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Führungswechsel von Berlin nach Hamburg

Dieter Lenzen wird im kommenden Jahr Präsident der Hamburger Universität. Auf den bisherigen Präsidenten der Freien Universität Berlin wartet unter anderem ein Jahrgang mit doppelt so vielen Abiturienten. Gemeinsam mit der Wissenschaftssenatorin der Hansestadt, Herlind Gundelach, hat Lenzen seine Zukunftspläne vorgestellt.

Von Verena Herb | 11.12.2009
    Selbstbewusst und Einigkeit vermittelnd sitzen Dieter Lenzen, der zukünftige Präsident der Universität Hamburg, und Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach nebeneinander. Die Chemie scheint zu stimmen zwischen den beiden - das merkt man, als sie immer abwechselnd ansetzen, die Ergebnisse der Verhandlungen zwischen dem designierten Uni-Chef und der Stadt vorzustellen. Die beiden haben, sagt Gundelach,

    "auch um sozusagen gemeinsam zu dokumentieren, dass es uns ernst ist, mit der Universität Hamburg ein ganzes Stück nach vorne zu kommen, auch ihr verlässliche Rahmendaten zu setzen, ein gemeinsames Kommuniqué erarbeitet."

    Ein Kommuniqué ist kein Vertrag, und dennoch lässt sich an den zehn vorliegenden Punkten ersehen, dass Dieter Lenzen konkrete Vorstellungen davon hat, was er mit der Universität Hamburg plant.

    "Ich glaube wirklich, dass diese Universität in ihrer Qualität unterschätzt wird. Wenn man sich in die Bereiche hinein begibt. Wenn man schaut, was an Forschungsleistung, was an Lehrleistung existiert, dann verdient diese Universität es, dass das sichtbar gemacht wird. Und sie verdient es, dass es weiterentwickelt wird. Das reizte mich. Es ist eine ähnliche Situation wie ich sie in der Freien Universität vorgefunden habe, als ich vor etlichen Jahren dort angefangen habe","

    begründet Dieter Lenzen seinen Wechsel in die Hansestadt. Er will also zum einen einen Imagewechsel der Uni herbeiführen - doch das geht nun einmal nur mit weiterreichenden finanziellen Mitteln. Dafür braucht Lenzen die Unterstützung der Politik in der Hansestadt. Nun also dieses Kommuniqué von Lenzen und Gundelach, in dem - so scheint es - Dieter Lenzen allerlei Voraussetzungen für seinen Wechsel hat festschreiben können: Keine Kürzungen im Budget bis 2014, es wird eine GmbH gegründet, um zusätzliche Maßnahmen, darunter auch die Honorierung von Lehrkräften, für eine verbesserte Betreuung der Studierenden und damit auch eine Verbesserung der Lehre gesondert finanzieren zu können. Außerdem erhält die Uni Möglichkeiten, zusätzliche befristete Positionen für Juniorprofessoren, W2-Professuren und - nach einer Änderung des Hamburger Hochschulgesetzes, die im nächsten Jahr voraussichtlich erfolgen wird - auch Seniorprofessuren zu schaffen. Im kommenden Jahr werden in Hamburg zwei Jahrgänge Abitur machen - die Studienplatzzahl und das Lehrpersonal werden dafür nicht ausreichen, so Dieter Lenzen:

    ""Wichtig ist jetzt, dass wir in dieser Phase wo sehr viele Studierende in die Universität streben, sehr schnell zusätzliche Lehre schaffen können."

    Überhaupt wirkt der designierte Präsident so, dass er sich verschärft für die Studierenden seiner neuen Universität einsetzen will. Für ihn persönlich gelte zwar, dass man Forschung und Lehre nicht gegeneinander ausspielen darf:

    "Aber wenn es so ist, dass es Prioritäten geben muss, dann hat die Lehre momentan ganz klar die Priorität. Denn wir sind in einer schwierigen Lage, was die Ausbildung der Studierenden angeht, was den doppelten Abiturjahrgang angeht. Umso wichtiger, dass nicht aus dem Normalbetrieb Geld herausgenommen werden müsste im Zweifelsfall, um das zu realisieren. Dann muss auch der Exzellenzwettbewerb ein bisschen zurückstehen."

    Dieter Lenzen bezieht eine klare Position. Er verstehe die Aufregung der Studenten über die Studienbedingungen, dass sie protestieren, sei ihr gutes Recht - und er sieht eine wichtige Aufgabe darin, mit den Studierenden in einen Dialog zu treten.

    "Es ist wichtig, dass in den nächsten Monaten gesehen wird, was diese Universität mit mir machen kann. Und was ich mit der Gemeinsamkeit der Lehrenden und Lernenden veranstalten kann, um diese Universität voranzutreiben. Das ist zum Beispiel auch der Grund gewesen, weswegen mir daran lag, als Allererstes den Kontakt zu den Studierenden zu suchen."

    Nach diesem Wintersemester, also im ersten Quartal 2010 wird Dieter Lenzen seine neue Stelle als Präsident der Hamburger Universität antreten.