach weiter steigen zu lassen. Solche Dinge sollte man wissen, bevor man sich für eine andere Währung entscheidet:

    Wie hat sich der Wert des Euro in den letzten zwölf Monaten entwickelt?

    Der Euro hat gegenüber fast allen Währungen an Wert verloren. Ein Grund ist das fehlende Vertrauen von Investoren in die Wirtschaft der Eurozone. Noch vor einem Jahr bekam man für einen Euro rund 1,45 US-Dollar. Heute sind es nur noch rund 1,20 Euro. Für Unternehmen in der Eurozone ist das übrigens keine schlechte Entwicklung. Wird der Euro im Vergleich zu anderen Währungen günstiger, lockt das Käufer und Investoren aus dem Ausland an.

    Serie "Sicher durch die Eurokrise":

    Teil 1: Vor- und Nachteile der Anlage in Aktien
    Teil 2: Vor- und Nachteile der Anlage in Gold