Donnerstag, 18. April 2024

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Fusion von PSA/Fiat Chrysler
"Opel wird im Wesentlichen in Ruhe gelassen"

Der Opel-Mutterkonzern PSA will mit Fiat-Chrysler zu einem der größten Autokonzerne weltweit werden. Dass der deutsche Autobauer dadurch unter Druck geraten könnte, glaubt der Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler nicht. Er machte im Dlf deutlich: Die Folgen der Fusion dürften sich auch für den Konkurrenten VW in Grenzen halten.

Jürgen Pieper im Gespräch mit Samir Ibrahim | 31.10.2019
Die Logos der Autokonzerne PSA Group und Fiat Chrysler.
Keine Gefahr für Opel, sieht der Autoanalyst Pieper durch die PSA-Fiat-Fusion (AFP/DANIEL ROLAND, HAROLD CUNNINGHAM / AFP)
Samir Ibrahim: Peugeot und Fiat Chrysler wollen fusionieren – das wäre der viertgrößte Autokonzern der Welt, wird das der neue "Global Player"?
Jürgen Pieper: Es wird einer von drei, vier Massenherstellern in der Welt sein, die man als erste Liga bezeichnen kann von der Größe her. Von der Qualität her ist Peugeot immerhin inzwischen auf einem Niveau, das wirklich gut ist, im Massengeschäft – das muss man immer dazu sagen. Das Massengeschäft heißt: General Motors, Ford, die Koreaner und jetzt eben Fiat zusammen mit Peugeot, Renault, Nissan dann noch – dann haben wir die Player, die im Grunde genommen noch das Massengeschäft ausmachen. Und da wird der Druck von Seiten Peugeot und Fiat stärker werden, keine Frage. Aber die klassischen deutschen Hersteller sind schon weitgehend außen vor, weil sie sich einfach in anderen Preiskategorien befinden.
Ibrahim: Wir haben drei große Massenhersteller, da gehören jetzt BMW und Daimler nicht zwingend mit dazu, für Kleinwagen sind die nicht wahnsinnig bekannt. Aber Volkswagen ja doch – sie sind auch im gleichen Segment unterwegs wie Peugeot.
Pieper: Das trifft für die Marken Skoda und Seat auf jeden Fall zu. Volkswagen selbst bewegt sich ja, wenn man mal Preisanalysen studiert, schon auf halbem Wege zu einer Premiummarke. Das heißt, sie haben ungefähr zehn Prozent höhere Preise als es dem Durchschnittspreis entspricht. Und damit ist man nicht in einer anderen Liga, aber man ist schon – auch mit der Massenmarke VW – ein etwas anderer Hersteller als beispielsweise Peugeot oder Fiat. Und man kann sagen, wenn man sich die Wanderungen von Kunden anschaut, also den Markt wirklich analysiert, dass der Wettbewerb vor allem zwischen Peugeot, Fiat, Renault, Ford, Opel ausgetragen wird und die Marken Audi, BMW, Mercedes sowieso ein anderer Markt sind. Und VW sich zwischen diesen beiden Märkten befindet.
Die Logos der Automarken Fiat und Peugeot in einer Bildmontage.
 "Auf dem europäischen Markt entsteht jetzt ein Gigant"
Automobil-Experte Willi Diez sieht im Zusammenschluss der Autohersteller PSA und Fiat Chrysler eine strategisch sinnvolle Fusion. Vor allem Volkswagen müsse den neuen Konkurrenten fürchten.
"Kein Grund, warum Peugeot Opel unter Druck setzen sollte"
Ibrahim: Sie haben jetzt schon eine Marke angesprochen, die bei dieser Fusion aus deutscher Sicht im Fokus steht – nämlich Opel: Was kann diese Fusion für diese Marke bedeuten – gerade erst von PSA übernommen.
Pieper: Im Grunde ist Opel soweit saniert, dass sie vernünftige Zahlen erwirtschaften. Dass sie gesund geschrumpft sind. Jetzt steht eigentlich vor Opel die Aufgabe, dass man mit neuen Produkten versucht, auch am Markt was Marktanteile betrifft erfolgreich zu sein. Das steht bisher noch aus. Aber ich denke, dass man sich nach dieser Sanierung, die schon heftig war, eher sogar im ruhigeren Fahrwasser befindet, dass man auch seitens Peugeot jetzt ganz klar sich ein zwei Jahre sehr stark mit Fiat Chrysler beschäftigen wird und Opel im Wesentlichen tatsächlich in Ruhe gelassen wird. Die Sanierung ist gelaufen, die Produkte kommen jetzt und es besteht eigentlich überhaupt kein vernünftiger Grund, warum man Opel jetzt seitens Peugeot weiter unter Druck setzen sollte. Wofür sollte das gut sein? Man will ja, dass Opel erfolgreich ist und gute Zahlen abliefert und das widerspricht der These, dass Opel jetzt irgendwie zusätzlich unter Druck gesetzt wird.
Opelstandorte wohl nicht bedroht
Ibrahim: Also größere Sicherheit für Arbeitsplätze, wenn ich das jetzt richtig verstehe. Die IG Metall hat sich ja schon geäußert, pocht auf den Tarifvertrag, der bis 2023 geht – also keine betriebsbedingten Kündigungen bis dahin. Aber was ist mit den Standorten?
Pieper: Die Standorte bei Opel, würde ich sagen – da besteht keine zusätzliche Gefahr. Man wird sich seitens Peugeot jetzt die Fiat-Chrysler-Standorte genau anschauen. Davon sind sicherlich etliche nicht rentabel und sehen nicht besonders gut aus. Das Gute für Opel ist: Die Fusion mit Fiat Chrysler kommt jetzt zu einem Zeitpunkt, wo die eigene Sanierung durch ist. Wenn das ganze vor zwei Jahren passiert wäre, dann hätte ich Risiken gesehen. Jetzt sehe ich die eigentlich nicht mehr, weil die Opelstandorte jetzt aus Sicht auch des Managements von Peugeot als weitgehend gesund angesehen werden.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.