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Für alle Unfälle

Bei der Suche nach der passenden preiswerten Autoversicherung kann man sich auf Internetportale verlassen oder auch eine Beratung vor Ort in Anspruch nehmen. Was ist besser? Ein Selbstversuch.

Von Henning Hübert | 27.10.2011
    Um diesen Wagen geht es: der kleinste, ein A-Klasse-Mercedes, 95 PS, anderthalb Jahre alt, silbermetallic, 8000 Kilometer auf dem Tacho. Dieser A 160 hat beim Gebrauchtwagenhändler vor kurzem 15.500 Euro gekostet.

    Die Vorgabe für den Tarifvergleich : Haftpflicht plus Vollkaskoschutz mit 300 Euro Selbstbeteiligung. Mein Beitragssatz als Versicherungsnehmer: 60 Prozent in der Schadensfreiheitsklasse 4.

    Am Computer zuerst die kostenpflichtige Onlineanalyse von "Finanztest". 16 Euro per Kreditkarte bezahlen, Kontaktnummer notieren und los geht's.

    Unter anderem will "Finanztest" wissen: wie alt sind die Kinder, wo arbeite ich und wo habe ich eine Wohngebäudeversicherung abgeschlossen. Eingeholt wird eine abgespeckte Autoversicherung: kein Einschluss der groben Fahrlässigkeit, keine erweiterten Wildschäden und auch kein sogenannter Rabattretter, der nach einem gemeldeten Schaden im Folgejahr eine Höherstufung in der Schadensklasse verhindert. Wichtig ist mir allerdings die freie Werkstattwahl.

    Die Auswertung dauert fünf Sekunden, dann ist das "Finanztest"-Ergebnis auf dem Bildschirm: Testsieger ist bei mir der Direktversicherer WGV. Haftpflicht und Vollkasko 654 Euro im Jahr, und fällig. Auf Platz 2 die HUK 24 - 681 Euro - 27 Euro mehr beim Testsieger. Schon 59 Euro teuer die nächsten beiden: die Deutsche Internetversicherung und CosmosDirekt - allesamt mit ihren Basistarifen. Schlusslicht bei 20 Angeboten: HDI Direkt, 846 Euro, das sind 192 Euro teuer als der Testsieger.

    Satte 200 Tarife im Vergleich verspricht das Portal "check24.de", außerdem ist der Preisvergleich umsonst. Es verspricht außerdem eine Tiefstpreisgarantie und eine Ersparnis von bis zu 80 Prozent.

    Dafür muss ich wesentlich mehr Fragen beantworten, etwa, ob der Partner Beamter auf Lebenszeit ist oder nicht, und an welchem Tag alle möglichen Fahrer geboren wurden. 20 Minuten Zeit dauert das Ausfüllen, nach acht Sekunden Berechnungszeit das Ergebnis aus 128 passenden Tarifen. Ganz oben in der Tabelle: helvetia Basis für 637 Euro jährlich für Haftpflicht und Vollkasko. Allerdings bekommt die nur die Servicenote Vier, also ein gerade so "genügend".

    Platz 2 belegt die mit "sehr gut" benotete Allsecur Kaskodirekt für 650 Euro Beitrag jährlich - das ist das Preisniveau der günstigsten Versicherung, die "Finanztest" vorschlug. Platz 3 geht an die Deutsche Allgemeine Versicherungen - 684 Euro. Teuerste in dieser Liste ist die Generali mit 1145 Euro im Jahr.

    Was erstaunt: Die Sieger von "Finanztest" tauchen hier gar nicht auf, Preisberechnung nicht möglich heißt es in meinem Fall für einhundert der insgesamt 128 von "check24" aufgelisteten Tarife, beispielsweise für HUK und WGV, aber auch für HDI, Provinzial, Debeka und Bruderhilfe. Die Allianz ist in keinem der beiden Portale dabei.


    Ein letztes Wechsel-Angebot einholen, diesmal ohne eigenen PC. Dagmar Schneider ist in Rheinbreitbach bei Bonn Vertrauensfrau der HUK Coburg. In ihrem kleinen Büro errechnet sie schnell ihr Angebot.

    "Classic ist dann 767 Euro und im Basistarif 698. Glas ist glaube ich, rausgeholt. Es sind verschiedene Sachen, die im Basistarif dann nicht übernommen werden. Wildschaden ist drin, aber wenn jetzt ein Pferd bei ihnen ins Auto reinläuft, wäre es nicht versichert, im Gegensatz zum Klassiktarif."

    Das Fazit nach stundenlangen Recherchen: Testsieger bei mir ist die Helvetia mit 637 Euro, gefunden bei "check24". Bauschschmerzen macht mir aber die schlechte Servicenote Vier. Lasse ich beim Geld fünf gerade sein, dann wird es doch der Versicherer vor Ort mit persönlicher Beratung. Das kostet mich im Vergleich zum billigsten Onlineangebot 61 Euro mehr.