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Fußball
"Beim Elfmeterschießen verliert der Fußball seine Basis"

Das Elfmeterschießen ist in den Augen von FIFA-Präsident Blatter eine "Tragödie". "Es ist eins gegen eins und nicht mehr Mannschaftssport", sagte er in Mönchengladbach.

Von Matthias Friebe | 08.03.2014
    "Beim Penaltyschießen verliert der Fußball seine Basis, seine Essenz.“ FIFA-Präsident Sepp Blatter über seine Idee, die eine bemerkenswerte Reform im Fußball bedeuten würde. Szenen wie der berühmte Lupfer von Antonin Panenka im EM-Finale 1976 gegen Deutschland, der verschossene Elfmeter von Italiens Superstar Roberto Baggio im WM-Finale 1994 oder die drei von Oliver Kahn gehaltenen Elfmeter im Champions-League-Finale 2001, sollen nach Blatters Willen der Vergangenheit angehören. "Es ist nicht mehr ein Mannschaftssport. Es geht eins gegen eins und einer ist am Ende der Verlierer. Denn einer verschießt oder der Torhüter hält. Einer ist Verlierer und das passt nicht in unser Spiel. Wir sollten versuchen das rauszunehmen.“

    Gleichzeitig will FIFA-Boss Blatter seine Aussage aber nicht als Aufruf zur Regeländerung verstanden wissen, auch wenn er betont, das Elfmeterschießen sei "Lotterie“. Eine Lösung für das Dilemma, wie man ein unentschiedenes Spiel anders beenden könne, hat Blatter auch nicht. Geäußert hat er sich bei einem Vortrag in Mönchengladbach zum Thema "Soziale Verantwortung des Sports“.
    Dabei ging es auch die Menschenrechtssituation in Katar, dem Ausrichtungsland der Fußball-WM 2022. Die Kritik am Weltfußball-Verband wies er zurück. "Wir nehmen unsere Verantwortung, aber wie können nicht allein als Sportorganisation die Verantwortung tragen für die Gesetze eines Landes. Wir können nicht die Verantwortung tragen für die Unternehmen, die in diesem Land arbeiten und die aus verschiedenen europäischen Ländern kommen.“ Den Staat Katar also selbst und die Großunternehmen, die dort Stadien und Infrastruktur errichten, sieht Blatter zu allererst in der Pflicht. Ebenso müssen auch Fußballclubs wie zum Beispiel Bayern München Verantwortung übernehmen, wenn sie dort regelmäßig zu Trainingslagern fahren. Selbst die Veranstalter der Tennis-Turniere vor Ort bezieht Blatter mit ein. Nur mit einer Verteilung der Verantwortung auf mehrere Schultern könne man etwas erreichen. "Was wir machen können und tun, dass wir mit allen Beteiligten versuchen eine Lösung zu finden, dass dank dem Fußball es dann gelungen ist in diesem Katar Bedingungen zu schaffen, die dann Katar als Land darstellt, wo jetzt die Arbeiter nicht im Paradies aber wie in einem Paradies arbeiten.“
    Doch nicht erst Katar, auch schon die beiden kommenden WM-Turniere sind nicht ohne Probleme für die FIFA. Für die WM 2018 in Russland gibt es nach den Vorfällen auf der Krim Boykottaufrufe. Die unmittelbar bevorstehende WM in Brasilien droht von sozialen Unruhen überschattet zu werden. Direkt vor der Eröffnung der WM im Juni findet in Sao Paulo der FIFA-Kongress statt. Danach will sich Blatter äußern, ob er im Mai 2015 noch einmal als FIFA-Präsident kandidiert. Einziger offizieller Bewerber ist bislang sein Vertrauter Jérôme Champagne. Zudem gilt eine Kandidatur von UEFA-Präsident Michel Platini als fast sicher. Blatter bekräftigte in Mönchengladbach aber schon seinen prinzipiellen Willen für eine weitere Amtszeit anzutreten. "Ich kann nur wiederholen, was ich immer gesagt habe. Wenn die Mehrheit der 209 Verbände möchte, dass ich weiter mache, dann mache ich weiter.“