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Fünf Gründe für den Nahverkehr

Bahn statt Auto, Zug statt Flugzeug: Seit acht Jahren versucht die Organisation "Allianz pro Schiene" die Vorteile der Schiene gegenüber dem Autoverkehr und der Luftfahrt stärker in den Fokus zu rücken. Zusammen mit dem Verbraucherzentrale Bundesverband plädiert das Bündnis nun für den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs und hat, angesichts von Klimawandel und Wirtschaftskrise, gute Argumente.

Von Verena Kemna | 02.04.2009
    Gemeinsam mit dem Verbraucherzentrale Bundesverband hat die "Allianz pro Schiene" einen so genannten Masterplan erstellt. Demnach sprechen fünf Gründe für mehr öffentlichen Verkehr. Da ist einmal die Berechnung, dass Busse, Straßen- und Eisenbahnen etwa doppelt so energieeffizient sind, wie der PKW-Verkehr. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes sind die Benzinpreise in den vergangenen acht Jahren um 42 Prozent gestiegen, die Preise im öffentlichen Nahverkehr aber nur um 36 Prozent. Dazu kommt ein klarer Kostenvorteil für den öffentlichen Nahverkehr. Der Bundeszentrale Verbraucherverband und "Allianz pro Schiene" geben an, dass der öffentliche Nahverkehr im Schnitt weniger als 15 Cent pro Kilometer kostet, das eigene Auto dagegen kostet 60 Cent pro Kilometer. Dirk Flege, Geschäftsführer von "Allianz pro Schiene":

    "Der öffentliche Verkehr ist effizienter als der motorisierte Individualverkehr, energieeffizienter und kostengünstiger als der PKW-Verkehr. Das liegt daran, dass der öffentliche Verkehr weniger Spritkosten verbraucht und damit der beste Schutz für die Verbraucher, wenn der Rohölpreis mal wieder nach oben schießt."

    Nur ein Masterplan Personenverkehr könne bezahlbare und umweltschonende Mobilität auf Dauer gewährleisten. Um wie viel Prozent der Anteil des öffentlichen Verkehrs am Gesamtverkehr gesteigert werden solle, wie und bis wann dieses Ziel erreicht werden solle, das müsse die Bundesregierung koordinieren. Elektroautos und sparsamere PKW-Motoren reichen nicht aus.

    "Wir müssen eine nationale Konferenz haben in Deutschland: Wo wollen wir mit dem öffentlichen Personennahverkehr hin? Wie wollen wir mit den Herausforderungen des demografischen Wandels umgehen? Wie wollen wir den Energiepreisanstieg in den Griff bekommen und Mobilität trotzdem noch bezahlbar machen? Die Verkehrspolitik in Deutschland ist traditionell sehr auf das Auto zentriert. Wir erleben das mit der Abwrackprämie, mit der KFZ-Steuerbefreiung. Es geht immer nur ums Auto und wenig um Bus und Bahn und diese Schieflage muss korrigiert werden."

    Nicht zuletzt würden Verbraucher gute Verkehrsangebote honorieren, so Dirk Flege. Das zeigen die Fahrgastzahlen überall dort, wo Angebote neu geschaffen oder verbessert wurden. Fast 20.000 Menschen fahren täglich mit der Regiobahn Kaarst-Mettmann bei Düsseldorf. Vor der Modernisierung hätten gerade einmal 500 Fahrgäste die Strecke täglich genutzt.

    "Auch in Regionen auf dem Land hat der Schienenverkehr eine Zukunft. Man muss eben die Siedlungsentwicklung auf die Verkehrspolitik abstimmen und umgekehrt. Der Schienenverkehr kann auch im ländlichen Raum die zentrale Entwicklungsachse sein. Natürlich kann nicht zu jedem Dorf eine Bahn führen, das ist ganz klar. Aber der Schienenverkehr hat auch in ländlichen Regionen eine gute Zukunft."

    Der Verbraucherzentrale Bundesverband und "Allianz pro Schiene" fordern mehr Investitionen in den öffentlichen Verkehr. So könne die öffentliche Hand mit zusätzlich eine Milliarde Euro pro Jahr die Voraussetzungen schaffen, dass Millionen Menschen auf den öffentlichen Verkehr umsteigen, meint Dirk Flege Geschäftsführer der "Allianz pro Schiene":

    "Also wir sind der Meinung, "Allianz pro Schiene" und der Verbraucherzentrale Bundesverband, dass wir 50 Prozent mehr Fahrgäste bis 2015 im Fernverkehr haben können im Vergleich zu heute und dass auch 30 Prozent mehr Fahrgäste im Schienennahverkehr realistisch sind bis 2015, wenn der Bund und die öffentliche Hand die Verantwortung für den öffentlichen Nahverkehr stärker wahrnimmt. Und wir reden da natürlich auch über mehr Geld und da prognostizieren wir, dass man mit einer Milliarde Euro pro Jahr diese Fahrgaststeigerung hinkriegen kann."