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Für sauberen Sport

Seit Jahren wird die Politik von den deutschen Sportverbänden dazu aufgefordert für Sauberkeit im Sport zu sorgen. Nach Bayern hat jetzt auch die neue Baden-Württembergische Landesregierung reagiert: Heute stellte Justizminister Rainer Stickelberger (SPD) in Freiburg die zweite Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft gegen Dopingstraftaten in Deutschland vor, die am 1.April ihre Arbeit aufgenommen hat.

Von Sebastian Bargon | 26.04.2012
    Die neue Schwerpunkt -Staatsanwaltschaft ist in der Abteilung 6 der Staatsanwaltschaft Freiburg angesiedelt, die für Betäubungsmittelkriminalität und Verfahren gegen die organisierte Kriminalität zuständig ist. Der Aufgabenbereich ist sehr breit angelegt, sagt Baden-Württembergs Justizminister Rainer Stickelberger:

    "Sie richtet sich auf Dopingstraftaten sowohl im Amateur-, Freizeitsport als auch gerade im Berufssport."

    335 Doping-Verfahren gab es in Baden-Württemberg im Vorjahr. Staatsanwältin Julia Bosch und ihr Kollege Sebastian Wußler bearbeiten jetzt alle Neu-Fälle zentral in Freiburg. Ihr Auftrag besteht darin, zusammen mit dem BKA, LKA, Zoll und Kriminalpolizei Doping-Strukturen aufzubrechen:

    "Der Ansatzpunkt - zumindest vom Gesetzgeber - sind ja jetzt nicht so sehr die Sportler, sondern die Leute, die Dopingmittel verteilen, abgeben oder verabreichen, also Personen, die hinter dem System stehen."

    Der Standort Freiburg wurde gewählt, weil hier in den Doping-Verfahren gegen deutsche Radprofis bereits viele Erfahrungen gesammelt wurden. Staatsanwalt Sebastian Wußler:

    "Für den Kriminalitätsbereich an sich konnte ich feststellen, dass das schon ein sehr konspiratives Vorgehen ist in weiten Teilen. Dass man dann auch, wenn man in die offenen Ermittlungen übergeht, das heißt, wenn man durchsucht und die betroffenen Personen als Beschuldigte oder als Zeugen vernimmt, dass da eher davor gescheut wird Angaben zu machen."

    Baden-Württembergs Justizminister Rainer Stickelberger hofft, dass die Sportverbände den Kampf um sauberen Sport mit Hinweisen und Strafanzeigen unterstützen. Außerdem müssten unbedingt weitere Maßnahmen zur Dopingbekämpfung diskutiert werden:

    "Bisher ist es ja so, dass Verstöße immer im Zusammenhang stehen müssen mit Vergehen oder Verbrechen, die das Arzneimittelgesetz betreffen. Das ist aber ein zu schmaler Bereich der Strafbarkeit. Wir müssen diesen Bereich verbreitern. Das Thema lautet dann Sportbetrug, das heißt: Wer durch Doping an Wettbewerben teilnimmt, manipuliert. Dadurch entstehen vielfache Schäden, vor allem auch wirtschaftliche Schäden. Das ist hochkriminell. Deshalb glauben wir, dass wir mit entsprechenden gesetzgeberischen Maßnahmen aktiv sein müssen."