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Fußball
Russisches Parlament will Sportsponsoring beschränken

Im russischen Parlament liegt ein Gesetz vor, das das Sportsponsoring staatlicher Monopolisten einschränken soll. Ein solches Gesetz würde nicht nur den russischen Sport und insbesondere den Fußball betreffen, sondern hätte auch europaweit Folgen.

02.12.2013
    Schalke 04, der UEFA und der russischen Fußball-Liga drohen schwere Zeiten. Im Unterhaus des russischen Parlaments liegt ein Gesetz vor, dass das Sportsponsoring staatlicher Monopolisten massiv einschränken soll. Vor allem die Unternehmen Gazprom und Rosneft stehen im Fokus.
    Die Abgeordneten kritisieren in erster Linie, dass die gezahlten Summen die marktüblichen Preise weit überschreiten. In dieser Hinsicht befinden sich die Parlamentarier auf einer Linie mit der Europäischen Fußball-Union. Die UEFA untersucht jetzt im Rahmen des Financial Fairplay die Etats der Klubs ebenfalls daraufhin, ob Sponsoringverträge zu marktüblichen Bedingungen abgeschlossen werden.
    Ein solches Gesetz würde nicht nur den russischen Sport und besonders den Fußball betreffen, sondern hätte auch europaweit Folgen. Denn im Kampf um Marktanteile auf dem europäischen Energiemarkt versucht Gazprom über Fußball-Sponsoring sein Image zu verbessern und gibt dabei mit vollen Händen Geld aus. Gazprom ist bei Klubs wie Roter Stern Belgrad, Chelsea London und dem FC Schalke 04 engagiert. Für die schuldengeplagten Gelsenkirchener war Gazprom ein Rettungsanker in Krisenzeiten. Die Millionen des Energieriesen hievten Schalke auf Platz zwei im Trikotsponsoring der Fußball-Bundesliga, noch vor dem erfolgreicheren Reviernachbarn Borussia Dortmund. Nur Branchenprimus Bayern München kassiert mehr als die Gelsenkirchener, die seit 2007 jährlich 15 Millionen Euro plus Erfolgsprämien erhalten. Bis 2017 läuft der Vertrag noch.
    Gazprom und die UEFA
    Auch die UEFA ist mit Gazprom verbandelt. Nach dem Engagement in der Europa League gehört das russische Unternehmen seit vergangener Saison zu den Top-Sponsoren der Champions League. Und der Fußball-Weltverband FIFA ist erst im September dieses Jahres eine Partnerschaft mit den Russen eingegangen.
    Noch gravierender wären jedoch die Folgen für den russischen Fußball. Der Vormarsch in Europa würde jäh gestoppt. Dreiviertel der russischen Premier League ist von den Geldern staatlicher Unternehmen abhängig. Oft machen ihre Zahlungen 80 bis 95 Prozent der Klubbudgets aus. So gehören die Spitzenklubs ZSKA Moskau und Zenith St. Petersburg den Monopolisten Rosneft und Gazprom. Das Problem: Es gibt zu wenig private Unternehmer, die in Fußball investieren und für die Staatsfirmen einspringen könnten.
    Derzeit engagiert sich nur noch Milliardär Sergej Galitsky beim FK Krasnodar. Dagegen hat Suleiman Kerimov auf Grund wirtschaftlicher Probleme seine Unterstützung für Anzhi Makhachkala massiv gesenkt. Samuel Eto‘o und die anderen Stars haben den Verein schon wieder verlassen.