Samstag, 30. März 2024

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"Fritzi"-Regisseur Ralf Kukula
"Beruflich war die Wende für mich eine Befreiung"

Die Revolution von 1989 aus Kindersicht erzählt der Animationsfilm "Fritzi - eine Wendewundergeschichte". In einer Ost-West-Koproduktion ist der Film nach dem Kinderbuch "Fritzi war dabei" entstanden. "Wir haben ein Superteam gebildet", sagte der Dresdener Regisseur, Ralf Kukula, im Deutschlandfunk.

Ralf Kukula im Corsogespräch mit Sigrid Fischer | 07.10.2019
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Fritzi und Sputnik, der Hund ihrer besten Freundin, die in den Westen rübergemacht hat (WeltkinoFilmverleih)
Ein ganzes Paket an Deutschland- und Wendefilmen begleitet das dreißigste Einheitsjubiläum. Auch zwei "Go Trabi Go"-Revivals sind dabei. Diese Woche - und zwar am Mittwoch, 9.Oktober - kommt ein animierter Kinderfilm ins Kino, der von der friedlichen Revolution im Herbst 1989 erzählt: "Fritzi, eine Wendewundergeschichte" nach dem Kinderbuch "Fritzi war dabei" von Hanna Schott aus dem Jahr 2009. Darin macht die beste Freundin von Fritzi rüber in den Westen und lässt ihren Hund Sputnik zurück in Leipzig. Hund und Freundin müssen also zusammengebracht werden, und so macht sich Fritzi auch auf den Weg gen Westen, und stößt an die Grenze.
Der Dresdener Ralf Kukula hat bei dieser Koproduktion mehrerer Sender in Deutschland, Belgien und Luxemburg Regie geführt - zusammen mit dem Westregisseur Mathias Bruhn.
Grautöne statt schwarz-weiß
Dem Film werde man es aber wohl nicht ansehen, ob da jemand aus dem Westen oder aus dem Osten gewesen sei, sagte Ralf Kukula im Dlf. Die eigene Biografie und Erfahrung habe aber schon jeder einbringen können in die Produktion. So sei es ihm wichtig gewesen, einfließen zu lassen, wie er selbst die Wende in Dresden erlebt habe. Die Kollegen aus den alten Bundesländern hätten ihn eher bremsen müssen, wenn er zu sehr ins Detail gehen wollte.
Die Figuren sollten so gezeichnet werden, dass sich ihre Rolle für Kinder erschließt, so Kukula. Wenn da etwa die linientreue Lehrerin eine Antagonistin sei, dann müsse sie auch so gezeigt werden. Gleichzeitig sei sie aber auch eine tragische Figur. Es habe eben nicht nur Schwarz-Weiß gegeben, sondern auch Grautöne.
Wir haben noch länger mit Ralf Kukula gesprochen - hören Sie hier die Langfassung des Corsogesprächs
Ralf Kukulas Firma Balance Film, die er nach der Wende gegründet hatte, hat den Film mitproduziert. Seinen Job als Trickfilmzeichner bei der DEFA wurde er mit der Wende los, denn mit der Mauer fielen auch die DEFA-Studios. Zwei Jahre vor der Wende habe er seinen Abschluss an der Filmhochschule Babelsberg gemacht, sagte Kukula. Er habe Pläne und eigene Vorstellungen gehabt, und wollte nicht nur als Animator im DEFA-Studio arbeiten, und die Geschichten und das Design der Elterngeneration bedienen. Insofern sei die Wende eine Befreiung für ihn gewesen. Wenngleich er sich bei der DEFA sehr wohl, sicher und geborgen gefühlt habe.
Nach der Wende mit seiner eigenen Firma auf dem Markt zu überleben, das sei schwierig gewesen. Vor allem in den 90er-Jahren habe er wenig Animationsfilme drehen können. Er habe sich dann auf die Dokumentation verlegt, was man "Fritzi" auch ansehen würde. Sein Studio in Dresden produziere verstärkt animierte Dokumentarfilme, ein neues Format, das man auch für das Kino weiter entwickeln will.
Jede Menge Probleme
"Wir haben im Filmbereich jede Menge Probleme," so Ralf Kukula. Die seien aber gesamtdeutscher Natur. So werde der Animationsfilm sehr stark in der Gattung "Kinderfilm" wahrgenommen, obwohl der auch bei der erwachsenen Zielgruppe seine Berechtigung habe. Die Finanzierungsprobleme seien weiterhin sehr groß, mit den US-Budgets im Trickfilmbereich könne Deutschland nicht mithalten.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen