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Frühe Eröffnung von Weihnachtsmärkten
"Hinter Weihnachten steckt eine andere Botschaft"

Im Ruhrgebiet öffnen einige Weihnachtsmärkte in diesem Jahr so früh wie noch nie. Glühwein schon Mitte November - das finden aber nicht alle gut. Michael Dörnemann vom Bistum Essen meint, diese Zeit im Jahr sollte der Trauer gelten.

14.11.2019
Besucher sitzen in einem Kinder-Karussell auf einem Weihnachtsmarkt. Im Hintergrund ist eine große Holzpyramide zu sehen.
In einigen Städten fahren die Karussels schon. (picture alliance / dpa / Bernd von Jutrczenka)
Lange galt es als ungeschriebenes Gesetz, dass Weihnachtsmärkte erst nach dem Totensonntag öffnen. In einigen Städten geht es nun aber schon mehr als eine Woche früher los. Der Duisburger Weihnachtsmarkt hat seit diesem Donnerstag geöffnet, am Freitag folgen Essen und Oberhausen.
Kritik daran kommt unter anderem von der katholischen Kirche. Michael Dörnemann leitet im Bistum Essen das Dezernat Pastorale und meint:
"Wir möchten die Menschen ermuntern, alles zu seiner Zeit zu tun. Der November ist in unserer Tradition und für viele Menschen immer noch der der Totenmonat: Allerheiligen, Allerseelen, Volkstrauertag und der Totensonntag liegen in diesem Monat. Gerade zu dieser Jahreszeit, wo die Natur abstirbt und die Blätter fallen, bietet sich die Chance, daran zu erinnern, dass auch unser menschliches Leben endlich ist."
"Ich verurteile das nicht"
Allerdings wolle er niemandem vorschreiben, welche Entscheidungen er oder sie zu treffen habe.
"Jeder Mensch ist frei, das zu tun, wonach er sich sehnt. Und ich sage auch sehr ehrlich: Ich bin ein Kind meiner Zeit und werde vermutlich nächste Woche auch schon einen Weihnachtsmarkt besuchen. Deshalb verurteile ich das nicht."
Das Bistum Essen hatte zuvor angesichts der frühen Weihnachtsmarktöffnungen die Kommerzialisierung des Weihnachtsfestes kritisiert. Auch Michael Dörnemann sieht einen Widerspruch zur eigentlichen Bedeutung des Festes.
Solidarität statt Kommerz
"Es ist seit Jahrzehnten eine Marketingstrategie, Weihnachten als das Fest des Schenkens zu vermitteln. Da spielt der Kommerz eine große Rolle. Wir wollen bewusst machen, dass hinter Weihnachten noch eine ganz andere Botschaft steckt: Es geht darum, dass Gott Mensch geworden ist, ein schwacher sterblicher Mensch geworden ist und uns einlädt, uns mit den Schwachen und Armen zu solidarisieren."
Es gehöre deshalb zur Aufgabe der Kirchen, in solchen Debatten die Stimme zu erheben. Gleichzeitig habe er Verständnis dafür, dass die Städte auch die Interessen anderer Akteure berücksichtigen und die wirtschaftliche Bedeutung der Weihnachtsmärkte nicht außer acht lassen.