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Fusion von AT&T und Time Warner
Der Mega-Deal stößt auf Vorbehalte

Die Übernahme von Time Warner durch AT&T ist ein Megadeal, der die amerikanische Medienbranche umkrempeln kann. Das dürfte die Regulierer zu einer sehr gründlichen Überprüfung veranlassen. Selbst im Präsidentschafts-Wahlkampf spielt das Thema eine Rolle.

Von Stefan Wolff | 24.10.2016
    AT&T kauft Time Warner.
    AT&T kauft Time Warner. (EPA/JUSTIN LANE )
    Das klassische Fernsehen hat ausgedient. Immer häufiger bestimmen Zuschauer selbst, was sie wann sehen wollen. Und wo sie es sehen wollen natürlich auch. Ob auf dem Laptop, auf dem Fernseher, auf dem Smartphone, überall flimmern Bilder, überall ist sogenannter Video Content verfügbar. Mit dem Zusammenschluss von AT&T und Time Warner entsteht ein Riese. Der Telefonkonzern AT&T bringt über 100 Millionen Telefonkunden und 20 Millionen Pay-TV-Abonnenten mit und der Medienkonzern Time Warner liefert die Inhalte, über den Nachrichtensender CNN, das Fernsehnetzwerk HBO mit Erfolgsserien wie "Game of Thrones" oder "Sex in the City" und natürlich über das Filmstudio Warner Brothers.
    AT&T-Chef Randall Stephenson soll das neue Unternehmen führen. Er ist sicher, die Zukunft des Fernsehens ist mobil und die Zukunft des Mobilfunks liegt im Fernsehen: "Es wird in unseren Häusern immer große Bildschirme geben aber unsere Kunden fragen nach mobile Videos. Nur AT&T wird die weltbesten Inhalte und das beste Netzwerk haben, um die Inhalte überall hin zu liefern."
    Es geht AT&T ja auch nicht um Journalismus
    Doch genau diese Kombination dürfte die Wettbewerbshüter auf den Plan rufen. Der US-Senat will sich den 85 Milliarden Dollar-Deal genau ansehen und beide Kandidaten für die US-Präsidentschaft äußerten sich bereits kritisch zu dem Vorhaben. Für Christoph Schallast, Professor an der Frankfurt School of Finance and Management ist die Skepsis durchaus nachvollziehbar.
    "Wir haben keine stärkere Marktmacht. Aber wir haben eine Zusammenführung von Infrastruktur und Inhalten. Und man kann diese Inhalte exklusiv über die eigenen Kanäle verbreiten. Genau darum geht es ja hier. Das ist nicht so schlimm wie bei Serien wie 'Game of Thrones'. Das ist ganz normal, dass die erst einmal exklusiv angeboten werden. Das wird aber kritisch, wenn wir über Sender, wie CNN sprechen, die eben für die Meinungsbildung von großer Bedeutung sind."
    Randall Stephenson versuchte bereits, die Wogen zu glätten. Er sicherte Time Warner Autonomie zu und bezeichnete den Nachrichtenkanal CNN als Symbol für journalistische Unabhängigkeit. CNN werde entsprechend unabhängig bleiben, so Stephenson.
    Es geht AT&T ja auch nicht um Journalismus. Das Unternehmen will seine Netze durch Inhalte aufwerten und umgekehrt sucht Time Warner neuer Vertriebskanäle. Nicht zum ersten Mal übrigens. Im Jahr 2000 hatte der Konzern für exorbitante 160 Milliarden Dollar den Internet-Konzern AOL gekauft. Seit 2009 gehen die Unternehmen getrennte Wege. Der Kauf gilt als größter Flop in der Wirtschaftsgeschichte.
    Technik und Inhalte wachsen weiter zusammen
    Damals war das Internet noch nicht soweit, heute stimmen die technischen Voraussetzungen. Stephenson ist sich deshalb sicher: "Die Kombination von Time Warner und AT&T schafft ein einzigartiges Unternehmen, das die nächste Innovationswelle in der Unterhaltung anführen wird."
    Die ersten sind AT&T und Time Warner nicht. Vor Kurzem kaufte der Telekomkonzern Verizon den Internetdienstleister Yahoo. Facebook kooperiert mit diversen Medienhäusern und der Kurznachrichtendienst Twitter überträgt inzwischen Footballspiele. An Twitter soll übrigens Unterhaltungsgigant Disney interessiert sein. Technik und Inhalte wachsen also weiter zusammen, wenn die Kartellbehörden nichts dagegen haben.