Dienstag, 19. März 2024

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Fusionsgespräche
"Deutsche Commerz" auf der Zielgeraden?

Bis Ostern wollte die Commerzbank Fortschritte bei der möglichen Fusion mit der Deutschen Bank erreichen. Konkrete Informationen wird es wohl erst kommenden Woche geben, so Dlf-Wirtschaftsredakteur Klemens Kindermann. Die Mitarbeiter fürchteten bereits einen massiven Arbeitsplatzverlust.

Klemens Kindermann im Gespräch mit Sandra Schulz | 18.04.2019
Die Türme der Deutschen Bank und der Commerzbank mit ihrem jeweiligen Logo. Davor ein Baukran.
Deutsche Bank und Commerzbank - die beiden größten deutschen Geldhäuser (Imago Images)
Sandra Schulz: Wie weit sind die beiden Banken?
Klemens Kindermann: Ganz offensichtlich sind sie noch nicht fertig. Das ist schon etwas verwunderlich, weil gerade der Chef der Commerzbank, Martin Zielke, ziemlich aufs Tempo gedrückt hat. In einem Schreiben an die Mitarbeiter hat er diesen versprochen, die Zeit der Unsicherheit, die durch die Sondierung entstehe, so kurz wie möglich zu halten. Zielke soll Klarheit bis Ostern gewünscht haben, die Deutsche Bank dagegen will sich offensichtlich nicht unter Druck setzen lassen.
Schulz: Wann könnte es eine Entscheidung geben?
Kindermann: Eine Möglichkeit wäre die Zwischenbilanz der Deutschen Bank Ende nächster Woche, am Freitag, den 26. April. Die so sang und klanglos vorzulegen, ohne auf die mögliche Hochzeit von Blau und Gelb zu sprechen zu kommen, wäre schon etwas sonderbar. Aber es gibt auch Kräfte, die fordern, dass man die Hauptversammlungen der beiden Banken abwarten soll. Die stehen Ende Mai bevor.
Und es gibt auch Bankenexperten, denen der jetzt aufgebaute Zeitdruck nicht ganz klar ist - dazu gehört Prof. Wolfgang Gerke vom Bayerischen Finanz Zentrum: "Beide Banken müssten eigentlich intensiver ihre Probleme durchgehen. Das gilt auch für die Commerzbank: Da fragt man sich, warum sie unbedingt im Moment sich aufkaufen lassen will - hat sie noch irgendwelche Lasten, die wir nicht kennen?"
Also ein ziemlicher Zeitdruck, aber möglicherweise noch viele offene Fragen.
20.04.2016 nach einem Fototermin am Rande der Hauptversammlung der Commerzbank in Frankfurt am Main (Hessen). 
Martin Blessing (li.), Ex-Vorstandsvorsitzender der Commerzbank AG mit seinem Nachfolger Martin Zielke. (picture alliance / dpa / Arne Dedert)
Mitarbeiter gegen die Fusion
Schulz: Was sagen eigentlich die Mitarbeiter zu dieser Hängepartie?
Kindermann: Die allerdings haben die Zeit seit der Ankündigung der Fusionsgespräche am 17. März genutzt. Es wurden Umfragen unter den Mitarbeitern durchgeführt, was sie von einer Fusion halten. Bei der Deutschen Bank sprachen sich knapp 70 Prozent gegen eine Übernahme der Commerzbank aus. Bei der Commerzbank waren es sogar noch mehr: 82,5 Prozent der Mitarbeiter in der Zentrale lehnen einen Zusammenschluss mit Deutschlands größtem Geldhaus ab.
Dieses Zwischenergebnis der Betriebsrats-Umfrage kam gestern. Und dahinter steht natürlich die Sorge um die eigenen Arbeitsplätze, denn davon würden viele bei einer Fusion wohl entfallen, die Rede ist von 30.000 Stellen.
Schulz: Die Deutsche Bank ist jetzt auch in den USA von Ausschüssen des Kongresses vorgeladen worden. Behindert das die Fusionsgespräche?
Kindermann: Das sind zwar zwei verschiedene Baustellen. In den USA soll die Deutsche Bank Auskünfte über ihre früheren Darlehen an Trump liefern. Zeitweise soll Trump bei der Deutschen Bank mit 340 Millionen Dollar in der Kreide gestanden haben. Das ist eine ziemlich heikle Sache und kommt bei den Fusionsgesprächen jetzt wirklich zur Unzeit.
Klaus Nieding, Vize-Präsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW): "Ich glaube, man hat im Moment andere Dinge, um die man sich kümmern muss, als dass man jetzt auch noch eine Kongressanhörung am Bein hat. Aber klar ist natürlich, dass Donald Trump einer der berühmtesten Darlehensnehmer der Deutschen Bank ist und vielleicht auch einer der umstrittensten."