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Fussball
Debatte um Polizei im Stadion

Wie viele Polizeikräfte braucht es, damit ein Fußball-Bundesligaspiel reibungslos und friedlich über die Bühne gehen kann? Und wer soll dafür zahlen? Unser Autor fasst die Diskussion der letzten Wochen zusammen.

Von Johannes Kulms | 09.08.2014
    Noch nicht einmal zwei Wochen sind seit dem Bremer Vorstoß vergangen, die Fußball-Clubs an den Kosten für Polizeieinsätze zu beteiligen - da stellt Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger seine Pläne vor. Und die gehen in eine ganz andere Richtung als die Vorschläge aus Bremen:
    "Es geht um die Spiele, die in den letzten drei Jahren ohne Krawalle stattgefunden haben. Hier wollen wir die Kräfteeinsätze der Bereitschaftspolizei lageangepasst runterfahren."
    Nordrhein-Westfalen will Polizeieinsätze reduzieren
    An vier Spieltagen in der ersten, zweiten und dritten Liga soll dies nun bis Ende September ausprobiert werden, so der SPD-Politiker. Den Schritt begründet er auch damit, dass durch den Aufstieg des 1. FC Köln und des SC Paderborn nun sechs Vereine aus NRW in der höchsten deutschen Spielklasse kicken.
    "Das macht deutlich: Wir müssen nicht weniger Kräfte einsetzen. Wir müssen sogar mehr Kräfte einsetzen. Aber diesen Anstieg wollen wir im Griff behalten. Weil zur Zeit bereits ein Drittel der Einsatzhundertschaften der nordrhein-westfälischen ausschließlich mit Fußball beschäftigt sind."
    Für Michael Dreier, Oberbürgermeister von Paderborn, geht Jägers Vorschlag in die falsche Richtung. Eine Reduzierung von Polizeikräften lehnt der CDU-Politiker ab:
    "Fußball in der Bundesliga ist eine öffentliche Veranstaltung. In der viele, viele Menschen zusammenkommen. Wir setzen hier in Paderborn sehr auf unsere Fans. Und ich denke, wir haben die Sicherheit hier immer sehr groß geschrieben. Und daher ist mein dringender Appell an den Innenminister, hier wirklich, daran festzuhalten, denn wir brauchen die Sicherheit in den Stadien."
    Der Deutsche Fußball-Bund und auch Reinhard Rauball, Präsident der Deutschen Fußballliga, zeigen sich offen für das NRW-Pilotprojekt. Allerdings signalisiert der Liga-Präsident auch Skepsis:
    "Ich hätte es lieber gesehen, wenn man dieses Pilotprojekt schweigend gemacht hätte, ohne die Öffentlichkeit zu informieren. Denn so könnte es sein, dass plötzlich diejenigen Gewinner dieser Situation sind, die wir gerade aus den Stadien raushalten wollen."
    DFL und DFB lehnen Beteiligung der Vereine an Einsatzkosten ab
    Ganz anders war die Reaktion kürzlich auf die Bremer Pläne ausgefallen. Die sehen vor, die Vereine künftig bei sogenannten Risikospielen an den Kosten für die Polizeikräfte beteiligen. Das lehnen die DFL und der Deutsche Fußballbund ab. Dabei sei es im Polizeirecht jedoch längst Praxis, Organisatoren von kommerziellen Veranstaltungen auch an den Polizeikosten zu beteiligen, sagt der Staatsrechtler Joachim Wieland im Deutschlandfunk. Ein Fußballspiel brächte Ausgaben - aber eben auch Gewinne, weshalb es legitim sei, einen Club in die Pflicht zu nehmen:
    "Da hat er selbstverständlich viele Kosten, er muss alle möglichen Leute bezahlen dafür, nicht zuletzt die Fußballspieler. Aber dann ist es auch nur fair, dass er auch die Polizisten zumindest zum Teil bezahlt, die für Ruhe und Ordnung bei dem Spiel sorgen."
    Der jüngste Vorstoß aus NRW, er zielt freilich in eine andere Richtung. Denn Innenminister Ralf Jäger will ja die Vereine nicht zur Kasse bitten - sondern eben weniger Polizisten zu den Spielen schicken.