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Fußball
Aufstiege sächsischer Vereine verändern Sicherheitslage

Seit dem vergangenen Wochenenden steht fest, dass RB Leipzig in der Ersten Liga spielen wird. Dynamo Dresden und Erzgebirge Aue stehen als Aufsteiger in die Zweite Liga fest. Mit Krawallen am Rande von Fußballspielen sorgen deren Fans immer wieder für negative Schlagzeilen. Schon jetzt sind an Fußball-Wochenenden häufig 80 Prozent der sächsischen Bereitschaftspolizisten im Einsatz.

Von Bastian Brandau | 11.05.2016
    Eckfahne mit RB Leipzig-Logo
    Eckfahne mit RB Leipzig-Logo (dpa/picture alliance/Hendrik Schmidt)
    Straßenumzug für die Fußballer von RB Leipzig nach dem Aufstieg am vergangenen Sonntag. Statt Sandhausen und Heidenheim kommen bald Bayern und der BVB, das Leipziger Publikum lechzt nach Erstligafußball. Die Fans haben sich schnell mit den Widersprüchen des Sponsoring-Projekts RB abgefunden, das gerade bei alteingesessenen Traditionsvereinen kritisch sehen wird. In Leipzig jedoch kamen in dieser Saison im Durchschnitt 29.000 Zuschauer, in der 2. Liga hatte nur Nürnberg mehr. Sachsens Innen- und Sportminister Markus Ulbig, CDU.
    "Natürlich werden gerade in Leipzig mehr Zuschauer kommen, aber wir gehen durchaus davon aus, dass es durchaus viele schöne, entspannte Spiele sind, wo die Fans wirklich wegen des Fußballs hinkommen und manches Derby, was bis jetzt als Risikospiel eingestuft worden ist, aufgrund der neuen Konstellation so nicht mehr stattfindet."
    Denn durch den Aufstieg von Dresden und Aue in die Zweite Liga entfallen mehrere Ost-Derbys, in denen sich alte Rivalitäten aus den Zeiten der DDR-Oberliga hochschaukeln. Ulbig sieht daher durch die Aufstiege keinen Grund, die Polizeieinsatzstärken zu erhöhen. Das wäre auch gar nicht möglich, denn schon jetzt sind an Fußball-Wochenenden häufig 80 Prozent der sächsischen Bereitschaftspolizisten im Einsatz. Der Rest ist verhindert, etwa wegen Krankheit oder Urlaub:
    "Das ist richtig. Und mehr an Polizei können und wollen wir auch gar nicht einsetzen. Wir werden zwar sukzessive die Polizei in den nächsten Jahren aufstocken, aber das Ziel kann ja nicht sein, dass der größere Teil zur Absicherung von Fußballspielen geht."
    Eine gefährliche Einstellung, findet Hagen Husgen. Er ist der sächsische Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei. Schon jetzt habe jeder Bereitschaftspolizist etwa 30 Überstunden auf dem Konto. Und kaum eine Möglichkeit, diese abzubauen. Husgen glaubt nicht, dass alle Erstliga-Spiele bei RB Leipzig ruhig verlaufen werden.
    Nicht nur Fußball, auch Pegida fordert viel Polizeieinsatz
    "Wir haben es damit zu tun, dass wir jetzt vollere Stadien haben werden. Wir haben es damit zu tun, dass andere Mannschaften kommen. Damit zu tun, dass andere Gruppen kommen. Ultras und so weiter. Also auch Fangruppierungen aus anderen Städten, die wir wahrscheinlich mehr sehen werden als bisher. Leipzig wurde bisher boykottiert von auswärtigen Mannschaften, sodass wir keine gegnerischen Fans im Stadion hatten."
    Rechtsradikale werden am 11.01.2016 im Stadtteil Connewitz in Leipzig (Sachsen) von der Polizei festgehalten.
    Rechtsradikale in Leipzig. (dpa / picture-alliance / Jan Woitas)
    Das wird sich in der ersten Liga wohl ändern. Und auch an den positiven Effekt von weniger Risikospielen in der Zweiten Liga für Aue und Dresden glaubt Husgen nicht.
    "Und deswegen bin ich auch der Meinung, man kann jetzt wenn man die Liga wechselt nicht davon ausgehen, dass wir weniger Risikospiele haben werden und dass damit mehr Ruhe in die Fußballstadien einkehrt. Im Freistaat Sachsen ist es leider so, dass wir bis zur fünften, sechsten Liga Spiele haben, wo wir Polizei einsetzen müssen. Was absolut nicht schön ist, aber nicht zu ändern."
    Was ebenfalls momentan nicht zu ändern sein scheint: Dass die Bereitschaftspolizisten seit Monaten deutlich mehr Demonstrationen wie die von Pegida absichern muss. Was aber, wenn an einem Wochenende neben mehreren Fußballspielen der höchsten Ligen auch noch Großdemonstrationen abzusichern sind? Innenminister Ulbig.
    "Wir fahren einen hohen Polizeieinsatz. Wir können den nicht noch erhöhen, sondern das Ziel muss eher sein, da nach unten zu gehen. Und deswegen wird es vielleicht in besonderen Konstellationen auch mal notwendig sein, dass ein Spiel verlegt wird. "
    Zumal, wenn möglicherweise ein weiterer sächsischer Verein aufsteigt. In der Regionalliga Nordost steht der FSV Zwickau zwei Spieltage vor Saisonende auf Platz Eins. Der berechtigt zur Teilnahme an der Relegation zur Dritten Liga.