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Fußball-EM
Russisches Aus mehr als eine Ohrfeige

Das EM-Aus Russlands war für die Kommentatoren im Land ein Beweis, dass der russische Fußball nicht konkurrenzfähig ist - und das zwei Jahre vor der Fußball-Weltmeisterschaft im eigenen Land. Das ist aber nicht die einzige Negativ-Schlagzeile, die der russische Sport während der EM produziert hat.

Von Hermann Krause | 20.06.2016
    Wales' Gareth Bale, links, und Russlands Denis Glushakov bei der Fußball-Europameisterschaft
    Keine Chance: Russland verliert 0:3 gegen Wales (picture alliance / dpa / Sputnik)
    Es ist eine Blamage sondergleichen, eine nationale Schande, ein Beweis, dass der russische Fußball nicht mithalten kann. Alle Kommentatoren sind sich einig: Die Niederlage gegen Wales war nicht nur eine Ohrfeige, es war ein Beweis für die Unfähigkeit des russischen Sports, international zu bestehen. Was also bleibt nach dieser unwürdigen Leistung? Zum Beispiel der deprimierte Verteidiger Roman Schirokow:
    "Wir können uns nur bei unseren Fans bedanken, für ihre Unterstützung und uns entschuldigen für unsere schlechte Spielweise."
    Wales hat Russland vorgeführt
    Das kleine Wales mit drei Millionen Einwohner hat das große Russland mit 146 Millionen Einwohnern vorgeführt. In Wales spielen international erfahrene Fußballer wie Gareth Bale oder Joe Allen, die russischen Mannschaften hingegen schmoren im eigenen Saft. Der Mittelfeldspieler Dimitri Kombarow:
    "Es fehlte uns an sportlicher Aggression. Wir haben wenig um die Bälle gekämpft, aber hätten wir in den Momenten, als wir sie hatten, wenigstens ein Tor geschossen, dann wäre das Spiel vielleicht anders verlaufen!"
    Russland soll fähiger Gastgeber der WM 2018 sein
    Die Frage ist nun, wie kann Russland Spieler aufbauen, die in zwei Jahren international bestehen können. Denn dann richtet Russland die Weltmeisterschaft aus, Wladimir Putin will Russland als fähigen und großzügigen Gastgeber präsentieren. Fußballerisch wird das wohl kaum gelingen, Trainer Leonid Slutzki sagt, die Zuschauer hätten solch ein Spiel wie gestern nicht verdient.
    Wenn es selbst bei solch einem Spiel nicht gelungen ist, diese Tragödie abzuwenden, dann hat der Trainer komplett versagt. Nun ist es notwendig, dass jemand anders versucht, die Mannschaft neu vorzubereiten und das Schicksal unseres Fußballs zu bestimmen.
    Hooligan-Problem wurde noch bejubelt
    Aber das ist nicht die einzige Negativ-Schlagzeile, die die WM für Russland produzierte. Der brutale Überfall der russischen Hooligans auf die Engländer und die Reaktionen in Russland zeigten, diese Schläger werden mehr oder weniger geduldet, wenn nicht sogar gefördert. Der Anführer der ultra - rechten Fans, Schprygin wurde des Landes verwiesen, war aber trotzdem gestern beim Spiel dabei. Er ist Mitarbeiter des Duma-Abgeordneten Igor Lebedew, der nach den Angriffen der russischen Hooligans gesagt hatte, "Weiter so!"