Donnerstag, 18. April 2024

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Fußball in der Coronakrise
"Wir haben keine Krise des Fußballs gesehen"

Der Fußball werde sich nach der Coronakrise nicht großartig verändern, sagte Sportjournalist Ronald Reng im Dlf. Das Interesse der Menschen sei immer noch hoch - speziell auf anderen Kontinenten. "In einem Jahr sind die Menschen wieder hungrig nach Fußballspielen", sagte der Buchautor.

Ronald Reng im Gespräch mit Matthias Friebe | 12.04.2020
Speiele rvon Inter Mailand und Rasgrad in einer Spielszene vor leeren Zuschauerrängen. Im Vordergrund eine Bank mit zwei Männern in orangefabenen Sicherheitswesten.
Die Fußballer hätten in der Coronakrise schon erkannt, dass sie priviligiert sind und etwas abgeben müssten, sagte Sportjournalist Ronald Reng im Dlf. (dpa/ XinHua/ Alberto Lingria)
Sportjournalist und Buchautor Ronald Reng glaubt an keine Neuordung des Systems Fußballs nach der Coronakrise. Man müsse nur an die Zeit nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 oder der Asiatischen Grippe 1957 denken: "Der Fußball wird so weiter funktionieren, wie er vorher war", sagte Reng im Deutschlandfunk.
Zwar spüre man in Deutschland, dass der Fußball sich in einer Blase befinde, doch weltweit sehe das anders aus. "Es gibt neue Märkte in Australien, den USA oder Afrika, da wollen die Menschen auch endlich die Premier League-Spiele auf ihrem Handy sehen", sagte er.
Kein Doping oder Bestechung
Zudem sei es wichtig zu betonen, dass es sich um eine gesundheitliche Krise handele. "Wir haben jetzt keine Krise des Fußballs gesehen. Wir haben keine bestochene oder gedopte Spieler gehabt. In einem Jahr sind die Leute wieder hungrig nach Fußballspielen. Das wird bei den Menschen ganz vorne stehen."
Ronald Reng, deutscher Sportjournalist und Buchautor. Er schrieb mit Teresa Enke die Robert Enke Biografie "Robert Enke. Ein allzu kurzes Leben". Aufgenommen am 06.10.2010 auf dem "Blauen Sofa" des ZDF auf der Frankfurter Buchmesse .
Ronald Reng, deutscher Sportjournalist und Buchautor. (picture-alliance / dpa / Erwin Elsner)
Reng, der früher in Spanien und England gelebt und aktuell in Bozen in Südtirol wohnt, sagte zu der disktutierten Fortsetzung des Spielbetriebs der Bundesliga im Mai:
"Der Wunsch der Vereine nach Geisterspielen liegt darin begründet, finanziell nicht abzusacken, um damit seine Rechnungen und Gehälter bezahlen zu können. Der Fußball ist auch ein Geschäft und die wollen einfach ihr Geld wiederhaben", sagte Reng. Das sei nicht verwerflich. Jeder andere Firma würde ähnlich handeln.
In Italien und Spanien ist die Situation eine andere
In Italien und Spanien mit den vielen Todesfällen, sei die Situation nüchterner. "Da ist der Fußball viel weiter nach hinten gerückt." Dort spreche man realistisch von einer Wiederaufnahme des Spielbetriebs frühestens Ende Mai.

"Nach anfänglichen Problemen, haben sich auch die Vereine dem Diktat der Virologen unterworfen. Es ist in Deutschland nicht vertretbar, dass der Fußball vorher anfängt zu spielen, bevor VW die Produktion wieder hochfährt und das normale Leben wieder zurückkehrt", sagte der Buchautor.
Angesprochen auf die Solidarität im Fußball in Zeiten der Coronakrise, bei der beispielsweise die vier deutschen Champions-League-Teilnehmer einen Notfonds in Höhe von 20 Millionen Euro für bedrohte Vereine finanzieren wollen, sagte Reng: "Die Vereine brauchen sich gegeneinander, anders als die Autofirmen. VW braucht Daimler nicht, die wären froh, wenn sie einen Konkurrenten los wären. Im Fußball braucht man immer einen Gegner, um spielen zu können. Das verbindet so ein bisschen."
"Die Solidarität der Fußballer mit der Gesellschaft sehe ich schon"
Anders als in Deutschland, Spanien und Italien hatten sich die englischen Fußball-Profis in der Coronakrise immer noch nicht zu Gehaltskürzungen bekannt.

Die Fußballer hätten schon erkannt, dass sie priviligiert sind und etwas abgeben müssten. "Die Solidarität der Fußballer mit der Gesellschaft sehe ich schon, Solidarität untereinander wird immer brüchig bleiben", sagte Reng zu Debatten über einen Gehaltsverzicht von Fußball-Profis.