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Fußball
"Könnte Uerdingen doppelt erschüttern"

Der Ex-Bundesligist KFC Uerdingen hat den Aufstieg in die 3. Liga geschafft - die Freude hält sich aber in Grenzen. Denn nach dem Sieg in der Relegation prüft der DFB die Zulassung des Klubs. Die Krefelder könnten einen folgenschweren Formfehler begangen haben.

Bernhard Krieger im Gespräch mit Jessica Sturmberg | 31.05.2018
    Blick eine Seite des Stadion mit der Zuschauertribüne.
    Uerdingens Stadion: Ort großer Erfolge und bitterer Niederlagen. (imago )
    Bernhard Krieger: Im Fußball von der 4. in die 3. Liga aufzusteigen - das ist ein echter Kraftakt: Fünf Regionalligameister und der Zweite der Regionalliga Südwest streiten sich um drei Aufstiegsplätze. Da sollte die Freude bei den Aufsteigern besonders groß sein - sollte man meinen. Der frühere Bundesliga-Verein KFC Uerdingen, hat den Aufstieg geschafft - die Freude hält sich aber in Grenzen. Denn nun hören wir der Aufstieg ist wegen eines Formfehlers wieder in Gefahr. Wie konnte es denn dazu kommen Jessica Sturmberg?
    Jessica Sturmberg: Die Vereine müssen beim Deutschen Fußball-Bund diverse Bedingungen für das Lizenzierungsverfahren erfüllen. Dazu gehört, dass sie nachweisen, ausreichend liquide zu sein, um den Ligabetrieb durchführen zu können. Reisekosten, Sicherheitsauflagen, Anforderungen an das Stadion usw. muss alles finanziell zu stemmen sein. Und das müssen die Vereine, die potenziell aufsteigen können und das auch wollen, alles vorbereiten. Da gibt es eine Frist, innerhalb derer alles eingereicht bzw. nachgewiesen sein muss und bei der Liquiditätsreserve hat Uerdingen möglicherweise diese Frist gerissen.
    Krieger: Also ein Formfehler, der eine erfolgreiche Saison ruinieren könnte?
    Sturmberg: Ja, das wäre so, der Zulassungsbeschwerdeausschuss des DFB wird am Montag anhand der vorliegenden Unterlagen überprüfen, ob diese Liquiditätsreserve fristgerecht gestellt wurde oder eben nicht. Und falls nicht, hat der DFB auch schon angekündigt, dass es keinen Ermessensspielraum geben würde, wegen der "Drittbetroffenheit der anderen Bewerber, für die dieselben Fristen und Regeln galten".
    "Übergang in die 3. Liga ist problematisch, weil besonders schwierig"
    Krieger: Und wer würde anstelle der Uerdinger aufsteigen?
    Sturmberg: Waldhof Mannheim. Der Zweite der Regionalliga Südwest. Das war der Gegner im Aufstiegsplayoff. Generell ist der Übergang von der Regionalliga in die 3. Liga problematisch, weil besonders schwierig.
    Wir hatten es schon erwähnt, es gibt fünf Regionalligen, derzeit noch drei Aufstiegsplätze. D.h. die fünf Regionalligameister sowie der Zweite der Regionalliga Südwest machen unter sich die drei Aufsteiger aus. KFC Uerdingen hatte als Gegner eben Waldhof Mannheim, das Hinspiel hatte Uerdingen zu Hause 1:0 gewonnen, das Rückspiel wurde in der 82. Minute beim Stand von 2:1 für Uerdingen abgebrochen wegen Ausschreitungen von Mannheimer Anhängern. Der DFB hatte das Spiel zu Gunsten von Uerdingen gewertet.
    Da stand die Frage im Raum, hängt das mit dem generellen Unmut über diese Aufstiegsregelung zusammen? Sie ist ein Nadelöhr und der DFB hat deswegen die Regelung für die nächsten zwei Spielzeiten ein kleines bisschen geändert: Mit einem vierten Aufstiegsplatz in die 3. Liga und nur noch ein Aufstiegsspiel zwischen zwei Regionalligameistern. Es wird gelost, welche beiden Regionalligen es trifft, die eine Relegation ausspielen müssen.
    "Ponomarev will sein Engagement beim KFC nicht aufrecht erhalten"
    Krieger: Wie reagiert der Verein darauf?
    Sturmberg: KFC Uerdingen hat eine Bundesliga-Vergangenheit, früher ja bekannt Bayer Uerdingen, die endete Mitte der 90er, als der Bayer-Konzern sich zurückzog. Da fiel der Verein in ein finanzielles, und in der Folge auch ein sehr sportliches Loch, aus dem sich der Verein sehr mühsam herausgearbeitet hat, dass muss man einfach als Hintergrund wissen, um das einzuordnen. Zuletzt mit Hilfe seines Präsidenten Mikhail Ponomarev. Er wird auf der Internetseite vom KFC Uerdingen zitiert mit den Worten, wie geschockt sie seien über das Statement des DFB.
    Zum ersten Mal in der Geschichte des Vereins sei eine Relegation gewonnen worden, inklusive des chaotischen Spiels in Mannheim, bei dem die Familien und Spieler angegriffen, beleidigt und bespuckt worden seien. Dazu habe der Verein geschwiegen, sich professionell verhalten und sich den Aufstieg verdient, sagt Ponomarev.
    Es sei alles erfüllt und Fristen eingehalten worden. Also man könne nicht die Qualität der Dienstleister, und die Arbeitsweise der Banken kontrollieren.
    Der Verein habe alles richtig gemacht. Für ihn stehe fest, dass - wenn der DFB die Zulassung für die 3. Liga nicht erteilt - könne er sein Engagement beim KFC Uerdingen nicht aufrecht erhalten.
    D.h., das könnte den Verein doppelt erschüttern. Und die Stadt Krefeld auch, die hatte nämlich schon Pläne das Stadion auszubauen.
    Krieger: Sie haben den Präsidenten angesprochen, wer ist dieser Mikhail Ponomarev?
    Sturmberg: Ein russischer Investor, Geschäftsführer von Energy Consulting, was auch der Hauptsponsor des KFC Uerdingen ist. Energy Consulting ist in der Energiebranche aktiv, und bietet Dienst- und Beratungsleistungen in dem Bereich an. Ponomarev engagiert sich seit März 2015 beim KFC, seit Juni 2016 ist er Präsident. Zwischenzeitlich hatte er sich auch beim Eishockeyclub Düsseldorfer EG beteiligt und beim englischen Fußball-Klub AFC Bournemouth.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.