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Fußball im Iran
Iranische Frauen hoffen auf ein Ende des Stadionverbots

Eigentlich gilt für Frauen im Iran ein Stadionverbot. Der erzkonservative Klerus ist der Ansicht, dass Frauen nicht gemeinsam mit Männern ein Stadion besuchen sollten. Beim Spiel gegen Bolivien gab es eine Ausnahme. Frauen durften zum ersten Mal nach mehr als 30 Jahren ein Länderspiel mit anschauen.

Von Burcu Arslan | 17.10.2018
    Iranische Frauen schwenken während des Spiels gegen Bolivien Nationalflaggen auf der Tribüne.
    Zum ersten Mal nach mehr als 30 Jahren dürfen Frauen im Iran ein Länderspiel im Stadion mit anschauen. (dpa)
    Mit einem 2:1 endete das Freundschaftsspiel Iran gegen Bolivien am Dienstagabend. Die Iraner gewannen und wer sich am meisten darüber freute, waren die Frauen im Stadion, die das Spiel anschauten. Denn das ist eine Besonderheit: Frauen, die im Iran im Stadion sind. Zum ersten Mal nach mehr als 30 Jahren durften Frauen ein Länderspiel der iranischen Fußball-Nationalmannschaft im Stadion verfolgen. Der erzkonservative Klerus im Land ist der Ansicht, dass islamische Frauen in Fußballstadien, dazu auch noch gemeinsam mit Männern, nichts zu suchen haben.
    Bemühungen des iranischen Fußballverbandes, des Sportministeriums und sogar von Präsident Hassan Ruhani diesen Standpunkt zu ändern, hatten bis jetzt nur wenig Erfolg gehabt. Denn: der "oberste religiöse Führer", Ajatollah Ali Chamenei hat das letzte Wort in allen politischen Belangen und so auch in der Entscheidung, ob Frauen in Fußballstadien dürfen oder nicht.
    Ausgewählt Frauen durften zuschauen
    Beim Spiel Iran gegen Bolivien durften dann aber doch 100 ausgewählte Frauen zuschauen. Unter ihnen Angehörige der Nationalspieler, Angestellte des iranischen Fußballverbandes und auch diese zwei jungen Frauen: "Ich bin so glücklich darüber, dass ich im Azadi-Stadion sein darf. Wir sind alle Kinder des Iran und unser Herz schlägt für die iranische Nationalmannschaft."
    "Die Anwesenheit von Frauen hier im Stadion macht mich sehr glücklich. Wir Iranerinnen stehen in allen Familiendingen neben den Männern und haben einen großen Anteil in der Gesellschaft. Also möchten wir auch ein Teil von schönen Veranstaltungen sein und das Spiel gemeinsam mit den Männern schauen können", sagt eine andere.
    Der Beginn einer neuen Ära?
    Für Spieler und auch Irans Trainer Quiroz war das etwas Besonderes. Dies könne der Beginn einer neuen Ära im Iran werden, die er sehr begrüßen würde, sagte er nach dem Spiel. Auch in den iranischen Medien wurde über die Anwesenheit der Frauen im Stadion positiv berichtet. Fest steht aber, dass den meisten weiblichen Fans der Zugang ins Stadion weiterhin verweigert wurde.
    Bei der Weltmeisterschaft in Russland durften iranische Frauen für Iran-Spiele ins Stadion. Aber nur, weil dort Public Viewing angeboten wurde - bei Live-Spielen durften die Frauen nicht zuschauen. Das könnte sich vielleicht in Zukunft ändern.